LSU überzeugt, Georgia patzt

LSUs QB Joe Burrow machte auch gegen Floridas Abwehr ein ganz starkes Spiel.Drei Spieltage noch, dann gibt das Playoff Selection Committee - am 5. November - seine erste Rangliste dieser Saison bekannt, und der letzte Spieltag weckt die Hoffnung, dass die entscheidenden ersten vier Plätze in dieser Rangliste am Ende doch nicht nur unter den fünf Teams ausgemacht werden, die als die Hauptkandidaten in die Saison gegangen waren. Der erste aus diesem Quintet, Georgia, erlitt mit der 17:20-Heimniederlage nach Verlängerung gegen South Carolina am Samstag einen empfindlichen Rückschlag, und im bislang besten Spiel dieser Saison, LSU gegen Florida, zeigten beide Teams, dass sie gut genug sind, um bis zum Ende der Regular Season im Rennen um die Playoff-Plätze zu bleiben. Und dann ist da noch Wisconsin, das gegen Michigan State mit 38:0 gewann, und das, obwohl Michigan States Abwehr den Star der Badgers, RB Jonathan Taylor, zum ersten Mal in dieser Saison unter 100 Rushing Yards hielt.

Georgias Niederlage ist natürlich der größte "Upset" im bisherigen Saisonverlauf und den hatte nun wirklich niemand erwartet. South Carolina, das bislang enttäuscht hatte, machte sich dabei die größte Schwäche der Bulldogs, den zu geringen Erfolg mit langen Pässen, zunutze. Man riskierte es in der Abwehr, mit mehr Spielern an der Line of Scrimmage Druck zu machen, sowohl gegen das Laufspiel als auch auf QB Jake Fromm. Das gelang. Georgias Laufspiel war weniger wirkungsvoll als etwa beim Sieg gegen Notre Dame im September, und die Gamecocks fingen drei Pässe von Fromm ab und münzten eine dieser Interceptions mit einem 53-Yard-Return direkt in Punkte um (zum 17:10-Zwischenstand im zweiten Viertel). Trotzdem wäre Georgia beinahe mit einem blauen Auge davongekommen, weil South Carolinas K Parker White in der ersten Verlängerung, nach der dritten Interception, einen Field-Goal-Versuch aus nur 33 Yards Entfernung vergab. Ein Happy End gab es für Georgia aber nicht. Nachdem South Carolina in der zweiten Verlängerung vorlegen musste und durch ein 24-Yard-Field-Goal von White mit 20:17 in Führung gegangen war, vergab anschließend Georgias K Rodrigo Blankenship, einer der zuverlässigsten Kicker der letzten Jahre, einen Versuch aus 42 Yards Entfernung.

Verloren ist für Georgia mit dieser Niederlage aber noch nichts. Wenn man alle restlichen Spiele gewinnt, was bedeuten würde, dass man neben Notre Dame noch weitere anspruchsvolle Gegner wie Florida, Auburn und den Sieger der West Division der SEC (wahrscheinlich Alabama oder LSU) geschlagen hätte, dann wäre man als SEC Champion mit einer Niederlage in der Bilanz so gut wie sicher unter den Top Vier der Playoff-Rangliste. "Wir werden aus dieser Niederlage lernen. Alles, was wir erreichen wollen, ist für uns noch möglich. Wir werden daran arbeiten, besser zu werden", sagte Head Coach Kirby Smart zu den Aussichten seines Teams nach diesem Rücksclag. Wenn das gelingen soll, muss das Angriffsspiel variabler und gefährlicher mit langen Pässen werden. Wenn schon South Carolinas Abwehr keine Angst vor langen Pässen hatte, wie soll das erst werden, wenn es Georgia Anfang November mit dem sehr guten Defensive Backfield von Florida zu tun bekommt?

Ein Sieger, aber kein Verlierer

Das Top-Spiel dieses Spieltages in Baton Rouge (Louisiana) hatte im Grunde keinen Verlierer. LSU gewann das Spiel mit 42:28, aber die 14-Punkte-Differenz im Endergebnis täuscht darüber hinweg, dass die Partie bis knapp sechs Minuten vor Spielende offen war und dass Florida genauso gut als Sieger hätte vom Platz gehen können. Und: Von der spielerischen Qualität beider Teams her betrachtet war dies das bislang beste Spiel in dieser Saison. Das heißt, dass beide Teams im Rennen um die Playoff-Plätze bleiben und es Beide aus eigener Kraft schaffen können - LSU, weil weiter ungeschlagen ohnehin, und Florida, weil die Konstellation für die Gators die gleiche ist wie bei Georgia. LSUs Head Coach Ed Orgeron sagte später, dass für ihn der kleine aber spielentscheidende Unterschied der Heimvorteil seines Teams war. Und Floridas Dan Mullen fasste das Spiel unter anderem so zusammen: "Wir haben den ganzen Abend über einen ziemlich guten Job dabei gemacht, unser Spiel umzusetzen. Aber der Spielraum für Fehler ist in ganz wichtigen Spielen wirklich gering".

Interessant sein wird, wie viel Kraft Beide gelassen haben und wie vor allem Florida dieses Spiel in den kommenden Tagen mental verarbeitet. Die Gators müssen nämlich nächsten Samstag bei South Carolina ran, dass nach dem Sieg bei Georgia bestens motiviert sein sollte. Eine Herausforderung, die Mullen gern annimmt. "Eine der schönen Seiten daran, bei Florida zu coachen, ist, dass die Spiele immer wichtiger werden. In unseren nächsten vier Spielen geht es gegen SEC East Teams, deshalb haben wir unser Schicksal völlig selbst in der Hand. Darauf müssen wie uns vorbereiten", sagte er.

