Spiel für die Geschichtsbücher

Lamar Jackson bleibt unersetzlich für die Ravens.Dieses Spiel war wie ein Werbefilm für die NFL. In einem hochdramatischen Spiel mit 12 Touchdowns siegten die Baltimore Ravens mit 47:42 und nehmen damit weiterhin Kurs auf die Playoffs. Vor allem das letzte Viertel hatte es mit 35 Punkten und einer ständig wechselnder Führung in sich. Kicker Justin Tucker blieb es vorbehalten, zwei Sekunden vor dem Ende mit einem Field Goal aus 55 Yards für die Entscheidung zu sorgen.

"Das war ein Spiel für die Geschichtsbücher und ich bin stolz, ein kleiner Teil davon zu sein. Besonders stolz bin ich auf unsere Spieler. Sie haben nie aufgesteckt und immer daran geglaubt, dass wir erfolgreich sein werden. Ein ganz dickes Lob geht aber auch an die Cleveland Browns. Sie haben heute sehr gut gespielt, wie wir auch. Es war ein unglaublich aufregendes Spiel was man nicht beschreiben kann. Ich bin begeistert von diesem Spiel", zeigte sich Ravens-Head-Coach John Harbaugh fast schon euphorisch.

Dabei übertreibt Harbaugh nicht. Es war ein offener offensiver Schlagabtausch der langsam aber sicher zu seinem Höhepunkt strebte. Dabei sah es Mitte des dritten Viertels keinesfalls nach einem dramatischen Ende aus.

Beim Stande von 28:20 für die Ravens unterlief Browns-QB Baker Mayfield ein fataler Fehler. Von der eigenen 13-Yard-Linie wurde sein Pass auf Rashard Higgens von Ravens-LB Tyus Bowser abgefangen und bis an die 1-Yard-Line der Browns zurückgetragen. Bowser hatte einen Blitz vorgetäuscht, lief dann aber zurück und dabei direkt in die Wurflinie von Mayfield. Mit einer Hand blockte er den Pass ab um dann mit der zweiten beherzt zuzugreifen und den Ball zu sichern. RB J.K. Dobbins erhöhte anschließend ohne Mühe auf 34:20 für die Ravens.

Gegen die Cleveland Browns früherer Jahre wäre dies wohl auch die Entscheidung gewesen, nicht so in 2020. Head Coach Kevin Stefanski hat es geschafft, aus einer Gruppe von Individuen ein kampfstarkes Team mit Charakter zu formen. Wenn es einmal schwierig wird, bricht das Team nicht mehr auseinander wie in früheren Zeiten. Darüber hinaus passt er seine Offense gezielt den Stärken seines Teams an. Nirgendwo wird dies deutlicher sichtbar als bei QB Baker Mayfield.

Mayfield sieht immer dann nicht gut aus, wenn er in der Pocket verharren und seine Reads abarbeiten muss. Stefanski macht daraus schlicht eine Stärke, in dem er Roll Out Pässe inzwischen fest in die Offense eingebaut hat. Hier kann Mayfield seine Beweglichkeit und sein Improvisionstalent ausspielen. Darüber hinaus erleichtert es ihm die Identifikation der Abschirmung durch die Defense. Unterstützt durch ein starkes Laufspiel wirkt Mayfield so wie ein zukünftiger MVP.

Angeführt von Mayfield folgte nach der Interception nun ein Touchdown nach dem nächsten für die Browns. Dumm nur, dass auch die Ravens erfolgreich blieben. Zunächst aber schien als, als ob das Schicksal den Browns ein wenig unter die Arme greifen würde. Ravens QB Lamar Jackson, von Krämpfen geplagt, musste in die Kabine. Weil Backup Robert Griffin verletzt ist, musste nun Nr. 3 Trace McSorley ran. Er machte seine Sache ordentlich, es reichte aber nicht, um die Führung der Browns zu verhindern.

Mit zwei Touchdowns in zwei langen Drives über 75 und 70 Yards zuzüglich einer Two-Point-Conversion machten die Browns aus dem Rückstand eine 35:34-Führung. Die Zuschauer im Stadion tobten. Obwohl das Stadion nur zu einem Bruchteil gefüllt war, machten diese Lärm wie ein ausverkauftes Stadion.

