Der nächste Hochkaräter stürzt

Skylar ThompsonDie College-Football-Fans können sich zurzeit über fehlende Dramatik nicht beklagen. Das dritte Wochenende in Folge stolperte ein Team aus den Top Ten der AP- und Coaches-Ranglisten gegen ein nicht platziertes Team. Nach Georgia vor zwei Wochen gegen South Carolina und Wisconsin letzte Woche bei Illinois erwischte es dieses Mal Oklahoma, das bei Kansas State mit 41:48 verlor. Damit haben bereits zwei der fünf Hauptkandidaten für das Erreichen der Playoffs eine Niederlage auf dem Konto. Schlecht ist das nicht, weil es die Chance erhöht, dass sich am Ende der Regular Season Teams für die Playoffs qualifizieren, die in den ersten fünf Jahren der KO-Runde noch nie dabei waren. Und das würde dem College Football unter dem Gesichtspunkt Abwechslung fraglos gut tun.

Das Spiel in Manhattan (Kansas) zeigte mal wieder, wie wichtig die "Fundamentals" wie Blocken, Tackeln und das Vermeiden von Ballverlusten sind. Kansas State gelang die Überraschung nicht, weil es mit überraschenden Kniffen im "Game Plan" agierte, entscheidend war die Umsetzung und dass die Wildcats in der Turnover-Bilanz die Nase vorn hatten. Angesichts seiner Schwächen im Passspiel und der Notwendigkeit, Oklahomas Angriff möglichst lange zum Zuschauen zu verdammen, setzte Kansas State verstärkt auf Läufe und kurze Pässe, und dass man damit erfolgreich war, lag vor allem daran, dass die Offensive Line zumindest drei Viertel lang das Duell an der Line of Scrimmage gegen Oklahomas Defensive Line klar gewann. Die schweren Jungs an der Linie schafften die Räume für die erfolgreichen Läufe und schützten QB Skylar Thompson bei Pässen unerwartet gut. So waren die Wildcats deutlich länger in Ballbesitz, was einerseits Oklahomas Angriff weniger Spielzeit und Chancen gab und andererseits die Abwehr der Sooners physisch stärker forderte.

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit und Mitte des dritten Viertels unterliefen Oklahoma dann zwei Fehler (eine Interception, die auf das Konto von WR Charleston Rambo ging, und ein Fumble beim Kickoff Return), die Kansas State in zwei Touchdowns (zum 24:20 und 41:23) ummünzte. Oklahoma zeigte seine bekannte Stärke, schnell punkten zu können, erst, nachdem man in der dritten Minute des vierten Viertels mit 23:48 in Rückstand geraten war. Am Ende fehlte den Sooners ein wenig Glück bei einem Onside Kick eine Minute und 49 Sekunden vor Spielende, um noch eine letzte Chance zu bekommen, die Niederlage abzuwenden, aber ein Rückstand von vier "Scores" war dann auch für ein so angriffsstarkes Team zu viel. Letztlich ging der Sieg von Kansas State in Ordnung, weil sich die Mannschaft trotz des frühen 0:10-Rückstandes nicht hängen ließ. Stattdessen strahlte die Mannschaft mit zunehmender Spieldauer immer stärker den Eindruck aus, als wenn sie den Sieg mehr wollte als ihr klar favorisierter, in den ersten drei Vierteln aber schläfrig und auch etwas schlampig wirkender Gegner. "Selbst als wir mit 0:10 und 7:17 zurücklagen, sah ich an unserer Seitenlinie Spieler, die wirklich daran glaubten, das Spiel gegen einen großartigen Gegner gewinnen zu können", sagte Kansas States Head Coach Chris Klieman zum Auftritt seiner Mannschaft unter anderem.

