Gewonnen wird im vierten Viertel

Ohio State und Justin Fields wollen an die Spitze.Man kennt die Geste: Beim Wechsel vom dritten ins vierte Viertel halten die Spieler vieler Mannschaften vier Finger in die Höhe, um damit auszudrücken, dass der letzte Spielabschnitt ihnen gehören wird, dass in diesem die Entscheidung fällt. Die Wichtigkeit des letzten Viertels zeigte sich an diesem Spieltag mal wieder beispielhaft. Sowohl in den beiden wichtigsten Top-25-Duellen, South Carolina gegen Florida und Washington gegen Oregon, als auch bei der dicksten Überraschung, dem 24:23 von Illinois gegen das zuvor ungeschlagene Wisconsin, drehten die siegreichen Teams das Spiel im vierten Viertel, weil sie "hinten raus" noch zulegen konnten, während ihre Gegner zu wenig taten, um ihre Führung zu behaupten.

Das Ergebnis mit der größten Tragweite war dabei natürlich Wisconsins Pleite bei Illinois. Die Badgers hatten sich in den letzten Wochen immer mehr als möglicher größter Herausforderer von Ohio State in der Big Ten Conference positioniert. Was dabei übersehen wurde: Schon beim Sieg gegen das enttäuschende Northwestern vor ein paar Wochen hatte Wisconsin nach einer vermeintlich sicheren Führung stark nachgelassen und war damals nur deshalb nicht mehr richtig in Gefahr geraten, weil sich der Gegner zu ungeschickt angestellt hatte. Das Spiel am Samstag erinnerte an diese Partie. Trotz klarer Überlegenheit führten die Badgers bei Halbzeit nur mit 13:7, schienen aber dennoch auf dem Weg zu einem sicheren Sieg zu sein, als sie die Führung nach viereinhalb Minuten im dritten Viertel zwei Spielzüge nach einem Fumble der Gastgeber auf 20:7 ausbauten. Danach aber bauten sie den Gegner mit schlampigem Spiel und Fehlern regelrecht auf. Ihr nächster Angriff endete nach elf Spielzügen mit einem vergebenen Field-Goal-Versuch (37 Yards), der übernächste nach erneut elf Spielzügen und Erreichen von Illinois' 1-Yard-Linie nur mit einem kurzen Field Goal (20 Yards), der darauf folgende mit einem Fumble von RB Jonathan Taylor an Illinois' 19-Yard-Linie und der auf diesen folgende mit einer Interception an Illinois' 47-Yard-Linie. Die Gastgeber nutzten das, erzielten nach dem vergebenen Field-Goal-Versuch das 14:20, nach dem Fumble den Touchdown zum 21:23 und im Anschluss an die Interception bei auslaufender Spielzeit ein 39-Yard-Field-Goal zum Sieg. "Jedes Spiel ist eine neue Herausforderung. Wir haben einfach nicht genug getan, um zu gewinnen, und sie taten es. Sie sind ein gutes Team, und wir müssen besser spielen, um eine Chance zu haben", sagte Wisconsins Head Coach Paul Chryst zur Leistung seiner Mannschaft unter anderem.

Verloren ist für Wisconsin mit dieser ersten Niederlage erstmal noch nichts. Man kann aus eigener Kraft das Big Ten Championship Game erreichen, und wenn man alle restlichen Spiele gewinnt, hätte man noch gute Chancen auf das Erreichen der Playoffs. "Jetzt müssen wir uns klarmachen, dass noch vieles möglich ist, dass noch einige Spiele vor uns liegen. Mit dieser Niederlage ist die Saison noch nicht vorbei, das war nicht das letzte Spiel der Saison", sagte Jonathan Taylor dazu. Nach dem Auftritt in Champaign erscheinen Ziele, die über das Erreichen des Conference-Finales hinausgehen, aber wohl doch als zu ambitioniert, zumal man schon in den verbleibenden Punktspielen auf das zurzeit übermächtig scheinende Ohio State trifft.

