Die Zukunft beginnt jetzt

Tua Tagovailoa wird nach der spielfreien Woche die Dolphins als Starter auf das Feld führenUnter dem Mikroskop stand Dolphins QB Ryan Fitzpatrick in dieser Saison. Jeder Fehler wurde ihm angekreidet und jede Niederlage ließ Stimmen laut werden, die den Einsatz von Erstrundenpick QB Tua Tagovailoa forderten. Ihren Willen bekommen die Fans jetzt, kurioser Weise, nachdem Fitzpatrick die letzten beiden Spiele gewann, die Dolphins zu einer Bilanz von 3-3 führte und dabei gute Leistungen ablieferte.

Bei jungen Quarterback ist es oft eine philosophische Frage, ob sie besser mit dem Clipboard in der Hand und im Training lernen oder aber auf dem Feld erste Erfahrungen sammelt sollten. Dabei wird immer gerne auf Packers QB Aaron Rodgers verwiesen, der sogar drei Jahre hinter Brett Favre auf der Bank zubrachte ehe er echt Einsatzzeiten bekam, ebenso den amtierenden Super Bowl MVP Patrick Mahomes, der in seiner Rookie Saison einen Einsatz hatte, genauso wie Drew Brees. Aber auch an Spieler wie QB Peyton Manning oder Troy Aikman wird erinnert, die vom ersten Tag an die Verantwortung übertragen bekamen. Generell ist es schwer zu sagen, was für einen jungen Quarterback besser ist, oft entscheidet das Bauchgefühl des Head Coaches wie weit sein Rookie in seiner Entwicklung ist, denn es ist schon ein ziemlicher Leistungssprung vom College in die NFL. "In meiner ersten Saison war alles sehr schnell und lief in rasanter Geschwindigkeit ab. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und komme damit besser klar", gab New York Jets QB Sam Darnold vergangenes Jahr im Gespräch mit Football-Aktuell noch zu - ein weiterer Spielmacher, der vom ersten Tag an bei seinem Team Leistung zeigen sollte.

Spekulieren kann man darüber, ob der Zeitpunkt Tagovailoa zum Starter zu machen vorgezogen werden musste. Denn einerseits ist es smart die Bye Week zu nutzen, um dem jungen Spieler eine zusätzliche Woche Vorbereitung zu geben, andererseits wäre die reguläre Bye Week der Dolphins erst in Woche 10 gewesen, wurde aber durch die Covid19 bedingten Spielplanumstellungen vorgezogen.

Die Miami Dolphins werden jedenfalls bald herausfinden, ob sie wirklich einen Franchise Quarterback verpflichtet haben. Sein Debüt im anderthalbminütigen Kurzeinsatz gegen die New York Jets (beim 24:0 Sieg) war vielversprechend, vor allen zeigte er bei seinen Pässen auf RB Patrick Laird und WR Jakeem Grant, dass er in der Lage ist unter Druck die Übersicht zu behalten und im Laufen zu werfen. Dies muss er nun aber in mehr als nur zwei Passversuchen zukünftig beweisen, was in der NFL eine große Herausforderung für jeden jungen Spielmacher darstellt. Die Erwartungen der Dolphins Fans sind jedenfalls hoch, denn Tagovailoa galt vor seiner schweren Hüftverletzung beim Spiel seiner Univesität Alamaba gegen Mississippi State als "Jahrhunderttalent" und sicherer erster Pick der Draft 2020. Als Glücksfall bezeichneten es die Dolphins ihn an fünfter Stelle zu bekommen, auch wenn es sofort Kritiker gab, die auf seine potenziell die Karriere beendende Verletzung und die bisherige Verletzungsanfälligkeit verwiesen. Nicht kleiner wurde der Druck auf Tagovailoa nachdem QB Joe Burrow (#1 Cincinnati) bereits am ersten Spieltag als Starter auflief und QB Justin Herbert (#6 Los Angeles) ab dem zweiten Spieltag Erfahrungen sammeln durften und dabei ansprechende Leistungen zeigen (auch wenn die Teams relativ erfolglos blieben).

