LSU sorgt für Abwechslung

LSUs QB Joe Burrow war auch von Clemsons Abwehr im Finale nicht zu stoppen.LSU setzte seinen offensiven Sturmlauf auch im Finale fort, wurde mit dem 42:25 gegen Titelverteidiger Clemson zum vierten Mal National Champion, und das ist, ohne parteiisch sein zu wollen, auch gut so - zum einem, weil sonst die atemberaubende Saisonleistung von QB Joe Burrow mit einem Makel behaftet gewesen wäre, zum anderen weil es so endlich mal Abwechslung an der Spitze gab. Nun ist LSU natürlich kein Sensationsmeister, kein Nobody, der aus dem Nichts zum Titelgewinn gestürmt wäre. Als eines der Top-Teams der stäksten Conference (SEC) gehören die Tigers immer zumindest zum erweiterten Kreis der Teams mit Playoff-Ambitionen, aber ihr letzter Titelgewinn lag bereits zwölf Jahre zurück, und in den fünf Jahren Playoff-Geschichte hatten sie nie wirklich um die Playoff-Plätze mitgespielt. In sofern sorgte LSUs Erfolg, gepaart mit dem Umstand, dass Rekordmeister Alabama zum ersten Mal die Playoffs verpasste, für frischen Wind.

Den brauchte es dringend mal. Um nicht missverstanden zu werden: Langweilig war der College Football in den letzten Jahren insgesamt nie. Es gab immer eine Fülle an packenden Spielen und auch genügend Favoritenstürze, die die Spielzeiten über den gesamten Verlauf interessant machten, aber vom Ende her betrachtet, also was die Verteilung der Playoff-Plätze und der Meisterschaften betrifft, war der College Football in den letzten Jahren doch arg eintönig. Für die Playoffs qualifizierte sich eine nur kleine Gruppe an Teams. Alabama und Clemson waren je fünfmal dabei, Ohio State und Oklahoma je dreimal. Es gab dreimal die gleiche Final-Ansetzung (Alabama gegen Clemson), und von den Teams, die zwischen 2014 und 2018 nur einmal den Einzug in die Playoffs schafften (Oregon, Florida State, Michigan State, Washington, Georgia und Notre Dame), erreichten nur zwei überhaupt das Finale (Oregon 2014 und Georgia 2017) und den Titel gewinnen konnte keines von ihnen.

Dass es ausgerechnet nach der Einführung von Playoffs an der Spitze eintöniger wurde, mutet zunächst merkwürdig an. Wenn jetzt vier Teams um den den Titel spielen, wo vorher nur zwei Endspiel-Teilnehmer ermittelt wurden (in den Jahren der BCS von 1998 bis 2013) beziehungsweise die Meister über die Umfrage-Ranglisten der Journalisten und Head Coaches gekürt wurden (von 1936 bis 1997), müsste es doch eigentlich mehr Abwechslung geben. In der Theorie richtig, im konkreten Fall aber nicht, weil sich das System gewissermaßen selbst ausbremst. Die Mini-Playoffs mit nur vier Teilnehmern sind im Grunde eine geschlossene Veranstaltung der fünf Power Five Conferences plus Notre Dame. Starke Außenseiter aus den Group of Five Conferences haben nur theoretische Chancen, einen der vier Playoff-Plätze zu bekommen und sich gegen die Großen zu beweisen, wie das Beispiel von Central Florida in den Jahren 2017 und 2018 gezeigt hat. Die Knights waren 2017 und 2018 bis zur Bowl-Niederlage gegen LSU am Ende der Saison ungeschlagen geblieben und wurden vom Playoff Selection Committee dennoch zu keiner Zeit hoch genug platziert.

Der zweite wichtige Effekt ist, dass die Playoffs den Top-Teams der Power Five Conferences mehr Spielraum im Falle von Niederlagen geben. Beendete bis 2013 oft schon eine Regular-Season-Niederlage alle Titelträume, so kann man sich heute eine Niederlage immer leisten und trotzdem im Rennen bleiben. Die ersten vier National Champions der Playoff-Ära - Ohio State 2014, Alabama 2015, Clemson 2016 und wieder Alabama 2017 - hatten denn auch alle in der Regular Season einmal verloren, und drei von ihnen (Ohio State, Clemson und Alabama 2017) wären nach ihren Regular-Season-Niederlage in der Zeit vor Einführung der Playoffs nicht ins National Championship Game beziehungsweise zum National Champion gewählt worden.

