NFL Draft als Wanderzirkus?

Wie macht man aus der Not eine Tugend? Das neuste Beispiel liefert dazu die amerikanische Profiliga NFL. Sie standen vor dem Problem, dass die Radio City Music Hall, wo die alljährliche NFL Draft die vergangenen Jahre stattfand 2015 im Zeitraum Ende April/Anfang Mai nicht zur Verfügung steht. Anstatt im Madison Square Garden wenige hundert Meter weiter ein Ausweichquartier zu beziehen, macht es die NFL gleich ganz neu und überlegt die NFL Draft für 2015 sogar in eine andere Stadt zu verlegen.

Derzeit zählen der Madison Square Garden in New York, das Nokia Theatre in Los Angeles und der McCormick Place in Chicago als Favoriten für die Ausrichtung der NFL Draft. Aber auch andere Städte bewerben sich darum. So zählen auch Dallas, Houston, Boston, Philadelphia, Pittsburgh und Canton (Ohio, Heimat der Pro Football Hall of Fame) zu den interessierten Kandidaten.

Bis zum Saisonbeginn soll eine Entscheidung über den Ausrichter der NFL Draft fallen. Dabei müssen die Bewerber drei Bedingungen auf jeden Fall erfüllen: der Veranstaltungsort muss für die vier Tage vom 22 bis 25. April und vom 29. April bis 2. Mai verfügbar sein, sollte in der Nähe verfügbaren Raum für Fanpartys und Events haben und natürlich genügend Hotels im Umkreis für die Teams, Spieler, Medien und Offiziellen.

Für die Fans, für die die NFL Draft in New York ein Fixpunkt im alljährlichen Kalender darstellt, ist dies eine Nachricht mit schalem Beigeschmack. Zum einen würde man durch den Umzug in eine andere Stadt mit einer jahrzehntealten Tradition (seit 1965) brechen, zum anderen würde dieser Schritt weiterhin zur kommerzialisierung einzelner Events beitragen. Schon jetzt ist die NFL Draft ein großer Zirkus für die Fans und zählt zu den "Großen Drei" im Kalender der Liga (Super Bowl und Saisoneröffnung sind die anderen beiden großen Events). Durch die Vergabe der Draft an wechselnde Ausrichter kommen zwar eine Vielzahl von Fans in unterschiedlichen Städten in den Genuss die NFL Draft hautnah zu erleben, doch wird der Liga hier wie bei der Vergabe des Super Bowls eine Gewinnmaximierungsabsicht unterstellt. Denn wie beim Super Bowl soll die NFL hier versuchen möglichst viel monetären Vorteil aus der Vergabe zu ziehen, was sich sicherlich in den Ausrichterbedingungen wiederspiegeln wird.

Sinnvoll wäre es sicher "50 Jahre NFL Draft" auch in New York zu feiern, denn das diktiert normalerweise die Tradition. Auch eine Vergabe nach Canton und die Ausrichtung neben der Pro Football Hall of Fame wäre sicher ein tolles Signal für die Fans und die jungen Athleten. Ist die NFL ernsthaft daran interessiert nach Los Angeles zurückzukehren, so wäre auch dies als ein Anfang der Aktivitäten dort eine Option. Alle anderen Standorte lassen sich zwar auch rechtfertigen, nicht zuletzt als "Bonus" für den Teambesitzer in der jeweiligen Stadt. Jedoch werden es sicherlich nicht viele Fans gutheißen, wenn eine der letzten Traditionen zukünftig über ein Wettbieten seinen Ausrichter finden würde, wie es ja schon beim Super Bowl immer wieder stattfindet.

Schüler - 10.06.2014

Wo wird Roger Goodell 2015 den ersten Pick der NFL Draft verkünden? (© Schüler)