Immer tiefer im Schlamassel

Mike Zimmer muss sich schnell etwas einfallen lassen.Die Herren Mike Zimmer und Kirk Cousins haben ein Problem: Auch das dritte Heimspiel des Jahres ging verloren, mit 23:40 gegen die Atlanta Falcons, deren Interims-Coach Raheem Morris sie damit zum ersten Sieg des Jahres führte. Zehn Spiele stehen den Vikings nach der kommenden spielfreien Woche noch bevor, vier Siege Rückstand auf den Divisionstitel oder auch "nur" drei auf einen Wild-Card-Platz dürften kaum noch aufzuholen sein.

Schon gar nicht, wenn man gegnerischen Quarterbacks so viel gestattet wie diesmal Matt Ryan. Die Defense der Vikings ist im Umbruch, und die ehemalige Stärke des Teams wird für den 64-jährigen Head Coach immer mehr zur Problemzone. Matt Ryan erspielte sich gegen die Vikings-Defense ein Passer Rating von 136,6 Punkten, warf 30 gültige Pässe für 371 Yards und vier Touchdowns bei 40 Passversuchen (75,0 Prozent gültige Pässe) und dies ohne Interception. Bei acht Passfängen markierte Deion Jones 137 Yards Raumgewinn und zwei Touchdowns. 99 Yards Raumgewinn am Boden erzielte Atlanta. Mit 47 Yards Raumgewinn bei insgesamt 20 Läufen war vor allem Todd Gurley kaum zu stoppen. Die Minnesota Vikings holten als Team insgesamt nur 32 Yards Raumgewinn am Boden - weniger, als Todd Gurley allein schaffte.

Klar, die Vikings mussten angesichts des Spielverlaufs ja ohnehin vor allem auf Pässe setzen. Dass Justin Jefferson als Receiver nach neun Fängen 166 Yards machte, blieb aber nur ein individueller Farbtupfer für ein blasses Team. Kirk Cousins’ 343 Pass-Yards und drei Touchdowns mögen in Ordnung gehen - die kostspieligen drei Intereptions sowie sein exorbitantes Gehalt aber zerren die Bilanz ins negative. Wenn es darauf ankommt, "klickt" es in Minnesotas Offense eben nicht, und wenn anders als die letzten Jahre die Defense dies nicht übertüncht, sieht das alles baufällig aus. Beispiel Third Downs: In neun von 17 Fällen kamen die Falcons in dritten Versuchen zum neuen First Down, bei den Vikings fiel die Bilanz mit drei Erfolgen bei zehn Anläufen mager aus. Und dann eben die Ballverluste: Drei Interceptions erzwangen die Falcons. Nach allen Ballverlusten erzielte Atlanta eigene Punkte: zwei Touchdowns und ein Field Goal. Und all diese Ballverluste unterliefen Minnesota in der eigenen Hälfte, was außer den Punkten des Gegner auch die eine Defense zusätzlich immer müder macht als nötig..

Die Entscheidung fiel da schon, als die Falcons mit Touchdown-Pässen auf Julio Jones und Calvin Ridley sowie drei Field Goals von Younghoe Koo bis Mitte des dritten Viertels auf 23:0 davonzogen. Die Vikings hatten gleich die erste Angriffsserie mit einer Interception im ersten Spielzug "verdaddelt", weniger als drei Minuten waren vor dem 0:7 durch Jones gespielt. Ohne First Down endeten auch die nächsten beiden Serien der Vikings-Offense, die beim Stand von 0:10 dann endlich über 74 Yards marschieren konnte. Nach Fumble des Gegners hatten die Vikings den Ball an der eigenen 24-Yard-Linie übernommen. Die Offense nutzte in diesem Drive verstärkt Passspiel. Der längste Spielzug des Drives war der Pass auf Harrison Smith für 36 Yards Raumgewinn und ein neues First Down an der gegnerischen 40-Yard-Linie. Ein Yard fehlte am Ende - und Zimmer wollte nun unbedingt den Touchdown, was mit einem unvollständigen Pass im dritten und beim Lauf im vierten Down an Atlantas Goal Line Defense scheiterte.

Es war so im Grunde die beste "Defense-Leistung" der Vikings, da Atlanta danach nur behutsam agieren und nicht aus der eigenen Hälfte herausdringen konnte. Doch beim vierten eigenen Spielzug noch in der eigenen Hälfte wollte Cousins Jefferson einsetzen und warf den zweiten Fehlpass. Die Falcons antworteten nach knapp vier Minuten mit dem Touchdown von Ridley, der auch auf dem Weg dahin alle Freiräume hatte, die man sich als Receiver in der NFL maximal wünschen kann. Nach der erneut im vierten Spielzug der nächsten Sreie folgenden dritten Cousins-Interception genügte den Falcons die verbleibende gute Spielminute der ersten Halbzeit "nur" zum Field Goal. Aber da man nach der Pause zuerst im Ballbesitz war und gleich wieder über 56 Yards zum nächsten Field Goal marschierte, waren das ja auch fast so viele Punkte wie für einen Touchdown.

Jeffersons ersten Touchdown für Minnesota konterte Julio Jones mit seinem zweiten im direkten Gegenzug. In den nächsten beiden Serien schaffte Minnesota dann für den Rest des Viertels kein einziges First Down mehr, Koo erhöhte mit seinem vierten Treffer Mitte des letzten Abschnitts noch einmal auf 33:7. In den letzten vier Minuten lieferte Cousins noch zwei Touchdown-Pässe auf Adam Thielen und Jefferson "für die Galerie" nach. Atlantas Defense war da aber schon in bedarfsgerechter Kurzarbeit und eher in der Zuschauerrolle. Matt Ryan beschenkte dafür zwischendurch noch Hayden Hurst mit einem Trip in die Endzone. Beide Teams liegen nun nach nur einem Saisonsieg bisher weit "hinter Plan". Die Falcons haben ihren Trainerwechsel immerhin schon hinter sich.

Auerbach - 20.10.2020

Mike Zimmer muss sich schnell etwas einfallen lassen.

Mike Zimmer muss sich schnell etwas einfallen lassen. (© Carsten Keller)

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