LSUs Offensivkraft entscheidend

Zurück zu LSU und zum National Championship Game. In dem hatte es LSU erwartungsgemäß schwerer als im Halbfinale gegen Oklahoma, lag in der ersten Halbzeit kurzzeitig sogar mit zehn Punkten hinten, der weitere Verlauf und der letztlich klare Erfolg ließen sich aber einfach erklären. Während die beiden Teams in der Defensive gleich stark waren, sich Clemson mit seiner als stärker eingeschätzten Abwehr in diesem Punkt keine Vorteile verschaffen konnte, schlugen LSUs Vorteile in der Offensive im Verlauf des Spiels immer stärker durch. Konkreter: LSUs Abwehr schirmte zum einen Clemsons Passempfänger von wenigen Szenen abgesehen sehr gut ab und nahm mit dem Druck an der Linie auch RB Travis Etienne weitgehend aus dem Spiel. Damit hatte QB Trevor Lawrence nicht genug Unterstützung. Der nahm die Schuld später eher auf seine Kappe. "Letztlich habe ich nicht gut genug gespielt, um gewinnen zu können. Zu viele Fehler von mir, zu viele Pässe nicht angebracht, es war einfach nicht mein Tag", sagte er zu seiner Leistung.

Das ehrt ihn zwar, aber selbst Top-Quarterbacks brauchen anspielbare Receiver und Entlastung durch ein halbwegs funktionierendes Laufspiel. Beides fehlte über weite Strecken. Auf der anderen Seite konnte Clemsons Abwehr trotz gelegentlichen Drucks auf Joe Burrow das Passspiel von LSU nicht entscheidend einschränken. Den schnellen Entscheidungen und in der Regel präzisen Pässen von Burrow waren auch die eigentlich starken Defensive Backs von Clemson (die Tigers gingen mit der statistisch besten Passabwehr ins Spiel) auf Dauer nicht gewachsen. Man habe einfach zu viele Big Plays zugelassen, bemängelte LB Isaiah Simmons, einer der Besten in Clemsons Abwehr, die Defensivleistung später.

Nur zu Beginn der Partie konnte Clemsons Abwehr LSUs Offensive mit ein paar offensichtlich nicht erwarteten Maßnahmen überraschen. Dazu kamen die schlechte Feldposition für LSU bei den ersten beiden Angriffen (eigene 7- und 4-Yard-Linie) und der eine oder andere schlechte Pass von Joe Burrow. Das Team wirkte in der Phase, in der es mit 7:17 in Rückstand geriet, etwas verunsichert. Wenn es so etwas wie einen Wendepunkt in diesem Spiel gab, dann war es der 56-Yard-Pass von Burrow auf den überragenden WR Ja’Marr Chase im zweiten Spielzug von LSUs sechstem Angriff, der das Team bis an Clemsons 3-Yard-Linie brachte. Kurz darauf erlief Burrow den Touchdown zum 14:17, und danach gewann LSU immer mehr die Oberhand. Die nächsten beiden Angriffe über 87 und 95 Yards endeten mit weiteren Touchdowns zu einer 28:17-Führung für LSU.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit lief das Spiel ähnlich. Zweimal "Three and out" für LSU, dazwischen Clemsons Touchdown zum 25:28 - da sah es kurzzeitig so aus, als könnte Clemson das Spiel noch mal drehen. Tat es aber nicht. Im Gegenzug baute LSU die Führung wieder auf zehn Punkte aus (35:25), und danach holte Clemson nur noch 79 Yards und kam nie mehr in "Scoring Range". LSU genügte dann noch ein erfolgreicher Angriff, der nach knapp drei Minuten im vierten Viertel das 42:25 brachte, um Clemsons Widerstand endgültig zu brechen. "Unser Gefühl war, dass sie uns nicht dauerhaft in Schach halten können. Ich denke, wir sind zu explosiv in der Offensive. Sie (die Clemson Tigers) gingen, wie ich schon gesagt hatte, mit einer guten Strategie ins Spiel. Coach Venables (Clemsons Defensive Coordinator) ist großartig in dem, wa er tut. Wir brauchten einfach eine gewisse Zeit, um uns darauf einzustellen", sagte Burrow zum Spielverlauf und brachte damit das Geschehen an diesem Abend auf den Punkt.

Hoch - 21.01.2020

LSUs QB Joe Burrow war auch von Clemsons Abwehr im Finale nicht zu stoppen.

LSUs QB Joe Burrow war auch von Clemsons Abwehr im Finale nicht zu stoppen. (© Getty Images)

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