Ein katastrophales Zwischenfazit

Andy Dalton musste mit einer Gehirnerschütterung vom Feld - Fortgang ungewissSelbst wenn man die größten Pessimisten unter den Cowboys Fans im Sommer gefragt hätte, so wären sie wohl kaum mit einem ähnlich deprimierenden Szenario angekommen, wie es jetzt bittere Realität ist: Quarterback Dak Prescott verletzt, sein Backup im Gehirnerschütterungs-Protokoll, zwei Siege, von denen einer mehr als glücklich zustande kam, eine Defense, die den Namen auch nicht ansatzweise verdient, weil sie die meisten Punkte der Liga zulässt, und eine Offense, die Lichtjahre von ihrem vermeintlichen Potenzial entfernt ist.

Positives? Lässt sich auch bei genauerem Hinsehen kaum finden. Wenn ESPN Cowboys Insider Ed Werder in seinem Podcast erklärt, dass das womöglich die schlechteste Cowboys-Mannschaft ist, die er seit seiner "Amtsübernahme" 1989 begleiten und betreuen durfte, dann zeigt das das Ausmaß der Vollkatastrophe.

Das unter der Woche "aus anonymen Spielerkreisen" kritisierte "All Star Coaching Team" um Mike McCarthy trug bishr auch nicht dazu bei, an eine Wende zu glauben. Der Trainerstab wäre "einfach nicht gut in seinem Job."

Natürlich war klar, dass der Ausfall von Dak Prescott, der auf dem Weg zu allen möglichen Rekorden war, schmerzt. Aber dass Prescott mit seinen Auftritten vor allem die Schwächen seiner Mitspieler kaschierte, ließ sich so wohl kaum absehen.

Aber zufällig hatte man ja – auch dank Corona – einen langjährigen Starter in Andy Dalton als Backup bekommen - im Sommer noch Grund für Lobeshymnen und Schulterklopfen bei Jerry Jones. Dalton konnte aber in seinen bisherigen Einsätzen kein bisschen nachweisen, warum er so viele Spiele – und auch Erfolge – auf dem Buckel hat. Als er am Sonntag nach einem illegalen und überharten Hit von Linebacker Bostic vom Platz getragen werden musste, gab es nicht einen Spieler im Cowboys-Dress, den dies zu stören schien.

Keine Reaktion.

Kein Lebenszeichen.

Ein Umstand, der auch dem Head Coach nicht verborgen geblieben war: "Wir sprechen die ganze Zeit darüber, für einander einzustehen, uns gegenseitig zu schützen. Das war definitiv nicht die Antwort, die man erwartet hätte."

Es passt zu den lustlosen Cowboys in der 2020er Edition, die in der Defense jeden Drive des Gegners nutzen, um Punkte zuzulassen. Antonio Gibson durfte für 128 Yards laufen, obwohl er in den Wochen zuvor noch nicht einmal über 60 kam.

Jaylon Smith, erst kürzlich mit einem langfristigen Arbeitspapier ausgestattet, verwechselt NFL-Football mit Touch-Football; kaum ein Tackle, der zu seinem Stoppen des Gegners führt. Meistens prallt Smith einfach wirkungslos ab.

Dazu eine O-Line, die nur noch aufgrund der Trikots an die bärenstarke Edition früherer Jahre erinnert. Stattdessen gab Dallas gleich sechs Sacks ab – schon wieder.

Running Back Ezekiel Elliott, im Vorjahr mit einem langfristigen Kontrakt ausgestattet, hat noch kein einziges Spiel mit mehr als 100 Yards in dieser Saison; dafür führt er jedoch die Liga nach Fumbles an (gemeinsam mit drei Quarterbacks).

Sicher kann man sich sein, dass Jerry Jones seinen Head Coach nicht gleich wieder entlässt: Mike McCarthy und Co haben jeweils Fünfjahresverträge, so dass er bei einer Entlassung über vier Jahre zwei Coaching Staffs – alt und neu – weiterbezahlen müsste. Und dazu ist Jerry Jones ein zu guter Geschäftsmann; vor allem in Zeiten, in denen dank Corona sowieso Millioneneinnahmen weggefallen sind und auch noch viele weitere ausbleiben werden.

Also werden die Cowboys-Anhänger jetzt dem nominell dritten Quarterback Ben DiNucci, einem Siebtrundenpick, dem nach seiner Einwechslung ein einziger guter Pass gelang, zusehen müssen. Und auch wenn man nur einen halben Sieg von der Spitze der grottenschlechten NFC East entfernt ist: An eine Wende glaubt momentan wohl niemand, auch wenn ein Sieg gegen die Eagles wohl für Platz 1 vorerst reichen würde.

Aber die Eagles kämpfen – im Gegensatz zu den Cowboys bisher.



Carsten Keller - 27.10.2020

Andy Dalton musste mit einer Gehirnerschütterung vom Feld - Fortgang ungewiss

Andy Dalton musste mit einer Gehirnerschütterung vom Feld - Fortgang ungewiss (© Getty Images)

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