"Warum nicht wir?"

Die Ravens konnten ihn auch nicht stoppen: RB Derrick Henry Damit hatten wohl nicht einmal eingefleischte Titans-Fans gerechnet. In einer eindrucksvollen Vorstellung demontierten die Tennessee Titans die seit 12 Spielen ungeschlagenen Baltimore Ravens vor heimischen Publikum unerwartet deutlich mit 28:12. Held für die Titans war RB Derrick Henry, der 195 Yards Raumgewinn durch Lauf erzielte und einen Touchdown warf. Ravens-QB Lamar Jackson hatte eine beeindruckende Statistik mit 365 Yards durch Pass- und 143 Yards durch Laufspiel. Seine zwei Interception und sein Fumble wogen dies aber mehr als auf. Doch der Reihe nach.

Beide Teams haben ihren Schwerpunkt im Laufspiel. So war es denn klar, dass der Kampf an der Line of Scrimmage entscheidend für die Partie sein würde. Klar war auch, sollte eine Mannschaft einen deutlichen Vorsprung herausspielen, wäre dies die Entscheidung in der Partie. Und Fehler sollte man sich am besten gar nicht erlauben. Die Ravens hatten davon aber deutlich zu viel.

Der erste folgte beim ersten Ballbesitz der Ravens. Jackson warf einen Pass auf TE Mark Andres, der den Ball nicht festhalten konnte und S Kevin Byrd fing den Ball ab. Der Return über 31 Yards und eine zusätzliche Strafe gegen Jackson für sein robustes Tackle gegen Byard bescherten den Titans den Ball an der 35-Yard-Linie der Ravens. Tannehill beendete diesen Ballbesitz mit einem 12-Yard-Pass auf Jonnu Smith zum 7:0.

Im direkten Gegenangriff befanden sich die Ravens dann an der eigenen 45-Yard-Linie und sahen sich einem vierten Angriffsversuch bei noch einem fehlenden Yards gegenüber. Keine ungewohnte Situation für die Ravens. In der regulären Saison hatten sie in allen diese Situationen mit einem Lauf den First Down erreicht, eine perfekte Statistik. Doch nicht diesmal.

Jackson wurde gestoppt und wieder hatten die Titans den Ball in der Hälfte der Ravens. Unmittelbar danach folgte ein langer Pass von Tannehill in die Endzone, ganz der alten Trainerweisheit folgend, dass man nach einem Turnover beziehungsweise unerwarteten Wechsel des Angriffsrecht die kurze Unaufmerksamkeit des Kontrahenten mit einem Big Play nutzen sollte. Die Rechnung ging auf für die Titans. WR Kalif Raymond fing den Ball zum 14:0 für die Titans. Zwei Touchdowns in 10 Sekunden sorgten für einen Schockmoment bei den Ravens.

Im Stadion setzte zum ersten Mal eine ungewohnte Stille ein. Hier beschlich den einen oder anderen Fans der Ravens wohl das Gefühl, dass dies heute auch schief gehen könnte, ungeachtet der Erfolge in der regulären Saison. Doch nun entwickelte sich das Spiel etwas mehr in die erwartete Richtung. Die Ravens kontrollierten das Spielgeschehen und konnten durch zwei Field Goals von K Justin Tucker noch vor der Pause auf 14:6 verkürzen. Wieder aber haderten die Ravens mit der Chancenverwertung.

Nach der Halbzeit sollten die Ravens zuerst das Angriffsrecht haben. Trotz ihrer Fehler war noch nichts entschieden. Allerdings hatte die erste Spielhälfte gezeigt, dass Lamar Jackson nicht in der gewohnten Form war. Seine Pässe waren ungenau und flatterten vielfach. So war es dann auch kein Wunder, dass seine Receiver zahlreiche Pässe fallen ließen. Und die Fehler der Ravens gingen auch munter weiter.

