Heimarbeitsplatz mit Altersrekord

Eigentlich hatte sich Quarterback Josh McCown bereits Anfang Januar 2019 in den sportlichen Ruhestand verabschiedet; jetzt kehrt er sogar für die Saison 2020 ein zweites Mal zurück – im für einen Footballspieler biblischen Alter von 41 Jahren. Wobei "Rückkehr" relativ ist: Er bleibt zu Hause in Texas wohnen, wird aber in der Practice Squad der Eagles als einer von 16 Spielern geführt.

Der Satz "er ist schon viel herumgekommen" beschreibt Josh McCowns NFL-Karriere nur unzureichend: Die Eagles sind die nämlich die elfte Station des Spielmachers, der zuvor als Backup für New York Jets Quarterback Sam Darnold im Big Apple unter Vertrag stand.

Ursprünglich drafteten die Arizona Cardinals Josh McCown in der dritten Runde 2002; vor ihm waren David Carr, Joey Harrington und Patrick Ramsey gezogen worden. Es war offensichtlich kein gutes Jahr für Quarterbacks, nachdem McCown, dessen Bruder Luke ebenfalls Quarterback war und bis 2015 auf 62 NFL-Spiele kam, wohl der beste Quarterback des kompletten Jahrgangs ist.

Eigentlich wollte sich McCown bereits im Vorjahr mehr seiner Familie – inklusive vier Kinder, von denen die älteste Tochter mittlerweile genauso alt wie seine Mitspieler ist – widmen.

Letztendlich wurde er dann zum Backup von Starter Carson Wentz und übernahm im Januar bei der Playoffpartie gegen die Seattle Seahawks, als Wentz früh durch einen überharten Hit von Pass Rusher Jadeveon Clowney aus dem Spiel genommen worden war. Man verlor deutlich, aber mangelnden Einsatz konnte man McCown keineswegs vorwerfen. Nach 17 Jahren NFL war es sein erstes Playoffspiel – gleichzeitig war er der älteste Playoff-Debütant der NFL-Geschichte.

Bereits in der vergangenen Saison jettete er unter der Woche immer zu seinem Wohnort nach Texas zurück, wo er nebenher das High School-Team seines Sohnes mittrainierte. Die Coaching-Erfahrung ist es sicher auch, die jetzt mit eine Rolle bei der Entscheidung der Eagles gespielt hat, ihn in die Practice Squad aufzunehmen. Zudem will er selbst mittelfristig ins Coaching einsteigen, so dass sich diese Jobverteilung jetzt gut anbot.

Er soll künftig eine Mentorenrolle für die jungen Quarterbacks – allen voran Jalen Hurts und Nate Sudfeld, aber sicher auch noch Carson Wentz – einnehmen. Diese Funktion soll er jedoch aus dem "Home Office" wahrnehmen, um sich nicht potenziell mit Corona anzustecken. An den Quarterback-Meetings wird er per Zoom Videocall zugeschaltet. Als Veteran erhält er pro Woche in der Practice Squad dafür 12.000 Dollar – sicher einer der am besten dotierten Heimarbeitsplätze. Nebenbei ist er mit 41 Jahren auch hier der älteste Spieler, der jemals in der Practice Squad landete.

Außer McCown holten die Eagles noch die folgenden Spieler in die Practice Squad:

Defensive Back Grayland Arnold
Wide Receiver Deontay Burnett
Wide Receiver Travis Fulgham
Running Back Elijah Holyfield
Center Luke Juriga
Running Back Adrian Killins
Guard Sua Opeta
Defensive End Joe Ostman
Defensive Back Elijah Riley
Tackle Prince Tega Wanogho
Running Back Michael Warren
Defensive Tackle Raequan Williams
Defensive Back Trevor Williams
Tight End Caleb Wilson

Der australische Defensive End Matt Leo kam – wie der deutsche Defensive End David Bada beim Washington Football Team – über das International Pathway Program zu den Eagles und wird daher nicht auf die Rosterplätze in der Practice Squad angerechnet.

In diesem Jahr sind bis zu sechs Veteranen in der Practice Squad erlaubt, was die Eagles auch nutzten: Burnett, Opeta, Holyfield, Williams und natürlich McCown hatten schon Einsätze in der NFL.

Carsten Keller - 07.09.2020

Josh McCown bei seinem einzigen Karriere-Playoffspiel... in 17 Jahren (© Getty Images)