Vier Regeländerungen beschlossen

Die NFL Teambesitzer haben bei ihrem virtuellen Liga-Meeting insgesamt vier Regeländerungen angenommen. Zwei Änderungsvorschläge waren kurzfristig am Vortag zurückgenommen worden, ein Antrag wurde auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. Insgesamt mussten sich die 32 Teameigentümer dann noch mit vier vorgeschlagenen Regeländerungen befassen.

75 Prozent der Owner (entspricht 24) mussten für eine Regeländerung zustimmen, damit sie auch eingeführt wird. Das klappte in den folgen Fällen:

1) Die Zahl der Spieler, die von der Injured Reserve Liste im Verlauf der Saison noch zurückkehren können, wurde von zwei auf drei pro Team erhöht


2) Das Competition Committee wollte den Schutz für einen Spieler, der sich nicht verteidigen kann, auch auf den Kickoff- und Punt Returner ausweiten, wenn der den Ball hat, aber noch keine Zeit hatte, den unmittelbaren Kontakt eines Gegenspielers abzuwehren.


3) Das "Bill Belichick-Schlupfloch" wurde geschlossen: Die neue Regel verhindert, dass Teams mit mehreren Strafen (dead ball fouls) hintereinander Zeit von der Uhr nehmen. Bill Belichick hatte auf dieses Schlupfloch in den Regeln aufmerksam gemacht (bei einem Sieg gegen die Jets vergangenen Herbst) und die Taktik war zu seinem Ärger prompt auch gegen sein Team von Ex-Schützling Mike Vrabel und dessen Titans in den Playoffs wenige Wochen später verwandt worden.


4) Auf Antrag der Eagles wird der Videobeweis künftig auch bei Scoring Plays und Turnovern, wenn ein Foul diese aufhob, sowie bei Extrapunkt-Versuchen (sowohl erfolglosen als auch erfolgreichen) permanent eingesetzt werden können

Über den folgenden Vorschlag wurde nicht förmlich abgestimmt, aber laut Tom Pelissero (NFL Network) hätte eine Abstimmung, nachdem man kurz per Handzeichen die Tendenz eingeholt hatte, nicht die nötige Mehrheit gebracht. Trotzdem war genug Interesse da, dass man das Voting darüber auf einen späteren Zeitpunkt verschob:


5) Philadelphia brachte den Vorschlag ein, statt eines Onside Kicks bei Rückstand einen 4. & 15 an der eigenen 25 Yard Linie ausspielen zu dürfen (die Regel wurde so in der kurzlebigen Alliance of American Football gespielt).

Ein Element, das auf der einen Seite sicher größere Erfolgsaussichten hat als ein erwarteter Onside Kick (der nur gut 10 Prozent erfolgreich ist), aber auf der anderen Seite mit alten Traditionen bricht. So gesehen versteht man, dass es Befürworter für beide Seiten gab.


Abgelehnt oder zurückgezogen wurden dagegen die folgenden Vorschläge:

6) Die Dolphins hätten gerne die Option für die Defense, die Spieluhr wieder nach dem Pfiff des Referees starten zu lassen, wenn die Verteidigung eine Strafe gegen die Offensive spät in einer Halbzeit abgelehnt hatte.


7) Baltimore und die Los Angeles Chargers brachten gemeinsam den Vorschlag, einen achten Schiedsrichter in der Booth, also im Oberrang zu platzieren. Dies wurde so erfolgreich in der ebenfalls nur kurzlebigen XFL erfolgreich praktiziert.

Grundsätzlich hätte man wohl die Sinnhaftigkeit dieses Vorschlags erkannt, aber in den dank Corona unsicheren wirtschaftlichen Zeiten keine weiteren Ausgaben (die jedoch für die NFL bestenfalls Portokassengeld darstellen würden) gewollt und zum anderen auch nicht genügend erfahrene Schiedsrichter gesehen, die diesen Job gewinnbringend ausfüllen würden. Und ein Debakel wie die Änderung des Videobeweises im Vorjahr wollte sowieso niemand mehr erleben.

Der wurde nach einem Jahr unzeremoniell wieder aus der Welt geschafft. Da er entgegen der ursprünglichen Idee praktiziert worden war, wird ihn so auch kaum jemand vermissen.


8) Ebenfalls konnte sich die Idee eines technischen Beraters für die Schiedsrichter nicht durchsetzen (von den Ravens und Chargers)


Carsten Keller - 28.05.2020

Jeweils 24 Stimmen wurden für eine Änderung benötigt - viermal klappte das (© Carsten Keller)