Bucs entführen Sieg aus New Orleans

W wie Winston: Der Rookie feiert seinen ersten SiegEiner der größten Überraschungssieger des zweiten Spieltags waren die Tampa Bay Buccaneers mit einem 26:19 bei den nun heftig kriselnden New Orleans Saints. Nach dem Auftaktdebakel im eigenen Stadion gegen die Tennessee Titans zeigten vor allem der große Hoffnungsträger Jameis Winston sowie die Defense eine deutliche Leistungssteigerung. Hatte Tennessees Rookie-Quarterback Marcus Mariota die Abwehr der Buccaneers noch nach Belieben seziert, fand Routinier Drew Brees zu keinem Zeitpunkt der Partie seinen Rhythmus. Der angehende Hall-of-Fame-Spielmacher stand permanent unter Druck, ließ die in der Vergangenheit bis zur Perfektion praktizierte Abstimmung mit seinen Passempfängern vollkommen vermissen, seine Zuspiele gerieten vielfach ungenau, oft funkte dann noch eine bissige Bucs-Passverteidigung dazwischen.

Auch im Angriff gingen die Gäste mit ihrem Jungspielmacher Winston von Beginn an konzentriert zu Werke. Der allererste Pick der diesjährigen NFL Draft, nach der Schlappe im direkten Duell mit Mariota bereits ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, agierte cool und abgeklärt. Kurz vor der Halbzeitpause bediente der 21-Jährige seinen Wide Receiver Vincent Jackson mit einem butterweichen Pass in der Endzone zur 10:7-Führung. Gleich nach dem Seitenwechsel erhöhte Winston im Alleingang auf 17:7. Auch das Laufspiel um Doug Martin und Charles Sims, nicht unbedingt das gefürchtetste Running-Back-Duo der NFL, bereitete den von Verletzungen gebeutelten Saints arge Probleme und erzielte satte 139 Yards. Auf der anderen Seite brachte der vermehrte Fokus der Saints auf das Laufspiel wie in der Vorwoche nicht die erwünschten Ergebnisse. Daran konnte auch das Debüt der Top-Verpflichtung C.J. Spiller nichts ändern. Die Leistung von Mark Ingram erweckte gar den Eindruck, seine starke Saison 2014 könnte ein Ausrutscher gewesen sein. Einzig Khiry Robinson sorgte mit seinen kraftvollen Läufen für einige positive Impulse.

Das englische Adjektiv "pathetic" vermag die Vorstellung der Saints am besten zu beschreiben, denn es vereint in einem Wort die entsprechenden Übersetzungen (armselig/erbärmlich/mitleiderregend). Bezeichnend dafür eine Szene in der zweiten Angriffsserie von New Orleans: Im letzten Moment, bevor Brees zu einem Pass ansetzte, wurde ihm von hinten der Ball aus der Hand geschlagen. Während seine Mitspieler tatenlos in der Gegend herumstanden, weil sie dachten der Spielzug sei nach dem scheinbar unvollständigen Pass beendet, sprintete Brees dem freien Ball hinterher und sicherte seinen Fumble noch gerade so an der eigenen 2-Yard-Linie, womit der 36-Jährige Schlimmeres verhinderte. Zu einem Weckruf für die Gastgeber wurde auch dieser Beinahe-Supergau nicht. Kein Wunder, dass die Heimfans wiederholt zu Buhrufen ansetzten.

Durch zwei Ballverluste der Saints zogen die Buccaneers im dritten Viertel auf 23:7 davon. Erst im Schlussabschnitt bäumten sich die Saints noch einmal auf, wiederum begünstigt durch zwei Turnovers Tampa Bays. Die sich häufenden individuellen Fehler auf beiden Seiten verstärkten in dieser Phase den Eindruck einer Partie zwischen Not und Elend. Es schien fast so als müssten die plan- und hilflosen Saints noch irgendwie zu ihrem Glück gezwungen werden. Der deutsche Defensive End Kasim Edebali, in seinem zweiten Jahr bei den Saints zu einem wichtigen Rotationsspieler aufgestiegen, gehörte mit seinem unbändigen Einsatz zu den wenigen Lichtblicken. Mit einem Quarterback Sack, einem abgewehrten Pass und eroberten Fumble sorgte der Hamburger für einige der seltenen Highlights einer Verteidigung, die gegen das schlechteste Team der letzten Saison nicht selten überfordert war. Winston, der über weite Strecken eine gute Figur abgegeben hatte, leistete sich in dieser kritischen Spätphase einige typische Rookiefehler, kassierte vermeidbare Sacks und ließ sich den Ball aus der Hand schlagen, den Edebali für die Saints sicherte. Da Brees & Co. bei ihrer wirren Aufholjagd zuviel Zeit verstreichen ließen, kam Winston mit einem blauen Auge davon und entführte aus dem 'Big Easy' seinen ersten NFL-Sieg.

Für die Saints war es die sechste Heimpleite in Folge. Das ist auch deshalb so erwähnenswert, weil der Superdome bei den Gegnern noch vor einem Jahr als nahezu uneinnehmbare Festung gefürchtet war. Ein Blick in die Geschichtsbücher offenbart, dass eine solche Niederlagenserie zuletzt im Jahr 1980 hingelegt wurde, zu einer unseligen Zeit, als die Saints wegen ihrer notorischen Erfolglosigkeit noch als "Aints" (frei übersetzt: Nichtskönner) verschmäht wurden. Obwohl der vermasselte Saisonstart und mehr noch die Art, wie sich das Team bisher präsentiert hat, für die nahe Zukunft weiteres Unheil erahnen lassen, versuchte Brees um jeden Preis Optimismus zu predigen: "Eine Saison ist ein Marathon. Das muss der jungen Mannschaft klargemacht werden. Wir sollten nicht überreagieren, auch wenn es jetzt natürlich eng für uns wird. Die einzige Möglichkeit, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen, ist ein Spiel zu gewinnen."

Thoben - 21.09.2015

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W wie Winston: Der Rookie feiert seinen ersten Sieg (© Getty Images)

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