LSU auf der "Pole Position"

QB Joe Burrow und die LSU Tigers gehen nach dem Sieg gegen Georgia als Ranglistenerster in die Playoffs.Viel Unerwartetes, am Ende aber nur wenig Drama im Kampf um die vier Plätze in den Playoffs - so lässt sich das Ende der Regular Season in einem Satz zusammenfassen. Unerwartet war auf jeden Fall die Deutlichkeit des Sieges von LSU im SEC Champonship Game gegen Georgia (37:10). Noch unerwarteter war Ohio States 7:21-Halbzeitrückstand im Big Ten Championship Game gegen Wisconsin, das die Nummer eins der Rangliste des Playoff Selection Committees von letzter Woche in der zweiten Halbzeit komplett drehte und mit 34:21 gewann. Und überraschend war auch Utahs mentale Bauchlandung im Pac-12 Championship Game gegen Oregon (15:37) am Freitagabend. Als am Samstag das letzte Finale in den Power Five Conferences, das der Big Ten, beendet war, stand aber schon vor Veröffentlichung der abschließenden Rangliste des Playoff Selection Committees fest, wer die vier Teams sein würden, die am 28. Dezember um den Einzug ins National Championship Game spielen werden: LSU und Ohio State, dazu Clemson, das im ACC Championship Game das erwartungsgemäß überforderte Virginia mit 62:17 demontierte, und Oklahoma, das sich im Big Twelve Champonship Game gegen Baylor, knapp aber verdient, mit 30:23 nach Verlängerung durchgesetzt hatte.

Offen war lediglich noch, wer als Erster und wer als Zweiter in die Playoffs geht, und das war eine nicht ganz unwichtige Frage, weil der Erste im Halbfinale mit Oklahoma den vermeintlich etwas leichteren Gegner hat als der Zweite mit dem letztjährigen National Champion Clemson. Ohio State war als Erster der Playoff-Rangliste in das letzte Wochenende der Regular Season gegangen, LSU als Zweiter, und Beide haben gewonnen. Alles klar also? Nicht ganz. LSU hat das schwerere Programm absolviert, war zunächst auch Erster der Rangliste, wurde vom Selection Committee nach dem Sieg gegen Arkansas am 23. November aber auf Platz zwei zurückgestuft, hinter Ohio State, das an diesem Tag Penn State geschlagen hatte. Das Hauptargument dafür war, dass Ohio State nach Auffassung des 13-köpfigen Gremiums zu diesem Zeitpunkt über die gesamte Saison gesehen das komplettere und dominantere Team war, während LSU bei aller Offensivstärke über weite Strecken der Saison in der Defensive Schwächen gezeigt hatte.

Dieses Argument war nachvollziehbar, aber damit brachte sich das Selection Committee letztlich selbst in eine knifflige Situation, weil es zum einen schwer zu begründen war, warum Ohio State den ersten Platz nach dem Sieg im Big Ten Championship Game verlieren sollte, und zum anderen, weil LSUs Leistung in den letzten beiden Spielen gegen Texas A & M und im SEC Championship Game auch in der Abwehr endlich erstklassig war und die Tigers insgesamt eben das bessere "Resumee" vorzuweisen haben. Ohio States "wertvollste" Siege waren die gegen Penn State (28:17), bei Michigan (56:27) und zweimal gegen Wisconsin (38:7 Mitte der Saison und 34:21 am Samstag im Big-Ten-Finale). LSU kann mit Siegen gegen Florida (42:28), Auburn (23:20),bei Alabama (46:41) und am Samstag gegen Georgia (37:10) dagegenhalten. Und auch bei den Siegen gegen die nicht ganz so starken Gegner sieht LSU mit den Erfolgen bei Texas (45:38) und gegen Texas A & M (50:7) besser aus als die Buckeyes. Nur das sollte zählen.

Und so entschied das Playoff Selection Committee am Sonntag dann auch: LSU rückte wieder auf Platz eins vor, Ohio State wurde Zweiter vor Clemson und Oklahoma. Damit kommt es in den beiden Halbfinals am 28. Dezember zu den Duellen LSU gegen Oklahoma im Peach Bowl in Atlanta und Ohio State gegen Clemson im Fiesta Bowl in Glendale (Arizona). LSUs Head Coach Ed Orgeron hatte schon nach dem Sieg im SEC Championship Game gesagt, dass es ihm egal sei, ob man als Erster oder Zweiter der Rangliste in die Playoffs geht und bekräftigte das nach Bekanntgabe der abschließenden Playoff-Rangliste noch einmal. "Für uns war das nicht wichtig. Wir sind bereit. Jetzt spielen wir gegen Oklahoma, ein großartiges Team", so sein Kommentar zur Halbfinal-Begegnung mit den Sooners. Bei Ohio States Head Coach Ryan Day waren die Gefühle verständlicherweise gemischt. "Ja, ich glaube, dass wir die Nummer eins hätten sein sollen, aber LSU hat eine unglaubliche Saison gespielt. Was Joe (Burrow) geleistet hat, was das ganze Team geleistet hat, das war unglaublich gute Arbeit. Am Ende des Tages musst du die Besten schlagen, wenn du die National Championship gewinnen willst, und Clemson gehört sicherlich dazu", sagte er auf einer Pressekonferenz am Sonntag auf die Frage, ob er glaube, dass sein Team Erster der Rangliste hätte bleiben sollen. "Ich habe den größten Respekt vor dem Selection Committee. Ich weiß, dass sie eine schwierige Entscheidung zu treffen hatten. Ich denke, wir haben unseren Teil geleistet, aber jetzt heißt es, nach vorn zu schauen", so Day weiter.

