Dolphins mit kurioser Draft-Strategie

Raekwon Davis wurde von den Miami Dolphins in der zweiten Runde ausgewähltWas die Draftstrategie von General Manager Chris Grier und Head Coach Brian Flores ist, wirkt manchmal schwer zu erkennen. Klar ist jedoch, dass sie erfolgreich zu sein scheint, auch wenn sich zahlreiche Fans nach dem tieferen Sinn einiger Entscheidungen fragen. Doch wenigstens wendet sich das Team von der bisherigen Strategie von Ex-Player Personal VP Mike Tannenbaum ab und wählt nur die sicheren Spieler aus, denn auch diese sind bekannter Maßen keinesfalls so sicher wie man dachte (siehe: DE Charles Harris).

Wäre es nach Tannenbaum gegangen, hätte QB Tua Tagovailoa nicht in der ersten Runde ausgewählt werden dürfen. Tagovailoa gilt als der beste Quarterback dieses Jahrgangs mit hervorragender Übersicht, toller Passgenauigkeit und schnellen Entscheidungen, seine Verletzungsanfälligkeit in den vergangenen Jahren ist jedoch ebenso zu beachten. Miami nahm ihn an fünfter Stelle in der Hoffnung sein Potenzial erschließen zu können und ihn "gesund" zu halten. Für die Dolphins ein kalkuliertes Risiko, denn ob Quarterbacks den Sprung vom College in die NFL schaffen ist immer ein Glücksspiel. Etwas mehr als die Hälfte der Erstrundenpicks schaffen es sich in der NFL zu beweisen, genaue Voraussagen wer es schafft, sind unmöglich (siehe die vermeintlichen Stars David Carr, Tim Couch, JaMarcus Russell, Tim Tebow, Johnny "Football" Manziel).

Auch mit dem zweiten Pick gingen die Dolphins ein Risiko ein. OT Austin Jackson gilt als der unerfahrenste Offensive Tackle mit Designation für die ersten beiden Runden, jedoch auch als der mit dem größten Potenzial. Ihn zu entwickeln ist ein Projekt für mehr als eine Off-Season, ihm zugute kommt, dass er keinen Druck bekommen wird. Zum einen gilt die Offensive Line der Dolphins als schwach, so dass er sicher nicht um einen Starterposten kämpfen muss, zum anderen wird er sicher kein "Elite Left Tackle" Schild um den Hals bekommen, wie manch anderen Neuling. Zumal QB Tua Tagovailoa auch Linkshänder ist und somit die rechte Seite der Line wichtiger wird.

Mit CB Noah Igbinoghene überraschten die Dolphins ebenso. Ein Safety oder ein Running Back war erwartet worden, es wurde ein Cornerback, eigentlich eine Position bei der die Dolphins schon mit CB Byron Jones und CB Xavien Howard sehr hochkarätig aufgestellt sind. Igbinoghene gilt als unerfahren, da er erst vor zwei Jahren von Wide Receiver auf Cornerback umsattelte, doch kommt er aus einer Sprinterfamilie und zeigt daher auf dem Feld eine unglaubliche Geschwindigkeit, die man nur schwer lehren kann. Als Nickel-/Dime Corner wird er seine Chance bekommen und gegen die Slot Receiver spielen, denn er gilt nicht nur als schnell, sondern auch als recht physisch. Zudem ist Head Coach Brian Flores der Meinung seines Mentors Bill Belichick: man kann nie zu viele gute Press-Corner haben. Doch ist auch nicht auszuschließen, dass Igbinoghene eine Chance als Safety bekommt, doch muss er sich hier zu einem besseren Tackler entwickeln.

