Jerry Richardsons Denkmal entfernt

Beim Kauf der der Carolina Panthers samt Eigentum durch David Tepper 2018 wurde ein Detail des Vertrages von ihm in seiner Antrittspressekonferenz bekanntgegeben, das ihm bereits damals sichtlich Unbehagen bereitet hatte: Die 5m hohe Statue von Vorgänger Jerry Richardson, der aufgrund vielfältiger Vorwürfe sexistischer und rassistischer Art wohl zum Verkauf gedrängt worden war, musste vor dem Stadion stehen bleiben. Jetzt, zwei Jahre später, wurde sie trotzdem entfernt.

David Tepper, ein milliardenschwerer Hedge Fund Manager und zuvor noch Teil der Minderheitseigentümer bei den Pittsburgh Steelers, hatte im Mai 2018 den Zuschlag bekommen und war von der NFL als neuer Eigentümer gebilligt worden. Jerry Richardson hatte im Dezember 2017 erklärt, dass er das Team verkaufen will. Ganz freiwillig war dies sicher nicht – hatte er die Panthers doch immer als sein Lebenswerk bezeichnet.

Ausgelöst wurde eine Untersuchung der NFL durch einen Artikel des US-Sportmagazins Sports Illustrated, in dem Richardson sexuelle Belästigung und rassistische Diskriminierung vorgeworfen worden waren. Nach Abschluss ihrer Ermittlungen hatte die NFL eine Geldstrafe in Höhe von 2,75 Millionen Dollar verhängt, die an karitative Zwecke gehen sollte, die den Opfern derartiger Verhaltensweisen helfen.

Richardson hatte 1993 insgesamt 206 Millionen Dollar für das Recht, eine Franchise zu eröffnen, bezahlt. Mit seinem Verkauf ging der einzige Owner, der früher selbst in der NFL gespielt hatte (bei den Baltimore Colts 1959/60).

David Tepper entrichtete 2018 für die Franchise insgesamt 2,275 Milliarden Dollar, von denen Jerry Richardson alleine 1,1 Milliarden einstrich. In der letzten Forbes-Liste der NFL-Teamwerte vom September 2019 belegen die Panthers aktuell Platz 22 der Liga mit einem Wert von 2,4 Milliarden Dollar.

Der Vertrag enthielt zudem ein Detail, das im Rahmen der Antrittspressekonferenz von David Tepper bekannt wurde: Die samt Sockel mehr als fünf Meter hohe Statue von Jerry Richardson am Nordeingang des Stadions musste dort stehen bleiben.

Die Statue des Künstlers Todd Andrews war 2016 zum 80. Geburtstag Richardsons enthüllt worden; damals hieß es, dass Richardson sie nicht in Auftrag gegeben hatte, sondern von seinen Minderheitseigentümern "überrascht" worden wäre. Im Übergabevertrag ließ er sich dann jedoch festschreiben, dass sie nicht abgebaut wird, was Tepper auf der Pressekonferenz sichtlich unangenehm war.

Die Statue sollte als Vermächtnis des Verkäufers bleiben und diese Klausel darf durchaus als Mittelfinger an Stadt, Fans und nicht zuletzt die NFL verstanden werden, die ihn vermutlich zum Verkauf seiner Franchise gedrängt hatte.

Überraschend wurde dann am Mittwoch, 10.06., von Joe Bruno (WSOC9) berichtet, dass die Statue entgegen der vertraglichen Regelungen doch abgebaut wird. Das Department of Transportation der Stadt Charlotte verlud noch am gleichen Tag die Statue auf einen Transporter und fuhr diese "an einen unbekannten Ort".

Als Begründung wurden Sicherheitsbedenken angegeben: In den sozialen Medien hatten Protestierende dazu aufgerufen, die Statue, die sie als rassistisches Symbol ansahen, abzureissen. Angesichts der Ausschreitungen nach dem Tod von George Floyd in einer Vielzahl Städte in den USA nicht ganz ausgeschlossen. Die Stadt wollte dem wohl zuvorkommen, was David Tepper vermutlich nicht ungelegen kommt, wenn man an seine Pressekonferenz zurückdenkt.

Jerry Richardson dürfte dagegen nicht allzu begeistert sein; ob er den aktuellen Eigentümer – beziehungsweise die Stadt als Ausführende – verklagt, bleibt abzuwarten. In einer Vielzahl von Social Media Posts gab es übrigens nahezu ausschließlich Lob der Panthers-Fans für die Entfernung. Einzig die beiden Panther hätte man gerne stehen gelassen sehen. Die hatten sich aber auch nichts zuschulden kommen lassen...


Carsten Keller - 11.06.2020

Jerry Richardsons Statue wurde angeblich präventiv entfernt (© Carsten Keller)