Oklahoma nutzt Gunst der Stunde

Der große Verlierer im Kampf um die Playoff-Plätze war wieder einmal die Pac-12 Conference, die im sechsten Playoff-Jahr ihren Champion zum vierten Mal nicht bis in die KO-Runde durchbrachte. Dabei standen die Chancen eigentlich nicht schlecht. Utah ging als Fünfter der Playoff-Rangliste in diesen Spieltag. Hätten die Utes, die über die gesamte Saison den besten Football in der Pac-12 gespielt haben, im Conference-Finale gegen Oregon gewonnen, wären sie nach Georgias Niederlage gegen LSU gewiss auf Platz vier geklettert, unabhängig davon, was im Big Twelve Championship Game passiert wäre. Stattdessen verlor man, und erschreckend dabei war vor allem die Art, wie man verlor. Utah hatte sich mit dem ersten Angriff der Partie in nur fünf Spielzügen von der eigenen 25-Yard-Linie bis an Oregons 33-Yard-Linie vorgearbeitet, scheiterte dann aber im dritten und vierten Versuch daran, die nur wenigen zum neuen First Down fehlenden Zentimeter zu holen.

Dieser frühe Dämpfer war im Rückblick der Wendepunkt im Spiel. Danach spielte Utah den Rest der ersten Halbzeit über in der Offensive mut- und wirkungslos, leistete sich eine Interception kurz vor Ende des ersten Viertels, einen geblockten Punt im zweiten Viertel und gab den Ball im zweiten Spielabschnitt ein weiteres Mal mit einem erfolglos ausgespielten vierten Versuch ab. Die Folge war ein 0:20-Rückstand bei Halbzeit. In der zweiten Halbzeit zeigten die Utes zwar noch einmal vorübergehend alten Kampfgeist und kamen im dritten Viertel mit zwei Touchdowns tatsächlich noch einmal auf 15:23 heran, aber als Oregons RB CJ Verdell Mitte des vierten Viertels bei einem Lauf durch die Mitte zu einem 70-Yard-Touchdown zum 30:15 durchbrach, war Utahs Widerstand gebrochen. So sah es auch Utahs Head Coach Kyle Whittingham. "So schlecht wir in der ersten Halbzeit auch waren, mit dem 0:20-Rückstand, wir haben uns aber wieder herangekämpft. Dann kamen wir auf 15:23 heran, waren wieder im Spiel. Da dachte ich, dass wir in einer ganz guten Verfassung wären. Anschließend machte sie 70 Yards. Davon haben wir uns nicht mehr erholt", beschrieb er diese Situation später.

Nutznießer des Ausrutschers der Utes war Oklahoma. Wie schon im Punktspiel der Beiden drei Wochen zuvor, fiel die Entscheidung gegen Baylor erst spät, dieses Mal sogar erst in der Verlängerung, aber der Sieg war verdient. Baylor, das frühzeitig QB Michael Brewer verlor, lebte in erster Linie vom beherzten Kampf seiner Abwehr sowie von vier Aktionen: einem verursachten Fumble von Oklahomas QB Jalen Hurts und einer Interception, in deren Anschluss die Bears in der ersten Halbzeit ein Field Goal zum 3:10 und einen Touchdown zum 10:10 erzielten, sowie einem 81-Yard-Passspielzug zum 20:23 und einem 78-Yard-Pass, der den Weg zum 23:23 ebnete. In der Verlängerung konnte Baylor die Defizite in der Offensive dann nicht mehr mit Big Plays ausgleichen. Nachdem Oklahoma in nur drei Spielzügen das 30:23 vorgelegt hatte, setzte es Baylors dritten Quarteback, Jacob Zeno, bei allen vier folgenden Spielzügen massiv unter Druck, mit der Folge, dass keiner seiner drei Pässe erfolgreich war und er im dritten Versuch sogar für zehn Yards Raumverlust im Backfield zu Boden gebracht wurde. "Wir haben immer wieder andere Wege gefunden, um Spiele zu gewinnen, und so war es sicherlich auch heute. Die Abwehr war fantastisch, so wie die meiste Zeit dieser Saison über. Sie war dominant an der Linie und machte im Verlauf des Spiels immer mehr Druck auf ihre Quarterbacks. Spiele wie diese sind schwer zu gewinnen", sagte Oklahomas Head Coach Lincoln Riley später unter anderem. Die Herausforderung, vor der er und sein Team im Playoff-Halbfinale stehen, ist aber noch mal von einem anderen Kaliber. Immerhin, für seinen wichtigsten Mann, QB Jalen Hurts, ist diese Situation inzwischen Routine. Er steht in seiner vierten College-Saison zum vierten Mal in den Playoffs und hat mit Alabama 2017 schon eine National Championship gewonnen.

Hoch - 09.12.2019

QB Joe Burrow und die LSU Tigers gehen nach dem Sieg gegen Georgia als Ranglistenerster in die Playoffs.

QB Joe Burrow und die LSU Tigers gehen nach dem Sieg gegen Georgia als Ranglistenerster in die Playoffs. (© Getty Images)

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