Washington wehrt sich vergeblich

Leonard Fournette sprang im Playoff-Spiel für den verletzten Ronald Jones ein.Am Morgen des Spieltages war klar, dass NFC-East-Champion Washington auf Quarterback-Routinier Alex Smith verzichten musste. Die Wadenverletzung am vor zwei Jahren so schwer verletzten Bein verbat jedes Risiko, der unerfahrene Taylor Heinicke musste das Team also in das Spiel gegen die Tampa Bay Buccaneers mit dem Playoff-Quarterback schlechthin - Tom Brady - führen. Der Sieger stand für Fans und Experten also von vornherein wohl fest. Allerdings lieferten die Washingtoner "Davids" dem Goliath einen aufopferungsvollen und beherzten Kampf - die nächste Runde erreichten aber die Buccaneers mit einem 31:23-Erfolg.

Für Tampa Bay war neben Tom Brady diesmal Leonard Fournette der Matchwinner. Brady warf 22 vollständige Pässe für 381 Yards und zwei Touchdowns bei 40 Passversuchen und ohne Interception - die personifizierte Playoff-Routine eben, nicht überwältigend, nicht spektakulär, aber in aller Ruhe bestechend und souverän. Bei 19 Läufen erlief Fournette 93 Yards Raumgewinn und einen Touchdown, womit die Buccaneers dafür belohnt wurden, für den eigentlichen Running Back Nummer eins Ronald Jones eine solch hochkarätige Rückversicherung eingekauft zu haben. Jones war gleich im ersten Viertel mit einer Oberschenkelverletzung vom Platz gegangen. Fournette übernahm nahtlos und sorgte dafür, dass die Buccaneers nicht zu sehr ins Passspiel gezwungen wurden, was der einzigen tatsächlich nach NFL-Maßstäben nennenswerten Stärke des Teams aus der US-Bundeshauptstadt - dem Pass Rush - vielleicht in die Karten gespielt hatte.

Die Entscheidung fiel schließlich auch, als Tampa Bay im vierten Viertel mit dem Touchdown-Lauf von Fournette 28:16 in Führung ging. Auf dem Weg zum Touchdown-Lauf überbrückten die Buccaneers da 69 Yards mit sieben Spielzügen in etwa drei Minuten. Das Feld überbrückten die Gäste zwar mit verstärktem Passspiel, wofür schon ein Pass auf Mike Evans für 20 Yards Raumgewinn zu Beginn bürgte. Washingtons Defense musste in dieser Serie dann doch einem harten Arbeitstag, der schon hinter ihr lag, Tribut zollen.

Zu Beginn sah dies noch anders aus. Tampa Bay kam in der ersten Serie "nur" zu einem Field Goal zur Führung, nachdem Washingtons Abwehr in der eigenen Red Zone zwei Brady-Pässe abwehren konnte. Die zweite Serie der Bucs stoppte man sogar noch in deren Hälfte. Kurz keimte Hoffnung an der Seitenlinie Washingtons auf, als Heinicke einen langen Pass auf Cam Sims in die Buccaneers-Hälfte anbrachte. Wenig später aber scheiterte er mit dem Passversuch auf Terry McLaurin, als Sean Murphy-Bunting den Ball abfing. Zwei Minuten später bediente Brady Antonio Brown per Touchdown-Pass.

Teilerfolg für Washington war immerhin, dass der PAT-Kick geblockt werden konnte. Im Anschluss lief es auch im Angriff der Gastgeber rund, Heinicke zeigte, dass das NFL-Potenzial bei ihm und seinen Receivern sehr wohl vorhanden ist. Einige gute Pässe, gemixt mit eigenen Läufen des Quarterbacks und von Running Back Antonio Gibson bereiteten das 7:9 durch J.D. McKissic vor. Doch noch schneller folgte der Rückschlag. Antonio Brown überraschte Washingtons Defense mit einem 22-Yard-Lauf, Brady und Fournette brachten den Bucs-Angriff zum First Down an Washingtons 27-Yard-Linie in Stellung, und von dort bediente Brady Chris Godwin zum 15:7.

