Kein schönes Sonntagnacht-Spiel
Die Philadelphia Eagles haben das "Spiel um die Tabellenführung der NFC East" gegen die Dallas Cowboys mit 23:9 dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte gewonnen. Es war die erwartet qualitativ schlechte Partie, die man angesichts diverser Ausfälle vorher befürchten musste.
Am besten ließ sich dies an einer fast schon komischen Abfolge knapp sechs Minuten vor dem Ende sehen: Die Cowboys beim Spielstand von nur 9:15 im Angriff an der Red Zone der Eagles mit 3. & 6. DiNucci hält zum wiederholten Mal an diesem Abend den Ball viel zu lange und wird vom wiedergenesenen Eagles Linebacker T.J. Edwards gesackt. Der erzwingt dabei ein Fumble, das so von beiden Seiten zunächst anscheinend nicht wahrgenommen wird.
Am schnellsten schaltet Safety Rodney McLeod, der den freien Ball 12 Yards weiter hinten aufnimmt und 53 Yards zum vorentscheidenden 21:9 sprintet. Der Zweipunktversuch durch einen Lauf von Backup Quarterback Jalen Hurts über die linke Seite misslingt kläglich.
Theoretisch hätten die Cowboys noch Zeit für etwas Produktives gehabt, aber die Eagles erzwingen ein schnelles 3 & Out. Der anschließende Puntversuch der Cowboys segelt vom Longsnapper ungefähr drei Meter zu hoch (!!!) über den Kopf von Punter Chris Jones hinten aus der Endzone. Die letzten zwei Punkte zum 23:9 Endstand. Irgendwie passend.
In der ersten Hälfte hatte die Defense der Cowboys ihren bisher wohl besten Auftritt überhaupt gezeigt: Carson Wentz wurde im Verlauf der Partie gleich zu vier Turnovern (!!!) gezwungen – zwei Fumbles sowie zwei Interceptions durch Trevon Diggs in und an der Endzone ließen die Dallas Anhänger hoffen.
Dass trotzdem nichts Zählbares heraussprang, lag an der der erneut enttäuschenden Cowboys-Offense, was man angesichts des Einsatzes eines Rookie Siebtrundenpicks aber so wohl auch befürchten musste.
DiNucci fiel vor allem durch Sidearm-Würfe auf, die jedoch nie ihr Ziel fanden. Er brachte insgesamt 21 seiner 40 Passversuche für übersichtliche 180 Yards an und wurde viermal zu Boden gebracht. Seine längste Completion ging über kurze 15 Yards; keinem Touchdown steht zwar auch keine Interception, jedoch gleich zwei verlorene Fumbles gegenüber.
Running Back Ezekiel Elliott war erneut weit von seiner Bestform entfernt und so auch keine große Hilfe: 19 Läufe für 63 Yards und ein Fang für 10 Yards sind seine enttäuschende Ausbeute. Boston Scott sah auf der anderen Seite wesentlich dynamischer aus, auch wenn er auch nur auf 15 Läufe für 70 Yards kam.
Dank der Fehler von Carson Wentz war die Partie lange offen, aber man hatte nie das Gefühl, dass die Eagles verlieren könnten. Spätestens mit dem Touchdown-Pass von Wentz auf Wide Receiver Travis Fulgham im dritten Viertel schien die Messe gelesen. Trevon Diggs war hier ausnahmsweise einen Schritt zu langsam, so dass Fulgham den über Diggs segelnden Ball aus 9 Yards zum 15:9 sichern konnte.
Die drei Field Goals von Kicker Greg Zuerlein, der bei sehr windigen Bedingungen noch einmal aus 52 Yards verzog (weit rechts vorbei), sind einfach zu wenig Offense, wenn man eine reelle Siegchance in der NFL haben will.
So konnten die Eagles ihre Tabellenführung in der NFC East nicht nur aufgrund der Bye Week Washingtons verteidigen; angesichts der vielen Verletzungen kommt ihnen die jetzt anstehende Spielpause in Woche 9 gerade recht; die Dallas Cowboys empfangen nächsten Sonntag um 22:25 Uhr die noch ungeschlagenen Pittsburgh Steelers.
Angesichts der gezeigten Leistungen sind die Siegchancen gegen das momentane Powerhouse aktuell wohl um die Null.
Carsten Keller - 02.11.2020
Travis Fulgham konnte erneut feiern - er fing den vorentscheidenden Touchdown-Pass von Carson Wentz (© Getty Images)
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