Lieber spät als nie

Bobby Bell ist heute 74 Jahre alt und war vor rund fünf Dekaden ein bekannter College und Profi-Footballspieler, der in der 17000 Seelen Gemeinde Shelby in North Carolina aufgewachsen ist. Nach seiner High School Zeit wurde er während eines Big 10 Camps von der University of Minnesota entdeckt. Bell half 1960 mit, dass die legendären Gophers die NCAA Landesmeisterschaft gewannen, spielte in mehreren Rose Bowls, erhielt eine Outland Trophy, schaffte den Sprung von einem High School Quarterback zu einem All-American Lineman und wurde 1963 von den Kansas City Chiefs gedrafted.

Sein Erfolgsweg wurde fortgesetzt, als er in Kansas mithalf, einen Super Bowl zu gewinnen und wurde schließlich in die Pro Football Hall of Fame gewählt. Bis dato blieb ihm allerdings eine Ehrung verwehrt. Damals, im Jahr 1963, als Bell die Universität verlies, verfehlte er einen akademischen Abschluss um genau 13 Punkte. Danach hatte er nur wenig Zeit, seinen Bachelor zu erwerben und vor allem ein altes Versprechen einzulösen.

Kurz bevor er in ein Flugzeug nach Minnesota stieg, hatte er seinem Vater versprochen, ein Degree zu erwerben. Damit er immer pünktlich bleibt, schenkte ihm sein Vater daraufhin eine Taschenuhr, die ihn immer daran erinnern sollte, pünktlich zu sein. Im stolzen Alter von 74 Jahren hat Bobby Bell sein Versprechen wahr gemacht und konnte am 14. Mai von der University of Minnesota seinen Abschluss im zweiten Versuch überreicht bekommen. Die Taschenuhr funktioniert übrigens immer noch und befindet sich weiterhin im Besitz von Bell.

“Bobby erreichte mit dem gleichen Fleiß, wie er Football erlernte und spielte, nachträglich seinen Abschluss“, meinte der heutige Head Coach der Gophers, Jerry Kill. „Meiner Meinung nach hat er damit die größte Leistung seines Lebens vollbracht.“ Anerkennende Worte fand auch sein ehemaliger Teamkollege Judge Dickson: „Bobby war immer der letzte in der Bücherei und musste nachts manchmal von den Angestellten herausgetragen werden. Er stammte aus einer Gegend, die kein vorbildliches Schulsystem kannte, somit musste er vor allem zu Beginn als Freshman sehr viel nachholen. Bobby war ein perfekter Teamplayer, der stets wusste, wie er sein Team unterstützen konnte. Er hat trotz aller Widerstände durchgehalten und war einer unserer schnellsten und besten Spieler.“ Dem konnte Bell nur zustimmen und erklärte vor seinen Kindern und Enkelkindern: „You are never too old to learn. It’s the top of the pyramid, man.”

Schlüter - 15.05.2015

Bobby Bell (© University of Minnesota)