Dem gestoppten Conversion-Lauf von Fournette folgte zwar ein zunächst hoffnungsvoll startender Drive der Offense Washingtons nach dem zuvor bewährten Muster - diesmal ging es aber nur bis ins Mittelfeld, ehe ein Third-Down-Pass von Heinicke nicht gefangen wurde. Tampa Bay ließ Fournette seine Arbeit machen und kam vor der Pause zum 18:7 per Field Goal. Washington witterte nach der Pause Morgenluft, kam in Tampa Bays Red Zone, doch nach einem abermals vergebenen Passversuch im dritten Versuch reichte es auch hier nur zum Field Goal.

Spannend wurde es aber im dritten Viertel dennoch. Denn Washingtons Defense bekam nun Brady und Co. ziemlich gut in den Griff und wurde durch einen von Daron Payne eroberten freien Ball nach Fumble von Ke'Shawn Vaughn belohnt. Mit Heinickes eigenen Scramble-Läufen hatten die Bucs so ihre Probleme, mit einem brachte der mutige Quarterback sein Team bis auf zwei Punkte an den Ausgleich heran. Nur der Passversuch zur Two Point Conversion scheiterte.

Tampa Bay wusste nun - ein Selbstläufer würde die Partie eben nicht werden. Gewissheit herrschte aber auch darüber: Brady bewahrt die Ruhe und bleibt beim bis dahin bewährten Game Plan. Daran änderte auch ein Quarterback Sack nichts, der die Buccaneers zwang, sich mit einem weiteren Field Goal zufrieden zu geben. Anders Washington und Heinicke: Als eine Führung in Reichweite rückte, verloren die Gastgeber den Faden ein wenig, und zu allem Überfluss zog sich Heinicke beim abermals vergebenen Third-Down-Pass auch noch eine Schulterverletzung zu. Er konnte weiterspielen, doch kam er erst wieder zum Zuge, als Brady die Buccaneers zum 28:16 durch Fournette geführt hatte.

Da blieben noch neun Minuten, die Chancen waren wieder dramatisch geschwunden - da bäumte sich Washingtons Angriff tatsächlich noch einmal auf. Heinickes schmerzende Schulter hin oder her: Vier Pässe zum First Down gelangen nun, und Washington marschierte 75 Yards über das Feld, auch der Abschluss durch Pass auf Steven Sims klappte. Auch das Vertrauen auf die Defense danach war nicht unbegründet: Mit seinem zweiten Quarterback Sack an Brady schien sich Daron Payne zum möglichen Matchwinner aufzuschwingen. Doch Brady stand auf, bediente im dritten Down Godwin per Pass, zwar kurz vor der First-Down-Linie, aber Kicker Succop erleichterte dies den Job natürlich ungemein.

Nach dem 31:23 war Washington gezwungen, im Angriff nun einen Touchdown samt Conversion herbeizuzaubern. Mit zwei Pässen drehte Heinicke tatsächlich auf. Doch an der Mittellinie baute sich Tampas Defense auf, zwang den gegnerischen Spielmacher zunächst zu zwei Fehlpässen und stellte ihn im dritten Down tief im Backfield zum Quarterback Sack. Es blieb ein Hail-Mary-Versuch, dann war eine ungewöhnliche Saison für das Team aus Washington beendet. Letztlich hatte man mehr erreicht, als zu hoffen gewagt wurde. Für Tampa Bay gilt dies (noch) nicht - da die Hoffnungen selbstverständlich auf den Super Bowl gehen, liegt ein weiter Weg noch vor dem Team. Aber man darf sich sicher sein: Brady weiß, wo es lang geht, und seine Mitspieler werden von seinen Führungsqualitäten weiter profitieren.

Auerbach - 10.01.2021

Leonard Fournette sprang im Playoff-Spiel für den verletzten Ronald Jones ein.

Leonard Fournette sprang im Playoff-Spiel für den verletzten Ronald Jones ein. (© Getty Images)

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