Auftakt einer Saison der Unwägbarkeiten

QB Brady White startete mit den Memphis Tigers gegen Arkansas State erfolgreich in die Saison.Seit letztem Donnerstag wird in der FBS wieder gespielt, in stark eingeschränktem Maß sogar vor Publikum, und auch die Leistungen in den nur neun Partien dieses ersten Spieltages waren angesichts einer verkürzten und erschwerten Saisonvorbereitung mehrheitlich besser als man es befürchten musste, aber das sportliche Fazit wird in dieser Saison angesichts der Corona-Virus-Situation und der brisanten innenpolitischen Lage in den USA immer nur ein Teil der Geschichte sein. Sportlich war dieser Spieltag nicht mehr als ein "Appetizer", weil mit Ausnahme des letztjährigen Champions der American Athletic Conference, Memphis (37:24 gegen Arkansas State), nur Teams aus der zweiten und dritten Reihe der FBS im Einsatz waren. Das wird am kommenden Spieltag anders sein, wenn die Teams aus der ACC und der Big Twelve Conference und damit auch Playoff-Kandidaten wie Clemson, Oklahoma oder Notre Dame ins Geschehen eingreifen. Die übrigen Playoff-Kandidaten aus der SEC wie Alabama, den letztjährigen National Champion LSU, Georgia oder Florida wird man übrigens erst am 26. September zum ersten Mal im Einsatz sehen.

Dass man sich in Sachen Rückkehr zur Normalität keinen falschen Illusionen hingeben sollte, zeigte sich schon an diesem Wochenende, als das für kommenden Freitag angesetzte Spiel von TCU gegen SMU abgesagt wurde, weil es bei TCU mehrere positive Corona-Tests unter Spielern und Mannschaftsbetreuern gegeben hatte. Man muss realistischerweise befürchten, dass es nicht der einzige Fall dieser Art bleiben wird. Und am Samstag hatte der Head Coach von Tennessee das für diesen Tag geplante Scrimmage abgesetzt, weil insgesamt 44 Spieler nicht einsetzbar waren, Medienberichten zufolge mehrheitlich, weil sie entweder selbst mit dem Corona-Virus infiziert sind oder Kontakt zu Infizierten gehabt hatten.

Diese beiden Beispiele zeigen noch einmal, auf was man sich im Verlauf der Saison wohl einstellen muss: weitere Neu-Infektionen und daraus resultierende Spielerausfälle, weitere Absagen von Spielen, von denen man einige möglicherweise nicht später wird nachholen können, ungleiche Anzahl an absolvierten Spielen, unterschiedliche Kaderstärken der gegeneinander spielenden Teams. Dazu kommt der Ausfall dutzender Spieler, die aus Sorge vor einer möglichen Corona-Infektion von der Möglichkeit, nicht spielen zu müssen, Gebrauch machen. In der letzten Woche kamen vier weitere prominente Aussteiger dazu, bei LSU Ja’Marr Chase, der zurzeit beste Wide Receiver im College Football, sowie DT Tyler Shelvin, der potenziell beste Defensive Lineman des Teams, bei Georgia der eigentlich designierte neueStamm-Quarterback Jamie Newman und bei Memphis RB Kenneth Gainwell, der in der letzten Saison für mehr als 2.000 Offensiv-Yards verantwortlich gewesen war und 16 Touchdowns erzielt hatte. All das droht den Wettbewerb zu verzerren - weiter zu verzerren, müsste man genauer sagen, denn nach der Saisonabsage von Big Ten und Pac-12 und dem daraus resultierenden Fehlen von Playoff-Kandidaten wie Ohio State, Penn State oder Oregon wird der Ausgang dieser Spielzeit ohnehin mit einem Makel behaftet sein, ganz gleich, wer letztlich und unter welchen Umständen National Champion wird.

Wenn man sich von derlei düsteren Gedanken einmal verabschieden und eher den Spaß am College Football in den Blick nehmen will, dann gilt auch für den College Football in Zeiten von Covid-19, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt. In diesem Fall heißt das, dass es bei der Vergabe der Playoff-Plätze interessanter zugehen könnte als es ohne die Auswirkungen der Corona-Pandemie der Fall gewesen wäre. Natürlich haben die ursprünglichen Hauptanwärter auf Playoff-Teilnahme und Meisterschaft - Clemson, Alabama, Oklahoma, Georgia, LSU - nach wie vor die größten Chancen, weil ihre Kader auch jenseits der Stammspieler so stark besetzt sind, dass sie den Ausfall von Schlüsselspielern eher kompensieren können als andere Teams, aber die Unwägbarkeiten dieser Spielzeit machen Überraschungen wahrscheinlicher. So hat etwa Oklahoma State durchaus die Qualität, dem Lokalrivalen Oklahoma den Titel in der Big Twelve Conference wegzuschnappen, in der SEC könnten Alabama, Georgia und LSU von Florida ausgebremst werden, und selbst in der ACC hat das Über-Team der letzten Jahre, Clemson, durch das einjährige Gastspiel von Notre Dame plötzlich einen echten Herausforderer bekommen, zumal die Beiden wahrscheinlich zweimal gegeneinander werden spielen müssen, einmal in der Regular Season und ein zweites Mal im Conference Championship Game. Florida und/oder Oklahoma State in den Playoffs - vor Corona hätte man solch eine Prognose gewiss für sehr gewagt gehalten, aber unter dem Gesichtspunkt Abwechslung könnte es nicht schaden, wenn sich tatsächlich Teams wie diese beiden für die Playoffs qualifizieren, die in den ersten sechs Jahren der Playoffs noch nie dabei gewesen waren. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg, und erst einmal muss man hoffen, dass die Saison ohne größere Infektionsausbrüche und Spielabsagen in größerer Zahl durchgeführt werden kann. Spannende Playoffs mit neuen Gesichtern wären dann nur noch das Sahnehäubchen.

Hoch - 06.09.2020

QB Brady White startete mit den Memphis Tigers gegen Arkansas State erfolgreich in die Saison.

QB Brady White startete mit den Memphis Tigers gegen Arkansas State erfolgreich in die Saison. (© Getty Images)

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