LSU und Minnesota mischen die Karten neu

Viel Zeit, um über das etwas überraschende Aussehen der er ersten Rangliste des Playoff Selection Committees zu diskutieren, auch kontrovers, blieb Fans und Medien nicht, denn nur wenige Tage nach ihrer Veröffentlichung am Dienstagabend letzter Woche war sie gleich wieder überholt. Durch LSUs 46:41-Erfolg bei Alabama und Minnesotas 31:26-Sieg gegen Penn State fallen zwei Teams aus den am Ende entscheidenden ersten vier Plätzen erst einmal heraus. Und weil sich mit den Niederlagen von Alabama und Penn State die Anzahl der ungeschlagenen Teams weiter verringert, vergrößern sich zugleich die Playoff-Hoffnungen von bereits mit einer Niederlage belasteten Teams wie Georgia, Oregon, Oklahoma oder Utah.

Die erste Playoff-Rangliste hatte, wie gesagt, etwas anders ausgesehen als zuvor erwartet. Erster waren weder LSU noch Alabama, die in den AP- und Coaches-Ranglisten auf dem ersten Platz standen, sondern Ohio State. Das war jetzt kein völlig schräges Votum angesichts der Dominanz der Buckeyes in den bisherigen Spielen, aber wenn man berücksichtigt, dass Ohio State bis jetzt ein alles andere als schweres Programm absolviert hat, vor allem verglichen mit dem von LSU, war die Wahl von Ohio State zum Spitzenreiter nicht überzeugend. Überraschender war dagegen, dass das Playoff Selection Committee Penn State vor Titelverteidiger Clemson auf Platz vier gewählt hatte. Richtig starke Gegner hatten Beide bis jetzt nicht, aber Clemson wirkte bei seinen Siegen, von einer Ausnahme abgesehen, reifer und konsequenter. Den Ausschlag gegeben hat, dass Penn State zwei Siege gegen Top-25-Teams (Michigan und Iowa) vorzuweisen hatte, Clemson nur einen (gegen Texas A & M), und Clemsons glücklicher 21:20-Sieg bei North Carolina, dem das Gremium offenbar mehr Gewicht gab, als Penn States mühevollem 17:10 gegen Pittsburgh, bei dem der Gegner mehr vom Spiel hatte.

Größere Bedeutung hatte das alles natürlich nicht, und mit Penn States Niederlage bei Minnesota hat sich die Platzierung der Nittany Lions eh erledigt, aber interessant ist die erste Rangliste nicht zuletzt wegen ein paar Trends aus den ersten fünf Jahren der Playoffs. So hat der Erstplatzierte der ersten Playoff-Rangliste einerseits immer später tatsächlich die Playoffs erreicht, aber noch nie den Titel gewonnen. Der Drittplatzierte wiederum ist später noch nie in die Playoffs eingezogen, ein Trend, der sich nach Alabamas Niederlage fortsetzen könnte. Und in den letzten drei Spielzeiten holte der Zweitplatzierte der ersten Rangliste jeweils den Titel - was die Fans von LSU als gutes Omen nehmen werden. Aber auch für all jene, die in diesem Jahr in der ersten Rangliste noch weit weg sind von den begehrten ersten vier Plätzen geben die Zahlen Hoffnung: Der erste National Champion der Playoff-Ära, Ohio State, lag in der ersten Rangliste der Saison 2014 nur auf Platz 16 und zog letztlich als Vierter in die Playoffs ein.

Ohio State oder LSU?