Dann der nächste Schock für die Ravens. McSorley vertrat sich und musste mit einer Knieverletzung vom Feld, 2:12 Minuten vor dem Ende. Die Ravens standen einem vierten Versuch und noch fehlenden fünf Yards gegenüber. Einen Quarterback Nr. 4 hatten die Ravens nicht mehr im Kader.

Just in diesem Moment joggte Jackson wieder aus der Kabine zurück aufs Feld. Ein Drehbuch aus Hollywood hätte dies nicht besser inszenieren können.

Harbaugh gab zu, dass er da ein wenig den Überblick verloren hatte: "Es ging alles so schnell. Wir konnten gar keinen Notfallplan ergreifen, da Lamar auf einmal wieder an der Seitenlinie stand. Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, dass Lamar schon aus der Kabine zurück war. Ein dickes Lob dafür an unsere medizinische Abteilung."

"Ich hatte ganz fürchterliche Krämpfe im Arm. Ich sagte den Coaches, dass ich nur in die Kabine gehe, um meinen Salzhaushalt wieder aufzufüllen. Ich bin in die Kabine, habe eine Spritze in den Arm bekommen und dann mit dem Trainer einige Übungen gemacht. Dann habe ich gesehen wie Trace sich verletzt hat. Da haben wir sofort abgebrochen und ich bin zurück aufs Feld", beschrieb Jackson die Situation nach dem Spiel.

Und es bedurfte nur eines einzigen Spielzuges von Jackson, um die Ravens wieder in Front zu bringen. Zunächst fand er keine Anspielstation und lief nach rechts. Er schien den First Down mit einem Lauf erreichen zu wollen, was die Abwehrspieler veranlasste zu attackieren. Dies nutzte WR Marquise Brown, um sich unbemerkt in den Rücken der Abwehr zu schleichen. Jackson hatte dann keine Mühe Brown anzuspielen, der bis in die Endzone sprintete. Die Ravens waren, auch dank einer Two-Point-Conversion, nun wieder in Führung (42:35). Aber noch waren 1:51 Minuten zu spielen.

Nun zeigten die Cleveland Browns, was für eine Entwicklung sie in dieser Saison bereits durchgemacht hatten. Vor Selbstbewusstsein strotzend benötigte sie nur vier Pässe und 47 Sekunden, um das Spiel wieder auszugleichen. RB Kareem Hunt fing einen kurzen Pass von Mayfield und sprintete allen Verteidigern an der Seitenlinie davon. Nun winkte scheinbar eine Verlängerung (42:42).

Wenn die Browns dabei einen Fehler gemacht hatten, dann nur, dass sie Jackson zu viel Zeit für einen Konter gelassen hatten. 1:04 Minuten sind in der NFL mitunter eine Ewigkeit. Und so kam was kommen musste. Jackson führte die Offense bis an die 37-Yard-Linie der Browns, von wo aus der sicherste Kicker in der Geschichte der NFL das Spiel mit seinem Field Goal aus 55 Yards zwei Sekunden vor dem Ende entschied. Bei dem anschließenden Versuch quasi in Rugby-Manier noch ein Wunder zu erreichen, landete der Ball noch zum bedeutungslosen Safety in der Endzone der Browns.

"Diese Niederlage ist natürlich sehr enttäuschend. Wir wollten diese Partie unbedingt gewinnen. Es war ein wirklich umkämpftes Spiel zwischen zwei sehr guten Mannschaften. Ich bin stolz dass unsere Spieler nie aufgegeben habe, aber am Ende hat es dann nicht ganz gereicht. Am Ende waren es viele kleine Fehler, die uns den Sieg gekostet haben", blieb Browns-Head-Coach Kevin Stefanski dennoch ruhig und gefasst.

Korber - 15.12.2020

Lamar Jackson bleibt unersetzlich für die Ravens.

Lamar Jackson bleibt unersetzlich für die Ravens. (© Getty Images)

Leser-Bewertung dieses Beitrags:

zur mobilen AnsichtStatistik zum SpielFotoshow Cleveland Browns - Baltimore Ravens (Getty Images)mehr News Baltimore Ravenswww.baltimoreravens.commehr News Cleveland Brownswww.clevelandbrowns.comSpielplan/Tabellen Baltimore RavensSpielplan/Tabellen Cleveland Browns
RegistrierenKennwort vergessen?

Login:

Kennwort:

dauerhaft: