Trump hofft auf Septemberstart

US-Präsident Donald Trump hat am Samstag eine Telefonkonferenz mit den Commissionern der 13 größten US-Sportligen durchgeführt; außer fragwürdigen Aussagen blieb jedoch wenig Greifbares übrig und der politische Gegenwind ließ nicht lange auf sich warten.

Neben Roger Goodell waren auch die Verantwortlichen von NBA (Adam Silver), Major League Baseball (Rob Manfred), NHL, Major League Soccer, WNBA, WWE, PGA Tour, LPGA, UFC, Nascar, IndyCar und des Breeders' Cup vertreten.

Präsident Trump erklärte, dass er glaubt, die NFL Saison sollte pünktlich im September starten und dass die Zuschauer ab August oder September wieder Spiele in den Arenen sehen könnten. "Ich will wieder Fans in den Arenen. Ich denke es ist... wann auch immer wir bereit sind. So bald als möglich natürlich. Und die Fans wollen auch zurückkehren. Sie wollen Basketball und Baseball und Football und Hockey sehen. Sie wollen ihren Sport anschauen. Sie wollen raus auf die Golfplätze und die schöne, saubere, wunderschöne frische Luft atmen."

Allerdings glaubte er noch im März, dass "Corona eine Wahlkampftaktik der Demokraten wäre und ein Hoax."

Bezeichnenderweise war bei dem Conference Call Dr Fauci, der allgegenwärtige amerikanische Immunologe, ausnahmsweise nicht an Trumps Seite. Der hatte erst letzte Woche betont, dass es keinen Zeitplan geben könnte. "Den Zeitplan bestimmt der Virus."

Sowohl der Chief Medical Officer der NFL als auch der Medical Director der Spielergewerkschaft NFLPA hatten vor wenigen Tagen ebenfalls erklärt, dass ein Zeitplan momentan nicht absehbar sein könnte. Angesichts der täglich dramatischeren Lage in den USA mit über 2.600 Toten alleine in der Stadt New York auch durchaus nachvollziehbar.

Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsome gab in einem Videostatement prompt an, dass er sich im Moment keine Spiele in "seinem" Kalifornien vorstellen kann, was nicht nur nach einer politischen Botschaft klang: "Wir haben alle die Schlagzeilen der letzten Tage in Asien gesehen, wo sie bestimmte Geschäfte wieder geöffnet haben und jetzt fangen sie an, diese Öffnungen doch zurückzufahren, weil sie sehen, dass es sich wieder ausbreitet. Das ist ein Bumerang. Da muss man wirklich sehr vorsichtig sein. Vorsichtig, damit man nicht zu viel verspricht. Es ist interessant. Ich habe eine Menge Freunde, die in der Major League Baseball oder der NFL arbeiten. Sie haben mich gefragt – übrigens, ein sehr bekannter Footballspieler hat mich gerade gefragt, wann er erwarten soll, dass er zurückkehren darf. Ich habe gesagt: Ich wäre in der Erwartungshaltung sehr vorsichtig.

[...] Unsere Entscheidung wird hier, zumindest im Staat Kalifornien, auf Basis von Fakten getroffen werden, wird von unseren Gesundheitsexperten getroffen werden, wird von unseren Kapazitäten in diesem Moment bestimmt werden, um die Kurve zu drücken und die passende Überwachung und Tests in der Community zu haben, ob das passt. Und jetzt bin ich vor allem auf die naheliegenden Sachen fokussiert, aber das [Spiele mit Zuschauern in den Stadien] ist nicht etwas, was ich in den nächsten paar Monaten erwarte."

Trump bekräftigte in seinem Briefing: "Wir müssen zurückkehren. Wir müssen zurückkehren. Erinnert Euch daran. Wir müssen zurückkehren und wir müssen bald zurückkehren." Die NBA, die als erste "richtige" amerikanische Profiliga am 11. März ihren Betrieb eingestellt hatte, gab in Person von Adam Silver zu Protokoll: Wir wären gern die ersten, die "vorangehen würden, um eine kriselnde Wirtschaft wieder anzukurbeln, wenn die Gesundheitsexperten grünes Licht geben würden."

Natürlich lässt sich (ausnahmsweise) hoffen, dass Trump Recht hat. Es sieht aktuell wieder einmal nicht danach aus. Aber das war auch nicht unbedingt zu erwarten.


Carsten Keller - 05.04.2020

Donald Trump hat momentan wenig zu lachen (© www.whitehouse.gov )