Wieder scheiterten die Ravens an einem vierten Versuch mit nur wenigen Zentimetern zum First Down. Jackson rannte hinter seiner Linie hin und her, bevor er schließlich mit Raumverlust getackelt wurde. Immerhin aber kamen die Titans nur an der eigenen 19-Yard-Linie in Ballbesitz. Doch nun folgte eine ganz heftige Dosis von RB Derrick Henry. Die Ravens waren unfähig ihn zu stoppen und ein paar verpasste Tackles verwandelten eine eigentlich kurzen Lauf durch die Mitte in 66 Yards Raumgewinn. Von dort vollendete Henry mit einem "Jump Pass", der eigentlich seit den 1960er Jahren aus der Mode gekommen ist, auf WR Corey Davis auf 21:6 für die Titans.

Und gleich beim anschließenden Ballbesitz der Ravens unterlief Jackson der nächste Patzer. DE Jurrell Casey schlag Jackson den Ball aus der Hand und DE Jeffrey Simmons sicherte den Ball an der 20-Yard-Line der Ravens. Wieder hatten die Titans den Ball tief in der Hälfte der Ravens und somit leichtes Spiel. QB Ryan Tannehill erlief selbst mit einem 1-Yard-Lauf das 28:6. Wohl eher unfreiwillig, aber der vorgesehen Ballwechsel auf Henry kam wegen dessen Abschirmung nicht zum tragen.

Das heimische Publikum und wohl auch zahlreiche Spieler der Ravens standen danach unter Schock angesichts dieses unglaublichen Ergebnisses. Die Ravens wechselten nun in einer Art Panik-Modus. Das Laufspiel wurde weitgehend aufgegeben und alles wurde auf Pässe von Jackson umgestellt oder notfalls daraus resultierende Läufe durch Jackson.

Aber die Ravens sind es einfach nicht gewohnt, einem so großen Rückstand hinterher zu laufen. Auch ist ihre Offense dafür nicht geeignet. Insofern folgte postwendend der nächste Ballverlust.

Der folgende Ballbesitz der Ravens endete mit einer weiteren Interception durch S Kenneth Vaccaro. Während die erste Interception aus Sicht von Jackson noch ein wenig unglücklich war, ging dieser Pass völlig daneben. Auch wenn daraus keine Punkte mehr für die Titans folgte, war dies eine Art Schlusspunkt unter einen völlig verkorksten Auftritt der Ravens, die ihre großartige Saison nun nicht krönen können.

Mitte des vierten Viertels verkürzte TE Hayden Hurst zwar noch auf 12:28 aus Sicht der Ravens, das Spiel drehen konnte die Ravens aber nicht mehr. Aus ihrer Sicht ist in dieser Partie alles schief gegangen. Neben den vielen Fehlern war es aber vor allem die Überlegenheit der Titans an der Line of Scrimmage. Die Titans haben diese Partie physisch und psychisch dominiert. Dies ist üblicherweise das Metier der Ravens.

Das musste auch Ravens-Head-Coach John Harbaugh neidlos anerkennen: "Das war ein sehr gutes Spiel der Titans, vor allem an der Linie. Auf beiden Seiten haben sie das Spiel kontrolliert. Das war heute der entscheidende Unterschied."

"Das war großartig. Es war toll zu sehen, wie die Spieler die Vorgaben der Coaches exakt umgesetzt haben. Ein dickes Lob an die Coaches, die unser Team perfekt vorbereitet hatten und die Spieler, die es so perfekt auf dem Feld umgesetzt haben. Wir hatten einen großartigen Start ins Spiel, ganz so wie wir es uns vorgenommen hatten", war Titans Head Coach Mike Vrabel voll des Lobes für sein Team.

Und ergänzte: "Wir wussten dass wir die Offense nicht komplett ausschalten können. Unser Ziel war es, keine Touchdowns zuzulassen, sondern nur Field Goals. Das Justin Tucker diese alle erfolgreich abschließen würde, war uns dabei aber klar. Umgekehrt wollten wir unsere Serien mit Touchdowns abschließen."

Derrick Henry, der für seine Leistung nach der Partie in der Kabine gefeiert wurde, gab auch das Motto für die nächsten Spiele aus: "Warum sollten wir nicht den Titel gewinnen? Wir haben die Spieler dafür. Warum nicht wir?"

Korber - 12.01.2020

Die Ravens konnten ihn auch nicht stoppen: RB Derrick Henry

Die Ravens konnten ihn auch nicht stoppen: RB Derrick Henry (© Getty Images)

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