Die Comeback-Könige

Ganz anders war die Stimmungslage bei Florida, das vor einer Woche zum ersten Mal verloren hatte (mit starker Leistung bei LSU) und wusste, dass es sich keine weitere Niederlage leisten kann. Beim 38:27-Erfolg zeigten sie einmal mehr ihr Stehvermögen. Es war bereits das dritte Spiel in dieser Saison, bei dem sie mit einem Rückstand ins vierte Viertel gegangen waren und gewannen. Die Gators wirkten im Spiel bei South Carolina, das am letzten Samstag mit dem Sieg bei Georgia für die größte Überraschung im bisherigen Saisonverlauf gesorgt hatte, in der ersten Halbzeit ein bisschen platt. Im dritten Viertel wurden sie besser, und im vierten zeigte sich, dass die Mannschaft mehr Substanz hat als die Gamecocks. Mit drei Touchdowns bei aufeinander folgenden Angriffen machte man aus dem zwischenzeitlichen 17:20-Rückstand eine 38:20-Führung. "Wir sind ein hartnäckiges Team. Wir verfallen niemals in Panik, ganz gleich, wie die Situation ist", sagte QB Kyle Trask dazu.

Er selbst war ein gutes Beispiel dafür. Er wurde oft ordentlich unter Druck gesetzt, zumal er in der ersten Halbzeit kaum Entlastung durch das Laufspiel bekam, verhinderte aber einige Male mögliche Quarterback Sacks und machte noch etwas aus den Spielzügen – so auch bei einem Pass-Spielzug im vierten Versuch, der dank Trask einen neuen First Down brachte und den Weg zur ersten Führung (24:20) kurz darauf ebnete. Florida hat jetzt ein spielfreies Wochenende bevor es zum großen Showdown mit Georgia um Platz eins in der East Division der SEC kommt. "Du gehst in den November und hast dein Schicksal selbst in der Hand - das ist die Situation, in der wir sein wollen und die wir hier bei Florida von uns erwarten", so Head Coach Dan Mullen.

Oregon die Nummer eins im Westen

Um die letzte Chance, im erweiterten Kreis der Playoff-Kandidaten zu bleiben, ging es auch für Oregon in der Pac-12 Conference im Spiel bei Washington. Die Ducks gewannen mit 35:31, und auch dabei fielen die entscheidenden Punkte erst im vierten Viertel. Oregon hatte das Spiel schwungvoll begonnen, dann aber den Faden verloren. Und als Washington mit dem ersten Ballbesitz der zweiten Halbzeit seine Führung auf 28:14 ausbaute, sah es nicht gut aus für Oregon. Im Anschluss daran kippte das Spiel aber erstaunlicherweise. Oregon setzte nach der Pause stärker auf das Laufspiel und hatte damit Erfolg. Beim Ballbesitz nach Washingtons 28:14 gingen 69 der 79 Yards auf das Konto des Laufspiels, und auch der Touchdown zum 21:28 wurde mit einem Lauf (14 Yards) erzielt. Von dieser taktischen Marschroute profitierte auch QB Justin Herbert, der nach der Pause weniger passte, aber dabei eine höhere Erfolgsquote hatte. Und so bekam Oregon, auch wenn Washington seine Führung zwischenzeitlich noch einmal auf zehn Punkte (31:21) ausbauen konnte, das Spiel immer mehr in den Griff und schloss zwei der nächsten drei Angriffe mit den Touchdowns zum 28:31 und – fünf Minuten und zehn Sekunden vor Spielende – zum 35:31 ab. Ebenso wichtig war im vierten Viertel aber auch, dass die Abwehr nicht mehr viel zuließ. Washington kam im vierten Viertel dreimal in Ballbesitz und holte dabei gerade mal 47 Yards – 40 davon beim letzten Angriff nach Oregons 35:31, der mit einem erfolglosen Pass im vierten Versuch an Oregons 35-Yard-Linie zum Stehen kam.

Oregon bleibt mit diesem Erfolg der beste Kandidat der Pac-12 Conference für die Playoffs, auch wenn die Conference mit Utah, am Samstag 21:3-Sieger gegen Arizona State, noch ein weiteres Team stellt, das bis jetzt nur einmal verloren hat. Wenn Beide auf dem zuletzt gezeigten Niveau weiterspielen, werden sie wahrsheinlich Anfang Dezember im Pac-12 Championship Game zumindest um den Conference-Titel spielen. Ob dann für den Sieger noch mehr möglich ist, hängt davon ab, was in den anderen Power Five Conferences passiert und dass sie zuvor keine zweite Niederlage kassiert haben. Für Washington, das Top-Team der Pac-12 in den letzten drei Jahren, ist die Saison dagegen gelaufen. Mit bereits drei Niederlagen in Conference-Spielen belastet, können die Huskies, 2017 noch Playoff-Teilnehmer, aus eigener Kraft nicht mal mehr das Conference-Endspiel erreichen.

Hoch - 21.10.2019

Ohio State und Justin Fields wollen an die Spitze.

Ohio State und Justin Fields wollen an die Spitze. (© Getty Images)

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