Schwäbisch Hall ist Meister

Deutscher Meister 2011 - Schwäbisch Hall UnicornsDie Schwäbisch Hall Unicorns sind Deutscher Meister 2011. Vor 11.711 Zuschauern in Magdeburg gewannen die Unicorns den German Bowl XXXII mit 48:44 gegen die Kiel Baltic Hurricanes. In einem vor allem im letzten Viertel ungemein aufregenden Spiel mit ständigen Führungswechseln hatten die Schwäbisch Haller des letzte Wort. Es war der Touchdown-Lauf des letztlich doch überragenden Aaron Boehme zur Entscheidung eine Minute vor Schluss. Zuvor hatten die Haller den Kielern bereits ab dem dritten Viertel die Auszeiten abgeluchst, die den Baltic Hurricanes im letzten Drive fehlten. Als genialer Schachzug erwies sich auch die Entscheidung von Schwäbisch Halls Head Coach Siegfried Gehrke, durch eine Conversion den Punkteabstand auf vier Punkte zu erhöhen. Beim ersten Mal hatte dies noch nicht geklappt, die Haller gingen dann beim nächsten ihrer Touchdowns wieder aufs Ganze. Ohne Timeouts, nach einem Block in the Back, der den langen Kickoff Return Michael Andrews negierte, endete der letzte Drive der Baltic Hurricanes so mit einem 10-Yard-Verzweiflungspass in die Endzone, der von der Haller Secondary leicht abgewehrt werden konnte. Der Jubel der rund 1.000 mitgereisten Fans aus der 40.000-Einwohner-Stadt Schwäbisch Hall kannte fortan keine Grenzen mehr. Kiel blieb als schwacher Trost ein neuer Punkterekord für German-Bowl-Verlierer. 44 Punkte hatten bisher immer ausgereicht, ein deutsches Endspiel zu gewinnen.

Da hatte allerdings noch kein Aaron Boehme in der GFL gespielt und ihm zusätzlich ein solches seit Jahren auf diesen Moment hin vorbereitetes eingespieltes Trainer- und Spieler-Kollektiv zur Verfügung gestanden wie bei den Unicorns. Das ermöglichte den Hallern über den gesamten Abend hinweg eine freche Aneinanderreihung gewagter Entscheidungen. Im Vertrauen darauf, dass Boehme es im Zweifel am Ende immer wieder würde herumreißen können, konnte man es sich erlauben, nach dem 14:7 den Onside Kick zu spielen, später auf die Conversion zu gehen oder ständig auch die vierten Downs auszuspielen. Boehme wurde am Ende natürlich auch als Most Valuable Player des Spieles ausgezeichnet.

Unicorns-Head-Coach Siegfried Gehrke räumte allerdings auf der Pressekonferenz nach dem Spiel ein, dass in Teilen die mutige Strategie auch auf dem Respekt vor den Stärken der Kieler beruhte und in gewisser Weise damit auch eigene Defizite kaschieren half. "Wir hatten Respekt vor den Kielern, sie sind ein gut gecoachtes und starkes Team, sicher das stärkste, gegen das wir in diesem Jahr spielen mussten. 08-15-Aktionen sind zu wenig, um sie zu bezwingen." Kiels Head Coach Patrick Esume nahm die "Schuld" an der Niederlage auf sich, wobei nach einem solchen dramatischen Schlagabtausch zu fragen ist, ob überhaupt eine Schuldfrage gestellt werden kann. "Wenn sie dreimal diesen Reverse-Pass erfolgreich spielen, über den wir vorher 220 Mal gesprochen haben, dann muss ich einräumen, dass ich als Coach es nicht gut genug geschafft habe, meine Mannschaft darauf einzustellen. Schwäbisch Hall war einfach der verdiente Sieger."

Am Ende waren es Kleinigkeiten, die entschieden, vor allem nach dem offensiven Shootout im letzten Viertel. Insgesamt produzierten beide Teams im Angriff jeweils mehr als 500 Yards, Schwäbisch Hall puntete kein einziges Mal, Kiel nur einmal. Die Unicorns verwerteten zwei ihrer Fourth Downs zu neuen First Downs, einmal scheiterten sie, und dann gleich richtig, mit einer Interception. Und das alles in einem Spiel, das Eurosport in sein Free-TV-Programm geholt hatte und über Eurosport 2 weltweit ausstrahlte - ein Glücksfall für den deutschen Football und die GFL, die sich von ihrer attraktivsten Seite zeigte.

Schon in den ersten Spielminuten hatte der German Bowl XXXIII in punkto Tempo und Angriffsfeuerwerk die Erwartungen voll erfüllt. Los legten die Unicorns wie die Feuerwehr und damit wohl auch wie allgemein erwartet. Ein 24-Yard-Pass auf Felix Brennen und später ein 20-Yard-Lauf von Dusty Thornhill beendeten die ersten beiden Angriffsserien mit Touchdowns. Zwischenzeitlich hatte Jeff Welsh durch Pass auf Philip Dohrendorf ausgeglichen, nach sechs Spielminuten stand es so schon 14:7 in Magdeburg.

Das reichte den Unicorns aber nicht. Offensichtlich hatte man vor dem Spiel die Devise ausgegeben, nicht nur möglichst schnell, sondern auch möglichst hoch in Führung zu gehen. Es folgte also ein ebenso überraschender wie technisch brillanter Onside Kick, der die Kieler vollkommen überrumpelte. Für die Unicorns ging es nun allerdings schon nicht mehr in ganz so hohem Tempo Richtung Endzone, und kurz davor hatte die Kieler Goal Line Defense ihren ersten großen Auftritt. Nicht nur das: Rick Baunacke schaffte etwas, was in der GFL 2011 nur einer bisher schon erreicht hatte, er fing einen Pass von Aaron Boehme ab, die erste von zwei Boehme-Interceptions in der ersten Halbzeit.

