Washington stürzt Pittsburgh

Terry McLaurinEs war angesichts der müden Leistungen der Steelers in den letzten Wochen nur noch eine Frage, wann und nicht ob. Am Ende ihrer "englischen" Wochen erlagen sie dem Team aus Washington im heimischen Stadion mit 17:23 und verzeichneten ihre erste Niederlage der Saison. Eine großartige aufspielende Defense aus Washington und ein, trotz des enormen Drucks der Steelers Defense, cooler QB Alex Smith machten die große Überraschung möglich.

"Wir wussten, dass es sehr schwer werden würde. Sie sind die beste Defense der NFL wenn es um Turnover geht. Also durften wir uns keine Fehler erlauben. Es hieß für uns geduldig zu sein, notfalls zu punten und auf unsere Chancen zu warten. Kurz vor der Halbzeit hatten wir unseren ersten guten Drive. Das war extrem wichtig und dass wir ihn mit einem Field Goal abschließen konnten. Damit gingen wir mit gutem Selbstbewusstsein in die Kabine. Wir wussten auch, dass wir den Ball zu Beginn der zweiten Halbzeit bekommen würden. Und als wir da gleich den Touchdown gemacht hatten, waren wir uns sicher, dass wir das Spiel würden drehen können",erläuterte Alex Smith nach der Partie.

Das Field Goal zum Ende der Halbzeit war dabei schon ein wenig kurios. Washington hatte keinen Time Out mehr und Smith wurde an der 31-Yard-Linie der Steelers gesackt. Da sie keine Time Outs mehr hatten und die Uhr unerbittlich weiter tickte, rannte Smith und die Offense schnell wie möglich vom Feld. Doch der Kick verzögerte sich. Es war kein Ball mehr da. So sahen sich die Referees gezwungen, die Zeit zu stoppen und auf den Ball von Washingtons Seitenlinie zu warten. Diese kostbaren Sekunden machten den erfolgreichen Kick zum 3:14 aus Sicht Washingtons erst möglich.

Des Rätsels Lösung wurde kurz danach sichtbar. Smith hatte den Ball mit vom Feld genommen. Dies hatte er jedoch nicht in der Absicht mitgenommen um das Spiel zu verzögern, sondern weil er seiner Seitenlinie die Chance geben wollte, den speziellen "Kicking Ball" aufs Feld zu bringen. Dort registrierte jedoch niemand diese Aktion. Insofern waren die Referees gezwungen das Spiel zu stoppen. Es ist fraglich, ob Washington auch ohne diese Aktion noch in der Lage gewesen wäre, rechtzeitig das Field Goal zu kicken.

Unstrittig war jedoch der Touchdown von Washington zu Beginn der zweiten Hälfte. Mit 14 Spielzügen über 82 Yards und einem erfolgreichen Abschluss durch RB Peyton Barber (1-Yard-Lauf) zum 10:14 war die Partie auf einmal wieder komplett offen. Vorausgegangen war jedoch ein kritischer Fehler von LB T.J. Watt. Die Defense der Steelers hatten Washington bereits im vierten Versuch gestoppt, als ein Holding Penalty Washington vier neue Versuche bescherte. Gleich den ersten nutzte Barber.

Damit war der Spielverlauf ein wenig konterkariert worden. Denn in der ersten Hälfte hatten die Steelers die Partie bestimmt, ohne jedoch zu überzeugen. Eine 14:0-Führung durch die WR Diontae Johnson und James Washington, beides auf Vorlage von Ben Roethlisberger, deuteten zumindest auf einen Erfolg der Steelers hin. Bis dahin hatte Washingtons Angriff nämlich kaum etwas zustanden gebracht, aber zumindest jeden Turnover vermieden.

