Warten auf die erste Playoff-Rangliste

Cincinnati hat nach dem Sieg bei Central Florida weiterhin Chancen, als erstes Group-of-Five-Team die Playoffs zu erreichen.In der Nacht von Dienstag zu Mittwoch deutscher Zeit wird das Playoff Selection Committee, das am Ende der Regular Season darüber entscheidet, welche Teams in den beiden Playoffs um den Einzug ins National Championship Game spielen, seine erste Top-25-Rangliste dieser Saison veröffentlichen. Und wie in jedem Jahr, so wird man auch dieses Mal versuchen, aus dieser ersten Rangliste herauszulesen, wer die besten Chancen hat, auch am Ende auf einem der ersten vier Plätze zu landen. Besonders gespannt ist man darauf, wo das Gremium die beiden bis jetzt besten Teams, die nicht aus einer der Power Five Conferences kommen, Cincinnati und BYU, platziert und ob sich aus deren Platzierung Rückschlüsse auf deren Chancen, die Playoffs zu erreichen, ziehen lassen. Allzu große Hoffnungen auf die Playoff-Premiere eines Group-of-Five-Teams oder eines Independents jenseits von Notre Dame sollte man sich freilich nicht machen. Wenn es vor allem in der SEC, der ACC und der Big Ten Conference an den kommenden vier Wochenenden nicht völlig drunter und drüber geht, werden die Playoff-Plätze wohl wieder an Teams aus den Power Five Conferences gehen.

Das Aussehen der ersten Playoff-Rangliste ist an der Spitze leicht vorhersagbar. Die Top-Vier werden dieselben sein wie in den beiden Umfrage-Ranglisten der Journalisten und Head Coaches. Alabama, das am Samstag mit 63:3 gegen ein durch Verletzungen und Corona-Ausfälle dezimiertes Kentucky gewann, wird Platz eins belegen, weil es bislang das dominantestete Team war. Zweiter wird das am Samstag spielfreie Notre Dame sein. Mit dem Sieg gegen Clemson Anfang November könnte man auch Platz eins für die Fighting Irish ins Auge fassen, weil Clemson in dem Spiel aber einige Stamm-Spieler verletzungs- und Covid-19-bedingt fehlten und Notre Dame in den Spielen zuvor nicht immer wirklich überzeugte, wird es wohl doch eher Platz zwei werden. Dritter wird nach dem 42:35-Erfolg im Top-Ten-Duell mit Indiana der Big-Ten-Favorit Ohio State sein, Vierter Clemson, dessen Gastspiel bei Florida State am Samstag kurzfristig und unter etwas merkwürdigen Umständen abgesagt wurde. In den Umfrage-Ranglisten folgen unmittelbar hinter Clemson mit Texas A & M und Florida zwar zwei weitere Teams mit einer Niederlage in der Bilanz, aber deren Saison-Gesamtleistung war bislang etwas schwächer als die von Clemson, und Beide konnten an diesem Spieltag keine "Style Points" dazugewinnen. Texas A & Ms Partie gegen Mississippi fiel aus, weil sich zu viele Spieler der Aggies in Quarantäne befanden, und Florida gewann beim sieglosen Vanderbilt mit 38:17, hatte dabei aber bis weit in die zweite Halbzeit mehr Mühe als erwartet.

Von letzterem könnten die Playoff-Außenseiter Cincinnati und BYU profitieren. Beide sind noch ohne Niederlage. Cincinnati gewann am Samstag bei Central Florida mit 36:33, BYU gegen das unterklassige North Alabama mit 66:14. Für Beide gilt: Playoff-Chancen haben sie nur, wenn sie ungeschlagen durch die Regular Season kommen. BYU hat es in diesem Punkt einfacher. Die Cougars spielen nur noch einmal, am 12. Dezember gegen San Diego State, und werden die Regular Season wohl mit einer 10-0-Bilanz beenden. Die Kehrseite für die Cougars ist, dass sie sowohl im Vergleich zu den Playoff-Kandidaten aus den Power Five Conferences als auch im Vergleich mit Cincinnati ein viel zu leichtes Programm spielen. Cincinnati hat es in den letzten Spielen schwerer. Nach der Partie am kommenden Samstag bei Temple, die eigentlich keine große Herausforderung ist (Temple hat erst einmal gewonnen), spielt man am 12. Dezember bei Tulsa und eine Woche später im Championship Game der American Athletic Conference wahrscheinlich erneut gegen Tulsa. Wenn die Bearcats diese drei Spiele gewinnen und am Abend des 19. Dezember eine 11-0-Bilanz aufweisen sollten, haben sie eine Chance.

