Foster darf ins Training einsteigen

Das "Washington Football Team" hat Linebacker Reuben Foster von der sogenannten PUP-Liste (Physically unable to perform) geholt, auf der er nach seiner schweren Verletzung des Vorjahres vorerst geparkt war; damit kann der 26jährige bei den jetzt folgenden Trainingscamp Workouts auf dem Feld mitwirken. Quarterback Alex Smith, der zeitgleich darauf gepackt worden war, ist noch nicht für den Trainingsbetrieb freigegeben worden.

Der Linebacker war usprünglich von den San Francisco 49ers vor gerade einmal drei Jahren an Position 31 gedraftet worden; die 49ers hatten im Nachhinein erklärt, dass sie sogar überlegt hatten, ihn mit ihrem ersten Pick an Position #2 (der dann zu #3 wurde, als die Bears unbedingt Mitch Trubisky haben wollten) zu holen.

Foster hatte jedoch zeit seiner Karriere Probleme mit Vorfällen abseits des Spielfelds, für die er mehr oder weniger konnte: Zunächst schoss sein Vater seine Mutter in den Rücken, als Foster gerade einmal 1,5 Jahre alt war. Nach seiner Festnahme entkam Foster senior und lebte 16 Jahre unter einer neuen Identität in Florida, bevor er erneut in Haft genommen werden konnte.

Mit 15 wurde Reuben Foster bereits Vater einer Tochter, aber dann folgten eine Festnahme wegen Marihuanabesitzes, eine wegen Verdachts der häuslichen Gewalt (die "Geschädigte" erklärte später, dass sie die Geschichte komplett erfunden hatte), Bedrohungen, Angriff mit einer Waffe, illegaler Waffenbesitzes und mehr.

Für Reuben Foster doppelt tragisch: Durch seine Festnahme im November 2018 in Florida, aufgrund derer der Geduldsfaden seines damaligen Arbeitgebers San Francisco 49ers endgültig riss, verlor er die Garantie auf den restlichen Anteil seines Vertrags, so dass er quasi auf Bewährung spielt.

Washington hatte damals direkt am Tag nach seiner Entlassung in San Francisco zugegriffen, was ihnen (objektiv absolut zurecht) viel Kritik eingebracht hatte. Nachdem jedoch im Januar 2019 die strafrechtlichen Ermittlungen ergebnislos eingestellt worden waren, durfte Foster zurück in den Kader. Er verlor insgesamt 151.240 Dollar an Gehältern (zwei Gamechecks 2019) für den Verstoß gegen die Verhaltensregeln der NFL – keine neue Situation für ihn. Im Juli 2018 wurde er für zwei Spiele aufgrund eines Dopingverstoßes gesperrt, was ihn damals 241.586 Dollar gekostet hatte.

Allerdings hat er bislang noch kein Spiel für seinen Arbeitgeber seit fast zwei Jahren bestritten: Der damals 25jährige riss sich gleich in den ersten Minuten der "Organized Team Activities" (OTAs) 2019 das linke Kreuzband und erlitt zugleich weitere Verletzungen. Das führte zu einer kompletten Spielzeit auf der Injured Reserve Liste. Jetzt hat er sich soweit herangekämpft, dass er wieder in den Trainingsbetrieb einsteigen kann. Und vielleicht klappt es ja dieses Jahr mit einigen Spielminuten...

Carsten Keller - 10.08.2020

Reuben Foster kann nach einem Jahr Zwangspause erstmals wieder trainieren (© Getty Images)