Mehr Spiele, höheres Risiko

QB Trevor Lawrence führte Clemson zu einem sicheren Auftakterfolg bei Wake Forest.Sportlich war der zweite Spieltag der Saison 2020 erwartungsgemäß attraktiver als der erste, nicht nur, weil es mehr als doppelt so viele Spiele gab, sondern auch, weil mit Clemson, Oklahoma und Notre Dame die ersten Playoff-Kandidaten ins Geschehen eingriffen. Deren Spiele waren zwar keine Leckerbissen, weil ihre Gegner einfach nicht stark genug für einen "Upset" waren, aber zumindest Notre Dame wurde beim 27:13 gegen Duke drei Viertel lang ernsthaft gefordert und schaffte erst mit einem langen Angriff (15 Spielzüge) im vierten Viertel zum 24:13 den Durchbruch. Und bei Clemsons 37:13-Sieg bei Wake Forest konnte man sich wenigstens an einer starken Vorstellung von QB Trevor Lawrence, dem Favoriten auf den Gewinn der Heisman Trophy, erfreuen. Lawrence holte mit seinen 22 erfolgreichen Pässen 351 Yards, warf einen Touchdown-Pass und brachte sein Team mit zwei kurzen Touchdown-Läufen im ersten Viertel zum 7:0 und 14:0 frühzeitig auf Erfolgskurs.

Getrübt wurde die Freude am Sport allerdings auch an diesem Spieltag und den Tagen davor durch die Covid-19-Situation. Um eine Absage des Spiels von Oklahoma gegen Missouri State war man gerade noch herumgekommen, wie Oklahomas Head Coach Lincoln Riley nach dem Sieg seines Teams sagte. Ansonsten bleibt aber die Erkenntnis, dass mit der Anzahl der Spiele auch das Risiko von Infektionen und daraus resultierenden Spielabsagen steigt. Seit dem Wochenende stehen weitere Absagen fest. Das Spiel von Memphis gegen Houston am kommenden Freitag wird verlegt, weil es bei Memphis in der Woche nach dem Auftakterfolg gegen Arkansas State zu einer Reihe von Neuinfektionen gekommen ist. Aus dem gleichen Grund sagte BYU, das am ersten Spieltag bei Navy gewonnen hatte, die Partie bei Army am kommenden Samstag ab. Und das Spiel von Virginia Tech gegen den Lokalrivalen Virginia wird ebenfalls auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, weil es auf dem Campus von Virginia Tech in der letzten Woche eine stetig steigende Anzahl positiver Corona-Test gegeben hatte (hauptsächlich unter der normalen Studentenschaft). Für Virginia Tech ist es bereits die zweite Spielabsage. Die Hokies sollen jetzt am 26. September ihr erstes Spiel bestreiten - das am 12. September ausgefallene Spiel gehen North Carolina State. Zuvor waren bereits die Spiele Oklahoma State gegen Tulsa, TCU gegen SMU, Navy gegen Temple und Baylor gegen Louisiana Tech auf einen späteren Zeitpunkt verlegt worden. Andere Covid-19-News vom Wochenende: Im Kader von Georgia Southern fehlten beim Spiel gegen das unterklassige Campbell 33 Spieler (allerdings nicht nur wegen Corona-Infektionen), und bei Auburn, das am 26. September zum ersten Mal spielt, fehlen im Training laut Head Coach Gus Malzahn zurzeit zehn Spieler, weil sie entweder selbst infiziert sind oder Kontakt zu infizierten Personen hatten.

Sun Belt blamiert Big Twelve

Zurück zum Sport: Die großen Gewinner dieses Spieltages waren die Sun Belt Conference und Miami aus der ACC. Die Sun Belt polierte ihr Image als zweitschwächste FBS Conference mit zwei Auswärtssiegen gegen Teams aus der Big Twelve Conference auf. Arkansas State gewann mit Hilfe eines Touchdown-Passes 38 Sekunden vor Spielende bei Kansas State mit 35:31, und Louisiana-Lafayette sorgte mit dem 31:14 bei Iowa State für den ersten Ausrutscher eines AP-Top-25-Teams in dieser Saison, und das mit drei spektakulären Touchdowns, einem 95-Yard-Kickoff-Return zum Touchdown, einem 83-Yard-Punt-Return zum Touchdown und einem 78-Yard-Touchdown-Pass. "Ich denke, das ist das Ergebnis einer Menge harter Arbeit. Wir haben aus der dreimonatigen Quaratäne-Zeit das Beste gemacht. Ich denke, die neue Mentalität, die wir hier in den letzten zwei Jahren aufgebaut haben, hat sich heute ausgezahlt", sagte Head Coach Billy Napier zum Auftritt seines Teams. Für Louisiana-Lafayette war es der erste Auswärtssieg gegen ein Top-25-Team in der Team-Geschichte. Zugegeben, Kansas State und Iowa State waren nicht gerade Anwärter auf den Big-Twelve-Titel, galten aber als stark genug, um den einen oder anderen Erfolg gegen die drei Hauptkandidaten auf diesen - Oklahoma, Texas und Oklahoma State - landen und damit zum "Königsmacher" werden zu können. Kansas State hatte in der letzten Saison Oklahoma geschlagen und Iowa State gegen Texas gewonnen.