Allerdings kamen die Kieler nun selbst von der eigenen Endzone zunächst nicht weg, aber das machte insofern wenig, denn auf Seiten der Unicorns mehrten sich nun die Zeichen der Nervosität. Klar, sie kamen in die Red Zone der Kieler, aber wieder ging man im vierten Versuch mit der Brechstange zu Werke. Dabei übersah Boehme gar die Chance, mit kurzem Sprint selbst das First Down zu erlaufen.

Kiel übernahm tief in der eigenen Hälfte und befreite sich diesmal souverän. Ein Breakaway-Lauf von Michael Andrew und ein langer Pass ließen die Wirbelstürme schnell das Feld überbrücken, und der andere Aaron auf dem Feld begann, sich in Szene zu setzen. Love erzielte das 14:14 auf Zuspiel von Welsh. Die Unicorns schlugen über Dusty Thornhill zurück, vergaben dann aber den Extrapunkt, der von den Hurricanes geblockt wurde. Kiels letzte Angriffsserie war durch eine schwere Verletzung von Benjamin Crljenkovic überschattet, der minutenlang auf dem Feld behandelt werden musste, ehe er vom Rasen abtransportiert werden konnte. Kiel steckte den Tiefschlag weg und erzielte erneut duch Love zum dritten Mal den Ausgleich. Auch hier allerdings scheiterte der PAT-Kick und ging links daneben.

Schwäbisch Hall hatte wenige Sekunden vor der Halbzeit nicht genug und wollte erneut noch einmal angreifen. Aber Lansana Teuber fing den nächsten schwach geworfenen Boeme-Pass ab, und ein bisschen hatten so am Ende die Haller schon Glück, dass ihnen die Kieler nicht noch die Führung abjagten, denn einen letzten, letztlich nicht erfolgreichen Angriffsversuch, hatten die Unicorns den Kielern auf diese Weise noch zugestanden.

Das dritte Viertel schließlich war die kurze Phase, in der die Verteidigungsreihen den gegnerischen Angriff vorübergehend in Schach halten konnten. Erstmals gingen nun die Titelverteidiger in Führung, durch den dritten Touchdown-Fang von Aaron Love. Kiel schien in der Lage, die Kontrolle über das Spiel übernehmen zu können, brachte auch mit seinen Auszeiten etwas mehr Ruhe nicht nur in das eigene, sondern das gesamte Spiel. Da schien für die Kieler der Schlüssel zum Erfolg liegen zu können, den wilden Abtausch von Big Plays mehr in ein "normales" Football-Spiel zu verwandeln.

Nach dem letzten Seitenwechsel baute man die Führung so auch eher konventionell per Field Goal auf vier Punkte aus. Danach allerdings fielen die Touchdowns im Zwei-Minuten-Takt wie reife Früchte: Felix Brenner auf 36-Yard-Zuspiel von Dusty Thornhill brachte wieder die Unicorns nach vorn, die sofort mit einer Conversion nachlegen wollten, sich nach einer Strafe dann aber doch per PAT-Kick - vorerst - mit dem Erreichen des Drei-Punkte-Vorsprungs begnügten. Timo Gross schlug für Kiel nach 55-Yard-Pass postwendend zurück, noch ehe die Hälfte des letzten Viertels gespielt war.

Dass dies noch lange nicht reichen würde, war inzwischen auch dem letzten Zuschauer klar geworden. Wieder nur zwei Minuten später bediente Boehme Justin Joslin über 36 Yards zum nächsten Haller Touchdown, diesmal holte Boehme auch die Conversion zum 41:37. Mit seinem vierten Touchdown weckte Aaron Love noch einmal die Kieler Hoffnungen, doch waren immer noch drei Minuten zu spielen. Noch einmal trieb Boehme seine Mannen über das Feld und lief als Triumphator vor dem in Ekstase geratenden Schwäbisch Haller Fan-Block zum 48:44 in die Endzone ein.

56 Sekunden blieben Kiel für den letzten Angriff. Wäre Michael Andrews genau passender Kickoff Return bis in die Haller Hälfte nun nicht durch den Illegal Block in the Back negiert worden (beziehungsweise hätte er ohne diese Aktion genauso lang ausfallen können) - Kiel wäre zum rechten Zeitpunkt vor der Haller Endzone gewesen. Es ist kaum vorstellbar, dass den Kielern trotz fehlender Auszeiten nicht noch der nächste Touchdown gelungen wäre, so überlegen war auch ihre Offense an diesem Tag der gegnerischen Verteidigung. So aber startete man von der eigenen 29-Yard-Linie, musste des öfteren die Spielzeit durch Spiken des Balles und Aufgabe eines Versuches anhalten. 62 Yards schaffte man auch tatsächlich - musste dann aber den letzten Versuch ohne rechte Koordinationsmöglichkeiten des eigenen Angriffs ausspielen. Der Ball flog noch recht zielgenau in die Endzone, aber die Haller hatten dort keine Mühe, ihn zu Boden zu klatschen und sich dann ihren verdienten Jubelstürmen hinzugeben.

Auerbach - 08.10.2011

Deutscher Meister 2011 - Schwäbisch Hall Unicorns

Deutscher Meister 2011 - Schwäbisch Hall Unicorns (© Tillmann)

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