Während sich die Dolphins nun mit 3-3 auf Wild Card Playoffkurs befinden und sogar um die Krone der AFC East mitspielen können, soll der Einsatz von Tagovailoa dies nach Hoffnung vieler Fans dann auch garantieren. Doch ein Blick in die Geschichte zeigt, dass man diese Hoffnungen nicht zu hoch hängen sollte. Die letzten 30 Erstrunden Rookie Quarterbacks haben ihr erstes Spiel eher verloren (Bilanz 9-20-1) und ihre Teams waren nach dem Wechsel nicht übermäßig Erfolgreich (168-282-3). Tagovailoa wird daher auch seine Erfahrungen machen müssen und lernen, wie erfolgreich die Dolphins dabei sind, liegt dabei nicht alleine in seiner Hand. Profitieren kann er aber von einem guten Angriff mit WR DeVante Parker und dem übnerraschend starken RB Myles Gaskin und einer immer besser werdenden Defensive, die einen großen Teil zu den drei Siegen beitrug und es schaffte die Spiele bei den drei Niederlagen knapp zu halten.

Ob es fair gegenüber QB Ryan Fitzpatrick ist jetzt zu wechseln, das steht auf einem anderen Blatt. Fitzpatrick hatte gerade wieder ein gutes Spiel gemacht und drei Touchdowns geworfen, ist jedoch auch ein "Boom or Bust" Quarterback, der gerne mal (zu viel) Risiko eingeht. Gegen die Jets leistete er sich neben seinen Touchdowns auch zwei Interceptions - bessere Teams hätten diese Chancen sicher besser genutzt gegen die Dolphins. Doch wusste Fitzpatrick schon vor der Saison, dass die Zukunft nicht einem 37 Jahre alten Quarterback bei den Dolphins gehört, sondern dem 22-jährigen Erstrundenpick. Schon die ganze Saison über präsentierte sich Fitzpatrick als Mentor für Tagovailoa und jubelte an der Seitenlinie am lautesten über dessen erfolgreichen Kurzeinsatz. Fitzpatrick hat in seiner Karriere viel gesehen und erlebt, so dass er diese Erfahrung gut mit dem Rookie teilen kann. Und das wichtigste: er ist sichtbar willens dies auch zu tun (nicht selbstverständlich in der NFL, egal was für Lippenbekenntnisse öffentlich abgegeben werden). Gleichzeitig wird Fitzpatrick auch bereit sein einzuspringen, sollte Tagovailoa sich verletzen oder eine Denkpause nach schlechtem Spiel bekommen, was jedoch viel Fingerspitzengefühl von Head Coach Brian Flores erfordert, um dem Rookie nicht sein Selbstvertrauen und die Sicherheit zu nehmen. Nicht wenige Fans und Experten in Miami fordern bereits eine Vertragsverlängerung für Fitzpatrick, da dieser auch als Backup und Mentor sehr wertvoll für das Team wäre.

Unbestritten ist, dass Tagovailoa von der Erfahrung als Starter in dieser Saison sicher profitieren wird. Den Druck Erfolge liefern zu müssen hat Head Coach Brian Flores bereits vor der Saison öffentlich vom Team genommen, indem er immer wieder betonte einen Dreijahresplan zu verfolgen beim Rebuilding. So soll 2021 das Jahr sein, in dem die Dolphins um die Krone der AFC East und in den Playoffs mitspielen, jeglicher Erfolg in dieser Saison wäre ein schöner Zusatz und der Lohn für die harte Arbeit des gesamten Teams.

Schüler - 21.10.2020

Tua Tagovailoa wird nach der spielfreien Woche die Dolphins als Starter auf das Feld führen

Tua Tagovailoa wird nach der spielfreien Woche die Dolphins als Starter auf das Feld führen (© Getty Images)

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