Auch am zweiten Tag setzte sich diese Tendenz der Draft fort. Anstatt an 39. Stelle endlich den erwarteten Safety oder den Running Back zu nehmen, wählten die Dolphins OL Robert Hunt aus. Wieder ein Spieler, der früher gewählt wurde als erwartet, der sich aber durch gute Mobilität und Stärke auszeichnet. Er kann sowohl Guard als auch Tackle spielen und gibt schlechtesten Falls dem Kader etwas mehr Tiefe und Flexibilität. Dass Hunt gewählt wurde liegt aber auch daran, dass die anderen mit den Dolphins in Verbindung gebrachten Spieler wie RB D'Andre Swift (35. Detroit Lions), FS Xavier McKinney (36. New York Giants), S Kyle Dugger (37. New England Patriots) und DE Yetur Gross-Matos (38. Carolina Panthers) genau vor den Dolphins ausgewählt wurden. Dass aber gleichzeitig Hunt Spielern wie RB Jonathan Tayler (41. Indianapolis Colts), S Grant Delpit (44. Cleveland Browns) oder Antoine Winfield Jr. (45. Tampa Bay Buccaneers) vorgezogen wurde, sorgte für Stirnrunzeln.

Mit ihren zweiten Zweitrundenpick wurde es wieder nichts mit einem Safety oder Running Back - die beiden Positionen, die nach Quarterback und Offensive Line als größte Needs des Teams gelten. Und an 56 wählten die Dolphins dann DT Raekwon Davis aus. In zweierlei Hinsicht überraschte dies, denn mit DT Christian Wilkins hatte das Team erst im vergangenen Jahr einen Erstrundenpick auf dieser Position investiert, zudem galt ein Pass Rushing DE als größere Baustelle. Dieser wurde allerdings von den Buffalo Bills mit DE A.J. Epensa an 54. Stelle weggezogen, einen Pick vor den Dolphins ging RB J.K. Dobbins zu den Baltimore Ravens, jeder Dobbins, den Miami als letzten Spieler vor dem Corona-Lockdown noch eingeflogen hatte. Mit DT Raekwon Davis hat das Team jedoch einen Spieler bekommen, der zeiweise bei den Vorhersagen in der späten ersten Runde hätte ausgewählt werden können. Er gilt jedoch eher als Run-Stopper und weniger als Pass Rusher und etwas eindimensional, was diese Wahl zusätzlich etwas merkwürdig erscheinen lässt. Mit OT Ezra Cleveland (58. Minnesota Vikings), WR Denzel Mims (59. New York Jets) und LB Josh Uche (60. New England Patriots) wären drei Spieler noch vorhanden gewesen, die besser zu Miami gepasst hätten und ebenfalls auf "starkbesetzten" Positionen spielen, zudem wäre auch S Jeremy Chinn (64. Carolina Panthers) eine hervorragende Wahl gewesen.

Der Safety kam dann an der 70. Stelle mit Brandon Jones, der als etwas klein und zu schwach gegen das Laufspiel gilt mit gerade etwas besser als durchschnittlicher Geschwindigkeit. Er kann sich sicher enwickeln, doch wirkt es an dieser Stelle als ob die Dolphins nun unbedingt den Zugzwang verspürten einen Safety wählen zu müssen vor dem "Draftloch" (kein Pick mehr bis 136.) OT Josh Jones, den viele Experten als Erstrundenpick sahen, wurde erst an 72. Stelle von den Arizona Cardinals gewählt, DE/LB Zack Baun ging an 74. Stelle zu den New Orleans Saints, WR Bryan Edwards an 81. Stelle nach Las Vegas und selbst S Julian Blackmon (85. Indianapolis Colts) gelten als die bessere Wahl. Sicher haben die Verantwortlichen der Dolphins in ihrer Wahl etwas mehr als nur den auf Safety vertrauten Namen Jones gesehen, dass er den Sprung in die Startformation der NFL-Teams schaffen kann, muss er aber erst beweisen.


Schüler - 25.04.2020

Raekwon Davis wurde von den Miami Dolphins in der zweiten Runde ausgewählt

Raekwon Davis wurde von den Miami Dolphins in der zweiten Runde ausgewählt (© Getty Images)

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