Eigentümer und Spieler vor Einigung
Das Collective Bargaining Agreement – kurz CBA – hat eine weitere wichtige Hürde genommen, wenn auch etwas anders als geplant: vier Stunden Beratung zwischen den NFL Teameigentümern und den Mitgliedern des NFLPA Ausschusskomitees / der 32 Teamvertreter der Spielergewerkschaft erbrachten zunächst kein offizielles Ergebnis.
Allerdings gab es weitere vier Stunden später ein gewichtiges Update von George Atalla, dem Executive Director der der Spielergewerkschaft: Eine Mehrheit der 32 Teamabgesandten der Spielergewerkschaft hatte sich darauf geeinigt, den vorliegenden Vorschlag der Owner an ihre Mitglieder zur Abstimmung weiterzureichen. Ursprünglich hatte es geheißen, dass dazu eine Dreiviertelmehrheit nötig wäre, aber laut Tom Pelissero (NFL Network) wurde auf einfache Mehrheit gesenkt, da man den Vorschlag ohne eine ausgesprochene Empfehlung (die die 75 Prozent benötigt hätte) zur Abstimmung weiterreichen wird. Laut ESPN Reporterin Brooke Pryor hatten 17 vor den Vorschlag und 14 dagegen gestimmt(bei einer Enthaltung).
Sollte sich eine einfache Mehrheit der ungefähr 2.000 Mitglieder für die Annahme des Vorschlags entscheiden, so würde dieses neue CBA für weitere 10 Jahre "Arbeitsfrieden" herstellen. Die Eigentümerseite drängt auf einen schnellen Abschluss, um so in den Verhandlungen für neue Fernseh- und vor allem Streamingverträge "Rechtssicherheit" zu haben. Nachdem mittlerweile auch Internetgiganten wie Amazon Interesse an Übertragungsrechten haben, sind astronomische Abschlüsse zu erwarten, von denen in zweiter Linie auch die Spieler profitieren würden (Hauptgewinner wären – natürlich – die Owner).
Einige hochkarätige Spieler wie J.J. Watt ("Hard No on this CBA Proposal") oder David Bakhtiari hatten sich schnell bei Twitter gegen die Vorschlag ausgesprochen, als dieser veröffentlicht worden war. Auch Experten wie Andrew Brandt (u.a. ehemaliger General Manager der Packers und jetzt wieder auf der Spieleragentenseite tätig) rieten, einen vorschnellen Abschluss zu vermeiden. Sicherlich nachvollziehbar, wenn man sieht, dass die Spieler allgemein aus den letzten CBA-Verhandlungen 2010/11 eindeutig als Verlierer herausgegangen waren.
Jetzt ist allerdings davon auszugehen, dass der Vorschlag auch angenommen wird: Die überwältigende Mehrzahl der Spieler ist eben nicht so gut alimentiert wie ein JJ Watt, sondern mit Minimumverträgen ausgestattet. Dieses Minimum soll im neuen CBA aber um mindestens 100.000 Dollar pro Spieler und Jahr angehoben werden, was die meisten Akteure verständlicherweise schnell zu einer Annahme veranlassen dürfte. Auch wenn es JJ Watt nicht gefällt, so ist es absolut nachvollziehbar.
Sollte der Vorschlag diese Woche positiv beschieden werden (wovon ziemlich sicher auszugehen ist), würde das neue CBA gleich für das neue Ligajahr, das am 18. März beginnt, gelten. Dann wäre auch nur noch ein Tag (Franchise oder Transition) pro Team möglich, was ein Spielerwunsch war und einige Franchises vor große Herausforderungen stellen wird. Teams wie die Dallas Cowboys oder Tennessee Titans, die eine Menge hochkarätiger potenzieller Free Agents besitzen (Dallas: Quarterback Dak Prescott, Wide Receiver Amari Cooper, Pass Rusher Robert Quinn; Tennessee: Quarterback Ryan Tannehill, Running Back Derrick Henry) müssten unter Umständen ihre Verhandlungstaktik überdenken.
Hauptkritikpunkt der Spieler war die Einführung eines 17. Spiels in der Hauptrunde für alle Teams, sowie – deutlich weniger umstritten (aber sportlich komplett unnötig) – den Einzug zweier weiterer Teams in die Playoffs und so die Ausweitung der WildCard-Runde. Aber auch hier: Beides bringt einen riesigen Batzen Geld, von dem etwas weniger als die Hälfte auch für die Spieler abfallen wird.
Als Fan kann man sich vor allem darauf freuen, dass das nächste Jahr nicht mit ständigen Updates zu den CBA-Verhandlungen angefüllt werden wird. Und es dann mehr NFL-Football gibt.
Carsten Keller - 26.02.2020
Eric Winston (links) und DeMaurice Smith führten als Vorstände der NFLPA die Verhandlungen (© Carsten Keller)
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