Nun konnte man zusehen, wie das Spiel langsam aber sicher in Richtung Washingtons kippte. Die Mängel in der Offense der Steelers traten immer deutlicher zu Tage. Das Laufspiel war schon wieder nicht existent. Am Ende hatten die Steelers gerade einmal 21 Yards erlaufen, neuer Tiefpunkt in dieser Saison. Aber auch das Passspiel baute immens ab. Wie schon gegen Baltimore ließen die Receiver der Steelers immer wieder genaue Pässe von Roethlisberger fallen, acht insgesamt. Darüber hinaus machte das fehlen von langen Pässen es den Defensive Backs von Washington sehr einfach, die kurzen Pässe immer wieder zu unterbinden. Ein Field Goal blieb die magere Ausbeute der Steelers in der kompletten zweiten Hälfte.

Bei Washington lief es dagegen nun deutlich besser. Da half sicher auch der verletzungsbedingte Ausfall von Steelers-ILB Robert Spillane und Steelers-CB Joe Haden. Washington nutzte diese, um gezielt deren Vertreter zu attackieren, wie Smith später zugab. Besonders kritisch war dabei der Ausfall von Spillane. Für ihn kam ILB Vince Williams, eine Bank gegen das Laufspiel, aber langsam und unbeweglich. Dies machte sich Washington zu nutze und attackierte ihn nun konstant mit Pässen auf RB J.D. McKissic. Es war ein ungleicher Kampf. McKissic fing 10 Pässe für 70 Yards Raumgewinn, eine neue persönliche Bestleistung.

Es war absehbar was kommen musste. Nach einem weiteren Field Goal für Pittsburgh (10:17) glich TE Logan Thomas mit einem Touchdown auf Vorlage von Alex Smith über 15 Yards zum 17:17 aus. Und nach einem weiteren Punt der Steelers erhöhte Kicker Dustin Hopkins sogar auf 20:17 für Washington.

Doch noch war genügend Zeit (2:49 Minuten) und Pittsburgh hätte das Spiel drehen können. Doch es sollte nicht sein. Gleich der erste Pass von Roethlisberger endete in einer Interception. DE Montez Sweat, der den Steelers den ganzen Abend das Leben schwer gemacht hatte, blockte den Pass ab. Der Ball trudelte von dort in die Arme von Jon Bostic. Daraus entstand ein weiteres Field Goal zum 23:17-Endstand.

Dies war Washingtons dritter Sieg in Folge, die damit gute Chancen haben die NFC East zu gewinnen. Dies hätte nach dem verpatzten Saisonstart wohl niemand vermutet. Noch einmal Alex Smith: "Es ist nicht entscheidend wir wir die Saison begonnen haben. Es ist entscheidend wie wir im Dezember abschneiden."

Nimmt man dies als Maßstab, muss man sich ernsthafte Sorgen um die Steelers machen. Nichts erinnert mehr von den großartigen Auftritten wie gegen Tennessee oder Cleveland zu Saisonbeginn. Zunehmend rutscht das Team in ein Leistungstief, gerade als es auf die Zielgerade geht. Dabei macht vor allem die Offense große Sorgen. Positiv bleib anzumerken dass Roethlisberger wieder einmal nicht gesackt wurde, im fünften Spiel in Folge. Des Weiteren ist diese Niederlage folgenlos für die Playoff-Platzierung in der AFC, da Washington in der NFC spielt. Derzeit halten die Steelers also noch die Spitzenposition vor den Chiefs.

Aber auch in der Defense läuft nicht mehr alles so rund wie zum Saisonbeginn. Dies ist vermutlich den vielen Verletzungen geschuldet. Aber es muss einen nachdenklich stimmen, wie oft die Gegner der Steelers zuletzt mit langen Pässen zum Erfolg kommen.

Steelers-Head-Coach zeigte sich nach der Niederlage aber eher etwas erleichtert, ganz anders wie nach seiner Brandrede nach dem glücklichen Sieg über die Ravens. "Eine Saison ist wie eine lange Reise. Und an jedem Punkt dieser Reise lernt man etwas über sich selbst. Wir haben uns nun dieser Niederlage zu stellen und die Chance daraus zu lernen". Fast schien es als ob Tomlin froh sei, dass das Gerede über eine Saison ohne Niederlage nun vorbei ist und man sich wieder auf die kleinteilige Arbeit konzentrieren kann.

Korber - 08.12.2020

Terry McLaurin

Terry McLaurin (© Getty Images)

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