Nach den Ergebnissen vom Samstag wird die zweite Rangliste in der Spitzengruppe natürlich anders aussehen. Die Frage ist, ob Ohio State Erster vor LSU bleiben wird. Nach einem weiteren klaren Sieg der Buckeyes (73:14 gegen Maryland) gibt es eigentlich keinen Grund, an deren Platzierung etwas zu verändern. Andererseits spricht das bisher Geleistete immer mehr für LSU. Der Sieg in Tuscaloosa war nach den Erfolgen bei Texas sowie gegen Florida und Auburn bereits der vierte der Tigers gegen ein Team, das zum Zeitpunkt der Partie in den Top Ten platziert war. Und mit diesem Erfolg haben sie endgültig bewiesen, dass sie gut genug sind, um die dominierenden Teams der letzten Jahren, Alabama und Clemson, zu schlagen. Zugegeben, in der zweiten Halbzeit spielte LSU nicht mehr so gut wie in der ersten, und die 21 im vierten Viertel kassierten Punkte sehen auch nicht gut aus, aber eine 20-Punkte-Führung zur Halbzeit muss man gegen Alabama erst einmal schaffen. Und richtig eng wurde es nach dem späten Anschluss von Alabama knapp eineinhalb Minuten vor Spielende dann doch nicht mehr, weil LSU nach dem erfolglosen Onside Kick von Alabama im nächsten Spielzug einen neuen First Down holte und danach die restliche Spielzeit ablaufen lassen konnte. Vor allem aber zeigte das Spiel gegen eine erstklassige Defense, dass LSU tatsächlich eine meisterschaftsreife Offense besitzt, die auf einen Niveau spielt wie die Offenses von Alabama, Clemson oder auch Oklahoma. "Wir hatten die ganze Woche über das Gefühl, dass wir die bessere Mannschaft sind. Am Montag habe ich unseren Jungs gesagt, dass wir die bessere Mannschaft sind, aber es auch beweisen müssen. Das haben wir getan", sagte Head Coach Ed Orgeron zum Auftritt seines Teams unter anderem.

Wichtig ist für LSU jetzt aber erst einmal, Kräfte zu sammeln, vor allem, die Bodenhaftung nicht zu verlieren und aus den letzten drei Punktspielen die zwei Siege zu holen, die man für den Einzug ins SEC Championship Game noch braucht. Unter normalen Umständen sollte man die an den beiden kommenden Wochenenden bei Mississippi und gegen das zurzeit immer weiter abstürzende Arkansas holen. Das letzte Spiel gegen Texas A & M ist dann noch ein richtig gefährliches. Und wenn man Platz eins in der West Division behauptet, kommt es am ersten Dezember-Wochenende im SEC Championship Game wahrscheinlich zu einem Duell mit Georgia.

Verfolger wittern Morgenluft

Hinter Ohio State und LSU wird wohl Clemson in der Rangliste von Platz fünf auf Platz drei klettern, und angesichts des Restprogramms ist den Tigers damit ein Platz unter den Top-Vier am Ende der Regular Season so gut wie sicher. Am kommenden Samstag spielt man zu Hause gegen Wake Forest und am 30. November bei South Carolina, das den Überraschungssieg bei Georgia Mitte Oktober nicht als Sprungbrett zu einer guten Saison nutzen konnte und nach der 15:20-Heimniederlage gegen Appalachian State drauf und dran ist, nicht einmal die für eine Bowl-Teilnahme notwendigen sechs Siege zu erreichen. Und wer immer der Gegner aus der Coastal Division im ACC Championship Game sein wird, ein echte Herausforderung wird er für Clemson nicht sein.

Wirklich spannend wird es dahinter. Insgesamt acht Teams muss man zurzeit zum Kreis derer zählen, die um Platz vier kämpfen - neben Ohio State, LSU und Clemson die ebenfalls noch ungeschlagenen Minnesota und Baylor sowie sechs Teams mit einer Niederlage (Alabama, Georgia, Oregon, Oklahoma, Utah und Penn State. Die erste Frage ist, wie weit werden Alabama und Penn State zurückfallen? Alabama vermutlich nicht allzu weit, vielleicht sogar nur um einen Platz. Der Grund dafür ist, dass der Rekordmeister seine Niederlage gegen ein anderes Top-Team erlitten hat. Wenn Alabama hinter eines der anderen mit einer Niederlage belasteten Teams zurückfallen sollte, dann am ehesten hinter Georgia, weil die Bulldogs immerhin zwei Siege gegen Top-Ten-Gegner (Notre Dame und Florida) vorzuweisen haben, während Alabamas "wertvollster" Sieg das 47:28 bei Texas A & M am 12. Oktober ist. Ganz gleich, ob es am kommenden Dienstagabend Vierter oder Fünfter ist, Alabama bleibt im Rennen um die Playoff-Teilnahme, wenn es seine letzten drei Punktspiele (bei Mississppi State und Auburn sowie gegen Western Carolina) gewinnt. Ob es am Ende reicht, hängt auch davon ab, was die vor Alabama platzierten Teams machen. "Wir haben unser Schicksal nicht mehr komplett in unserer Hand, aber wenn wir die Saison erfolgreich beenden, werden wir sehen, wofür es reicht. Wir waren schon in dieser Situation", sagte Head Coach Nick Saban zu den Perspektiven seines Teams nach der Niederlage gegen LSU.