Ungewöhnlich war in Baton Rouge der Spielverlauf. Angesichts zweier sehr guter Defenses hatte man ein Spiel mit eher weniger Punkten erwartet. Stattdessen dominierten die Offenses, die zusammen fast 1.000 Yards holten. Und LSUs QB Joe Burrow zeigte auch gegen die Abwehr der Gators, dass man ihn zum Kreis der Heisman-Trophy-Kandidaten zählen darf. Er beendete das Spiel mit genauso vielen Touchdown-Pässen wie erfolglosen Pässen (jeweils drei). Die Gators auf der anderen Seite überzeugten mit ständigen langen Angriffen, die ihnen einen klaren Vorteil im Ballbesitz verschafften (etwas über 38 Minuten gegenüber knapp 22 beim Gegner) und LSUs Abwehr kräftemäßig zusetzten.

Letztlich brachten drei Szenen LSU in die Erfolgsspur. Nachdem Florida mit dem ersten Angriff der zweiten Halbzeit das 28:21 erzielt hatte, führte bei ihrem nächsten Ballbesitz eine Holding-Strafe im ersten Spielzug zu einem Punt aus der Endzone heraus. Die gute Feldposition (eigene 48-Yard-Linie) nutzte LSU und ging nur vier Spielzüge später mit 35:28 in Führung. Und Mitte des vierten Viertels profitierte LSU von einem Doppelfehler der Gators. Bei einem dritten Versuch und nur wenigen zum neuen First Down fehlenden Zentimetern an LSUs 16-Yard-Linie spielten sie einen Pass anstatt eines wohl erfolgversprenderen Laufes, und bei diesem Spielzug warf der ansonsten gute QB Kyle Trask einen Pass, den er nicht hätte werfen dürfen und der von CB Derek Stingley an der 20-Yard-Linie abgefangen wurde. Vier Spielzüge später behinderten sich zwei Verteidiger der Gators gegenseitig und ermöglichten so den 54-Yard-Touchdown von WR Ja’Marr Chase zum 42:28. Floridas folgender Angriff endete im 15. Spielzug mit einem erfolglos ausgespielten vierten Versuch an LSUs 2-Yard-Linie. Allerdings wäre ein Touchdown zu diesem Zeitpunkt (49 Sekunden vorSpielende) wohl ohnehin "too little, too late" gewesen.

Oklahomas Abwehr wird stabiler

Das nach den Platzierungen in der AP-Rangliste zweitbeste Spiel, Oklahoma (Sechster) gegen Texas (Elfter), endete mit einem 34:27-Erfolg für Oklahoma. Die wichtigste Erkenntnis aus diesem Spiel ist, dass die in den letzten Jahren zu anfällige Abwehr unter der Anleitung des neuen Defensive Coordinators Alex Grinch stabiler wird. Nach dem 48:45-Spektakel in diesem Duell vor einem Jahr (damals siegte Texas), bei dem Oklahoma noch über 500 Yards kassiert hatte, ließ die Abwehr der Sooners dieses Mal nur 305 Yards zu. In Kombination mit der gewohnten Angriffsstärke hatte Oklahoma das Spiel so eigentlich immer im Griff. Hätten sich die Sooners nach der schnellen 7:0-Führung bei ihren nächsten beiden Angriffen nicht einen Fumble und eine Interception tief in der Hälfte der Longhorns geleistet, dann hätte die Partie einseitiger verlaufen können. So blieb Texas aber immer in Reichweite und kam knapp zwei Minuten vor Spielende wieder auf sieben Punkte heran, ehe ein erfolgloser Onside-Kick-Spielzug die Niederlage besiegelte.

Texas ist nach dieser zweiten Niederlage so gut wie raus aus dem Kandidatenkreis für die Playoffs. Wenn die Longhorns aber, wie erwartet, zumindest Zweiter hinter Oklahoma werden, dann könnten sie dem Erzrivalen im Big Twelve Championship Game aber immerhin die Playoff-Tour vermasseln. Diese Konstellation - Neuauflage der "Red River Rivalry" im Conference-Endspiel - hatte es im letzten Jahr auch gegeben. Damals hatte sich Oklahoma im Conference-Finale für die Punktspiel-Niederlage revanchiert und war später in die Playoffs eingezogen. Im Moment sieht es allerdings eher so aus, als wenn Oklahoma auch ein "Rückspiel" im Conference Championship Game gewinnen würde, und wenn sich die Abwehr im weiteren Verlauf der Saison weiter verbessert, dann könnte es für die Sooners im vierten Anlauf endlich mal zu einem Sieg in den Playoffs reichen. Head Coach Lincoln Riley ist jedenfalls optimistisch. "Wir werden uns weiter verbessern. Dieses Spiel wird nicht unser bestes bleiben. Es war eine wirklich starke Leistung der Abwehr gegen einen offensichtlich sehr talentierten Angriff", sagte er unter anderem. Auf jeden Fall bleibt sein Team der aussichtsreichste Kandidat der Big Twelve Conference für das Erreichen der Playoffs.

Hoch - 15.10.2019

LSUs QB Joe Burrow machte auch gegen Floridas Abwehr ein ganz starkes Spiel.

LSUs QB Joe Burrow machte auch gegen Floridas Abwehr ein ganz starkes Spiel. (© Getty Images)

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