Hoffnung für Hurricanes

Miami hatte beim 31:14-Erfolg gegen Alabama-Birmingham zwar auch keinen hochkarätigen Gegner, aber siegte immerhin überzeugend gegen das beste Team der Conference USA, das letzte Saison eine der zehn besten Defenses gestellt hatte und den größten Teil der letztjährigen Stammspieler noch an Bord hat. Die wichtigste Erkenntnis aus dem Sieg vom letzten Donnerstag ist, dass Miami mit D’Eriq King, der im Januar von Houston zu den Hurricanes gewechselt war, eine Lösung für eine der größten "Baustellen" der letzten Jahre, die Quarterback-Position, gefunden haben könnte. King gilt als einer der besten "Dual Threat" Quarterbacks. Das heißt, er verbindet überdurchschittliches Passing und Laufstärke. Gegen UAB brannte er zwar kein Pass-Feuerwerk ab, holte aber immer wieder wichtige Yards mit seinen Läufen. Das Ergebnis für den in der letzten Saison oft erschreckend schwachen Angriff der Hurricanes waren knapp 500 Total Yards und mehr als 300 Rushing Yards. Darauf war Head Coach Manny Diaz besonders stolz. "So etwas gelingt in Sachen Total Yards und Rushing Yards sonst niemandem. Jeder in unserem Job weiß, dass Bill Clark ein herausragender Defensiv-Coach ist, und gegen ihn mehr als 300 Yards zu erlaufen und fast 500 Yards insgesamt zu holen, ist ziemlich beeindruckend", sagte er dazu unter anderem. Miami galt den Experten vor der Saison nur als das sechstbeste Team der ACC, aber dank King ist mehr möglich. Wohin die Tendenz für die Hurricanes geht, wird schon der kommende Spieltag zeigen. Wenn man beim höher gehandelten Louisville gewinnt, könnte man sich letztlich als Nummer drei der ACC hinter Clemson und dem temporäreren ACC-Mitglied Notre Dame etablieren.

Florida State leidet weiter

Aus der ACC kam im Gegenzug aber auch der größte Verlierer dieses Spieltages: Florida State. Die Seminoles verloren gegen das zurzeit potenziell schwächste Team der Conference, Georgia Tech, mit 13:16 und das Schlimmste daran aus ihrer Sicht ist, dass die Niederlage eigentlich noch höher hätte ausfallen müssen. Dass dies nicht passierte, lag daran, dass Florida State zwei kurze Field-Goal-Versuche und einen Extrapunkt-Versuch blocken konnte. "Das war nicht die Art, wie wir die Saison beginnen wollten. Ich denke, unsere Jungs haben mit viel Energie begonnen. Wir bewegten uns zu Beginn gut voran, aber im Verlauf des Spiels hatten wir Probleme, unsere Angriffe abzuschließen", sagte der neue Head Coach Mike Norvell zum Scheitern seines Teams unter anderem. Florida State war nach dem Anheuern von Norvell mit viel Optimismus in die Saison gegangen. Unter Norvells Führung soll die Stimmung im Team viel besser sein als unter seinem glücklosen Vorgänger, und vor seinem Wechsel hatte sich der erst 38-Jährige als Head Coach bei Memphis mit seinen starken Offenses einen Namen gemacht. Von einer echten Belebung der Offensive konnte bei den Seminoles am Samstag aber noch nicht die Rede sein. Nach witterungsbedingt verspätetem Beginn und einer weiteren längeren Spielunterbrechung im ersten Viertel hatte Florida State zwar eine 10:0-Führung am Ende des ersten Viertels vorgelegt, danach aber stieß das Team nie wieder in die "Red Zone" des Gegners vor. Erschwerend dazu kam, dass die Mannschaft in der zweiten Halbzeit kräftemäßig nachließ und vor allem nach dem Rückstand nichts mehr zuzusetzen hatte, um sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen. Auch unter Norvell wird der Neuaufbau beim dreimaligen National Champion (zuletzt 2013) wohl eher ein längefristiges Projekt werden. Für eine schnelle Wende fehlt nach dem jahrelangen Niedergang auf zu vielen Positionen (u.a. der des Quarterbacks) einfach die Qualität.

Hoch - 13.09.2020

QB Trevor Lawrence führte Clemson zu einem sicheren Auftakterfolg bei Wake Forest.

QB Trevor Lawrence führte Clemson zu einem sicheren Auftakterfolg bei Wake Forest. (© Getty Images)

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