Penn State wird wahrscheinlich den einen oder anderen Platz mehr verlieren, aber auch nicht zu weit zurückfallen. Georgia und Oregon, vielleicht auch noch Utah könnten an den Nittany Lions vorbeiziehen, aber hinter Oklahoma, das am Samstag nur mit 42:41 gegen Iowa State gewann, werden sie nicht zurückfallen. Damit ist für Penn State noch alles drin, sowohl in der Big Ten Conference als auch im Kampf um die Playoff-Plätze. Wenn die Nittany Lions alle restlichen Spiele gewinnen, einschließlich der Partie bei Ohio State am 23. November, würden sie aus eigener Kraft ins Big Ten Championship Game einziehen und könnten in diesem mit einem Sieg - eventuell in einem Rückspiel gegen Minnesota - aus eigener Kraft das Ticket für die Playoffs lösen.

Wie weit nach vorn kommt Minnesota?

Der vielleicht interessanteste Aspekt der neuen Playoff-Rangliste wird sein, wie weit nach vorn Minnesota kommen wird. Die Golden Gophers waren in der ersten nur auf Platz 17 zu finden, und das war durchaus berechtigt. Das bisher absolvierte Programm war einfach zu leicht, und dazu kam, dass die Mannschaft in den ersten vier Spielen nur zu knappen und teils glücklichen Siegen gegen South Dakota State und Georgia Southern sowie bei Fresno State und Purdue kam. Man wusste einfach nicht, wie gut die Mannschaft wirklich ist. Das Fazit nach dem Sieg am Samstag: Ein echtes Spitzenteam sind die Golden Gophers noch nicht, aber gut genug, um in der West Division der Big Ten Erster zu werden und ins Conference-Finale einzuziehen, sind sie. Was vor allem überraschte: Als Penn States Abwehr den eigentlich stärkeren Teil von Minnesotas Offensive, das Laufspiel, stoppte, konnten die Golden Gophers das mit erfolgreichem Passspiel ausgleichen. Minnesota profitierte natürlich auch von drei Interceptions, von denen zwei Ausgangspunkt von Angriffen waren, die mit Touchdowns endeten, und die dritte Penn States letzten Angriff stoppte, aber die waren primär keine Fehler des Gegners. Die ersten beiden waren das Ergebnis starker Aktionen von S Antoine Winfield, und die dritte von S Jordan Howden an der Goal Line der Golden Gophers 61 Sekunden vor Spielende war die Folge des Drucks auf Penn States QB Sean Clifford.

Minnesota muss jetzt zeigen, ob es in der Lage ist, über mehrere Wochen auf diesem Niveau gegen stärkere Gegner zu spielen. Am kommenden Samstag spielt man bei Iowa, einer selten schillernden, aber wegen ihrer Abwehrstärke unbequemen Mannschaft, die trotz ihrer 22:24-Niederlage am Samstag bei Wisconsin wahrscheinlich in den Top 25 platziert bleiben wird, und am 30. November empfängt man, nach einem weiteren Auswärtsspiel beim enttäuschenden Northwestern, dann noch Wisconsin. Sollte man sowohl bei Iowa als auch bei Northwestern gewinnen, wäre man bereits vor dem Wisconsin-Spiel für das Big Ten Championship Game qualifiziert.

Hoch - 11.11.2019

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