Bei seinem Gegenüber Lincoln Riley war die Stimmungslage natürlich ganz anders. "Es war gut, dass wir nochmal zurückgeschlagen haben, aber ich bin einfach enttäuscht über die physische Verfassung, in der wir insgesamt waren. Wir haben gegen ein gutes Football-Team in einer schwierigen Auswärtssituation einfach nicht gut gespielt", sagte er. Mit Blick auf das Erreichen der Playoffs war diese Niederlage für Oklahoma natürlich ein Rückschlag, aber sie ist noch nicht das Ende aller Playoff-Hoffnungen. Wenn die Sooners ihr Potenzial voll abrufen, sind sie nach wie vor die Nummer eins in der Big Twelve Conference und werden diese wahrscheinlich auch gewinnen. Und wenn sie das schaffen, ohne ein weiteres Spiel zu verlieren, bleiben sie im Rennen. Allerdings haben sie ihr Schicksal jetzt nicht mehr selbst in der Hand. Ihre Playoff-Chancen hängen davon ab, was in den anderen Power Five Conferences passiert, vor allem in der SEC und der Pac-12. Und ein weiteres Problem könnte die eigene Conference werden. Abgesehen von Baylor haben alle anderen Teams der Big Twelve schon jetzt mindestens drei Niederlagen auf dem Konto, auch Texas, das am Samstag bei TCU verlor (27:37), und das wertet ein Stück weit auch die Bilanz des späteren Conference Champions ab. Oklahoma muss jetzt also darauf hoffen, dass Baylor keines der Spiele gegen andere Teams verliert und dass man dann selbst das direkte Duell am 16. November und das "Rückspiel" im Big Twelve Championship Game gewinnt.

Fighting Irish sind raus

Neben Oklahoma erwischte es an diesem Spieltag noch zwei weitere Top-Ten-Teams, Notre Dame und Auburn. Im Zustandekommen und von der Tragweite her unterscheiden sich deren Niederlagen aber. Während Auburns 20:23-Niederlage beim Ranglisten-Zweiten LSU respektabel war (trotz klarer Vorteile für LSU) und die Tigers ohnehin eher ein "Playoff Longshot" waren, ging Notre Dame bei Michigan mit 14:45 regelrecht unter, und mit dieser zweiten Saisonniederlage verabschiedete sich der letztjährige Playoff-Halbfinalist frühzeitig aus dem Kampf um die Playoff-Plätze. Das Erschreckende dabei war die Hilflosigkeit der Fighting Irish. Zugegeben, das Spiel fand in der ersten Halbzeit unter erbärmlichen Witterungsverhältnissen (Dauerregen und Wind) statt, mit denen vor allem Notre Dames QB Ian Book große Probleme hatte, aber damit mussten die Gastgeber auch klarkommen. Beim Betrachten des Spiels hatte man den Eindruck, dass die Spieler von Michigan einfach bissiger und motivierter waren. "Wir haben heute unser bestes Spiel gemacht,und wenn wir so spielen, sind wir wirklich schwer zu schlagen", sagte QB Shea Patterson zum Auftreten der Mannschaft. Das Ergebnis war, dass Notre Dame in der Offensive so gut wie nichts zustande brachte. Am Ende standen für die Fighting Irish lausige 180 Yards Angriffsleistung in der Statistik, von denen sie 75 erst mit dem Angriff zum 14:45 kurz vor Spielende holten. Und den Touchdown zum schmeichelhaften 7:17-Zwischenstand hatten sie nur mit Hilfe einer Fehlentscheidung der Schiedsrichter (ungerechtfertigte Pass-Interference-Strafe) geschafft.

Hoffnung für die Pac-12

Der große Profiteur der Niederlagen von Oklahoma und Notre Dame ist die Pac-12 Conference, deren beste Teams, Oregon und Utah, auch schon je einmal verloren haben und nur geringe Chancen gehabt hätten, aus eigener Kraft einen Platz in den Playoffs zu ergattern. Jetzt gilt für Beide: Wenn man kein Spiel mehr verliert und Pac-12 Champion wird, hat man gute Chancen, am Ende unter den Top-Vier der Playoff-Rangliste zu landen, weil man dann zumindest im Vergleich mit dem Big Twelve Champion das stärkere Programm absolviert und seine Niederlage gegen einen höherwertigen Gegner erlitten hätte (Oregon gegen Auburn und Utah bei USC). Natürlich ist es bis dahin noch ein weiter Weg, zumal auch die Pac-12 so ausgeglichen ist, dass es keine leichten Spiele gibt. Das sah man am Samstag auch wieder bei Oregons Heimspiel gegen Washington State, das die Ducks erst mit einem Field Goal bei auslaufender Spielzeit mit 37:35 gewannen. Und schon der kommende Spieltag kann alle Playoff-Gedankenspiele wieder über den Haufen werfen, denn sowohl Oregon als auch Utah haben am Samstag schwere Aufgaben vor sich - Oregon bei USC und Utah bei Washington, zwei Teams, die mit bereits drei Niederlagen auf dem Konto zwar selbst nichts mehr mit den Playoffs zu tun haben, aber immer noch das Pac-12 Championship Game erreichen können.

Hoch - 28.10.2019

Skylar Thompson

Skylar Thompson (© Getty Images)

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