Schwere Vorwürfe führen zu Entlassungen

Dan Snyder bleibt ungewollt im Mittelpunkt einer chaotischen WocheDie vergangene Woche hätte kaum härter sein können für die Franchise in der US-Hauptstadt, die noch auf der Suche nach einem neuen – und weniger kontroversen – Beinamen ist: Ein Artikel der Washington Post, über den im Vorfeld viel spekuliert worden war, beschrieb detailliert Verfehlungen hochrangiger Angestellter der Franchise gegenüber weiblichen Mitarbeiterinnen. Gleich mehrere durften daraufhin ihren sprichwörtlichen Hut nehmen.

Insgesamt 15 Frauen prangerten Verstöße sexueller Art, anzügliche Bemerkungen und herabwürdigendes Verhalten in dem Artikel der Washington Post Mitarbeiter Will Hobson und Liz Clarke an; 14 wurden als anonyme Quellen geführt, da sie zum Teil in den letzten Jahren im Rahmen einer "Stillhalteerklärung", die sie mit dem Team geschlossen hatten, rechtlich gebunden waren.

Eine ehemalige Angestellte namens Emily Applegate packte dagegen aus: sie wolle sowieso nicht mehr im Sportbereich arbeiten und hätte daher nichts mehr zu befürchten. So lässt sich auch schnell auch erklären, wieso die Beschwerden oder gar Anzeigen, die man sicherlich hätte stellen können, nicht früher veranlasst wurden. Alle Betroffenen, überwiegend direkt nach Absolvieren des Colleges in Washington angeheuert, hätten Angst um ihren Job und ihre berufliche Zukunft gehabt. Nachvollziehbar, wenn man sich ansieht, dass es in Washington noch nicht einmal eine sonst zum Standard gehörende Personalabteilung gegeben hat, die sich mit derartigen Vorwürfen hätte auseinandersetzen können. So herrschte ein Klima der Angst bei den Frauen, in dem sich die mächtigen Männer der Organisation bezüglich ihrer mehr als fragwürden Äußerungen sicher fühlen konnten.

Erklären lässt sich so auch, warum alle drei Minderheitseigentümer plötzlich ihre insgesamt 40 Prozent Anteile an der Franchise anbieten wollten (siehe gesonderter Artikel), obwohl man nach vielen Jahren endlich ein Umbenennungsverfahren eingeleitet hatte und so – zumindest äußerlich – den größten Kritikpunkt beseitigen wollte. Nach Veröffentlichung des Artikels ist klar, dass die Probleme bezüglich der Namensgebung doch eher die kleineren waren.

Viel war im Vorfeld des Artikels spekuliert worden, was die "sprichwörtliche Bombe" wäre, die die Post platzen lassen würde. Selbst angesehene Journalisten äußerten sich nebulös – keine Glanzwoche der Autorenzunft. Bis hin zu bezahlten Schiedsrichtern gingen die Spekulationen. Tatsächlich erinnerte die Geschichte dann aber sofort an die Cheerleader-Vorwürfe vor zwei Jahren. Offensichtlich hatte sich nicht viel getan, seit man damals Aufklärung versprach.

Wer grundsätzlich nicht direkt beschuldigt war, ist Teameigentümer Dan Snyder. Allerdings ist er verantwortlich für das Klima in seiner Organisation. Sein Statement ließ nur wenig davon erkennen: Er heuerte eine Anwaltskanzlei an, die eine unabhängige Untersuchung durchführen soll (aber von Snyder natürlich bezahlt wird). Die NFL hat prompt erklärt, sich nach Verkündung dieser Ergebnisse zu positionieren, was auch eher unüblich ist.

Rein spekulativ: Es würde nicht überraschen, wenn die Untersuchung ergibt, dass "alle Schuldigen" bereits ermittelt und (in Form von Entlassungen) sanktioniert sind sowie ein paar kosmetische Änderungen vorgeschlagen werden.

Als zumindest greifbare Konsequenzen waren im Lauf der Woche der Sportchef Alex Santos (Director of Player Personnel) und Assistent Richard Mann II fristlos entlassen worden. Die "Stimme der Redskins", Larry Michael, erklärte einsilbig seinen Rücktritt nach 16 Jahren. Zwei weitere beschuldigte ehemalige hochrangige Angestellte, Dennis Greene und Mitch Gershman, sind sowieso seit geraumer Zeit nicht mehr bei der Franchise beschäftigt.

Der neue Head Coach Ron Rivera hat sich seinen Start in Washington vermutlich anders vorgestellt, auch wenn er dem Charlotte Observer erklärte: "Keine Zweifel... Ich will eine anhaltende Gewinnerkultur etablieren – in allen Facetten." Leicht wird das nicht. Für die entlassenen Santos und Mann II holte er zwei ehemalige Mitarbeiter aus Carolina, Eric Stokes und Don Warren.

Carsten Keller - 19.07.2020

Dan Snyder bleibt ungewollt im Mittelpunkt einer chaotischen Woche

Dan Snyder bleibt ungewollt im Mittelpunkt einer chaotischen Woche (© Getty Images)

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