SEC startet, Big Ten will nun doch

Der dritte Spieltag der Saison 2020 war nochmal ein eher lauschiger, aber ab kommenden Samstag zieht das Niveau an, weil dann auch die Teams der SEC ins Geschehen eingreifen. Und auch wenn die Top-Teams der SEC (Alabama, LSU, Georgia und Florida) noch nicht gleich aufeinander treffen, gibt es mit Floridas Gastspiel bei Mississippi, Auburns Partie gegen Kentucky und dem Spiel des letztjährigen National Champions LSU gegen Mississippi State Spiele, in denen sich die Favoriten schwerer tun könnten als allgemein erwartet. Gespannt ist man vor allem darauf, wie sich LSU schlägt. Der Meister verlor eine Reihe wichtiger Spieler, allen voran QB Joe Burrow (jetzt bei den Cincinnati Bengals in der NFL) und WR Ja’Marr Chase, und ist zudem mental gefordert. Wissen, dass man das Niveau der Traumsaison 2019 nicht wird wiederholen können und dennoch gut genug zu sein, um erneut um Conference-Titel, Playoff-Teilnahme und National Championship mitzuspielen, ist eine echte Herausforderung.

Die sportlich anspruchsvollste Partie des dritten Spieltages war dass ACC-Duell Louisville gegen Miami, in dem die beiden potenziell besten Teams der Conference hinter den Top-Favoriten Clemson und Notre Dame aufeinander trafen. Miami gewann das Spiel letztlich souverän mit 47:34, weil es insgesamt reifer wirkte, die "Turnover Battle" gewann (kein Ballverlust bei dreien des Gegners) und die Abwehr von Louisville mit zwei 75-Yard-Touchdowns überrumpelte, nachdem man sie mit der Aufstellung auf die falsche Fährte gelockt hatte. Außerdem zeigte sich, wie schon beim Auftaktsieg der Hurricanes eine Woche zuvor gegen Alabama-Birmingham, dass die Offensive mit QB-Neuzugang D’Eriq King (kam von Houston) auf einem deutlich höheren Niveau operiert als in den letzten Spielzeiten. "Ich denke, wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir haben noch einige Chancen ausgelassen, aber ich denke, das wird mit der Zeit. Diese Sachen werden immer besser werden", sagte King später zur Leistung des Teams. Wie gut die Mannschaft wirklich ist und ob sie das Zeug dazu hat, um den Einzug ins ACC Championship Game mitzuspielen, wird sich im Gastspiel bei Clemson am 10. Oktober zeigen.

Das Hauptthema in der letzten Woche waren allerdings nicht die bevorstehenden Spiele sondern die Entscheidung der Big Ten Conference, ihre Saisonabsage vom 11. August zurückzunehmen. Die Ankündigung, am Wochenende des 23. und 24. Oktober doch noch in die Saison einzusteigen, ist das jüngste Kapitel im ziemlich chaotischen Umgang der Big Ten mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Begründet wurde der Sinneswandel im Wesentlichen mit gestiegenen Kapazitäten für tägliche Covid-19-schnelltests, die es zum Zeitpunkt der Saisonabsage nicht gegeben hätte. Der Wahrheit näher kommt man wohl doch, wenn man der Big Ten unterstellt, dass sie letztlich vor dem öffentlichen Druck eingeknickt ist. Und das passt zu dem erschreckend ungeschickten Verhalten der Big Ten in den letzten Monaten, das sich zudem dadurch "auszeichnete", dass die Big Ten immer wieder Entscheidungen traf, ohne sich mit den anderen Conferences abzustimmen, obwohl die Entscheidungen unmittelbare Konsequenzen für die anderen hatten.

Am 9. Juli hatte die Big Ten als erste, und offenbar ohne Absprache mit den anderen Conferences, bekanntgegeben, dass man, wenn die Saison gespielt wird, nur Spiele innerhab der Conference austragen würde, was durch den Wegfall der Spiele gegen Teams aus den anderen Conferences auch diese dazu zwang, ihre Spielpläne umzubauen. Und die Saisonabsage am 11. August hatte die anderen Conferences nur sechs Tage, nachdem die Big Ten ihren neuen Spielplan veröffentlicht hatte, ebenso auf dem falschen Fuß erwischt. Was in den Wochen danach folgte, war für die Big Ten ein Desaster, vor allem in Sachen Öffentlichkeitswirkung. Nebraska, eines der drei Conference-Mitglieder, dass gegen die Saisonabsage gestimmt hatte, "flirtete" kurzzeitig damit, in einer anderen Conference mitzuspielen, wütende Eltern von Big-Ten-Spielern protestierten vor dem Conference-Hauptquartier, acht Spieler von Nebraska reichten Klage gegen die Entscheidung zur Saisonabsage ein, und schließlich mischte sich auch noch der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Nebraska, selbst ein ehemaliger Absolvent der University of Nebraska, ein und wollte prüfen lassen, ob die Entscheidung der Big Ten gegen Gesetze des Bundesstaates Nebraska verstoßen habe. Letztere Initiative verschwand dann zwar sehr schnell wieder aus der medialen Berichterstattung, aber der Image-Schaden für die Big Ten war da eh schon groß genug.

Sportlich kann man den Rückzieher der Big Ten begrüßen, wenn man will, weil es bei der Frage "Saison absagen oder Saison spielen" ohnehin Argumente für beide Positionen gibt. Allerdings hat auch das wieder Konsequenzen für andere. Was machen jetzt die anderen drei Conferences, die dem Beispiel der Saisonabsage der Big Ten gefolgt waren (Pac-12, Mountain West und MAC)? Und wie bewertet das Playoff Selection Committee am 20. Dezember die Bilanzen der Big-Ten-Teams, wenn diese allein schon durch den verspäteten Saisoneinstieg bis zu drei Spiele weniger bestritten haben werden als ihre Konkurrenten um die Playoff-Plätze aus ACC, Big Twelve und SEC? Das Ärgerliche am Verhalten der Big Ten seit Anfang Juli ist die mangelhafte Kommunikation mit den anderen. Hätten vor allem die Power Five Conferences, am besten natürlich alle zehn Conferences plus die wenigen verbliebenen Independents, ein gemeinsames Konzept für die Durchführung der Saison erarbeitet, hätte sich auch die Big Ten viel unnötigen Ärger erspart. Sportlich wird das Ergebnis dieser Saison angesichts von Corona-bedingten Spielerausfällen, der Absage von Spielen (allein an diesem dritten Spieltag sechs) und Trainingsunterbrechungen bei vielen Teams eh schon mit einem Sternchen versehen werden müssen, da braucht man nicht noch einen handfesten, durch die ständigen Alleingänge der Big Ten mitverursachten Streit bei der Vergabe der Playoff-Plätze.

Hoch - 20.09.2020

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