Helfen könnte Cincinnati und BYU wenn es, so wie es im Moment aussieht, tatsächlich zu zwei direkten Duellen zwischen den zurzeit vor ihnen platzierten Teams kommt und diese dann auch noch "passend" ausgehen. In der SEC werden wahrscheinlich Alabama und Florida im Conference Championship Game aufeinander treffen, und wenn die restlichen Spiele der Beiden so verlaufen, wie allgemein erwartet, dann in der Konstellation, dass Alabama ungeschlagen sein wird und Florida eine Niederlage auf dem Konto hat. In der ACC zeichnet sich für das Conference-Finale eine Neuauflage des Duells Notre Dame (ohne Niederlage) gegen Clemson (eine Niederlage) ab. Cincinnati und BYU bräuchten bei dieser Konstellation Siege von Alabama und Notre Dame, weil Clemson und Florida mit dann jeweils zwei Niederlagen aus dem Rennen wären. Alabama und Notre Dame wären dann sicher in den Playoffs. Der dritte Playoff-Platz wird höchstwahrscheinlich an Ohio State gehen. Dass die Buckeyes am Samstag Indiana nach zweimaliger 21-Punkte-Führung (28:7 und 35:14) noch bis auf einen Touchdown herankommen ließen, sah natürlich nicht gut aus, ebenso, dass sie im Gegezug nach Indianas 35:42 mit einem ausgespielten vierten Versuch an Indianas 7-Yard-Linie scheiterten. Wirklich in Gefahr, den Ausgleich zu kassieren, kamen sie aber nicht mehr, weil die Abwehr bei den folgenden zwei Angriffen der Hoosiers nur noch 18 Yards zuließ.

Das entscheidende Fazit aus dem Indiana-Spiel: Wenn die Buckeyes Ernst machen beziehungsweise ihr Potenzial bis zum Ende konzentriert abrufen, sind sie in der Big Ten zurzeit kaum zu schlagen. Die letzten Gegner sind Illinois und Michigan State auswärts sowie der bislang enttäuschende Erzrivale Michigan im eigenen Stadion. Den Einzug ins Big Ten Championship Game können sie eigentlich nicht mehr verpassen, und wer immer dort ihr Gegner ist, wird klarer Außenseiter sein. Die besten Karten, sich in der West Division durchzusetzen, hat Northwestern nach dem 17:7-Erfolg am Samstag gegen Wisconsin. Die restlichen Gegner - Michigan State und Minnesota auswärts, Illinois zu Hause - sind schlagbar, und zwei Siege aus diesen Partien reichen bereits zum Einzug ins Conference-Endspiel. Für die Wildcats wäre das ein großer Erfolg, aber zu erwarten, dass sie gegen Ohio State eine Chance haben, wäre doch zu verwegen. Cincinnati und BYU hätten freilich nichts dagegen, wenn sich Ohio State einen Ausrutscher leisten würde. Angesichts der unerwarteten Schwäche der Big Ten könnte schon eine Niederlage die Playoff-Ambitionen der Buckeyes zerstören.

Im Rennen ist vorerst auch noch die Pac-12 Conference, in der noch vier Teams ohne Niederlage sind, inklusive der beiden Favoriten auf das Erreichen des Conference Championship Games, Oregon und USC (jeweils 3-0). Einmal abgesehen davon, dass Beide in den bisherigen Spielen nicht auftraten wie ernsthafte Playoff-Kandidaten, gibt es noch ein anderes Problem: Der Pac-12 Champion wird inklusive Championship Game maximal sieben Spiele bestritten haben. Und das Gesamtniveau der Conference ist schwächer als das von SEC, ACC und Big Ten. Selbst wenn er alle Spiele gewinnt, würde es für den Pac-12 Champion sogar schwer werden, Teams mit einer Niederlage aus diesen drei Conferences hinter sich zu lassen. Und an einem ungeschlagenen Cincinnati käme man wahrscheinlich auch nicht vorbei. Aber erst einmal müssen sich sowohl Oregon als auch USC noch steigern, damit es zu ihrem erwarteten Duell um den Conference-Titel kommen kann. Oregon spielt unter anderem noch bei Washington und USC spielt noch bei Colorado und gegen UCLA, die in ihren bisherigen Spielen deutlich stärker auftraten als erwartet.

Die fünfte Power Five Conference, die Big Twelve, spielt seit Samstag keine Rolle mehr im Kampf um die Playoff-Plätze. Der letzte Hoffnungsträger der Conference, Oklahoma State, kassierte beim Lokalrivalen Oklahoma seine zweite Niederlage (13:41). Damit gibt es in der Big Twelve kein Team mehr mit weniger als zwei Niederlagen. Das vor der Saison favorisierte und durch Niederlagen gegen Iowa State und Kansas State zurückgeworfene Oklahoma könnte sich am Ende doch noch als Conference Champion durchsetzen, aber mit den beiden erwähnten Niederlagen in der Bilanz ist es nach derzeitigem Stand praktisch unmöglich, unter die Top-Vier der Playoff-Rangliste vorzustoßen.

Hoch - 23.11.2020

Cincinnati hat nach dem Sieg bei Central Florida weiterhin Chancen, als erstes Group-of-Five-Team die Playoffs zu erreichen.

Cincinnati hat nach dem Sieg bei Central Florida weiterhin Chancen, als erstes Group-of-Five-Team die Playoffs zu erreichen. (© Getty Images)

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