Größere Übel

Jacory HarrisEs könnte alles so schön sein: Mit Ohio und Miami treffen zwei Colleges mit Tradition und großen Erfolgen aufeinander. Seit im Fiesta Bowl 2003 eine Flagge die „U“ der Nationalen Meisterschaft beraubte – zumindest in der Wahrnehmung ihrer Fans –, besteht zudem eine innige Rivalität. Und nicht nur die Vergangenheit, sorgt für Zündstoff: Zum gleichen Zeitpunkt trafen die Teams schon in der Vorsaison aufeinander. Damals belegte Miami Platz 12 im NCAA Ranking und wollte den an Nummer 2 gesetzten Buckeyes mit viel Selbstvertrauen möglichst früh in der Saison den Traum von der National Championship zunichtemachen. Doch vier Interceptions von Quarterback Jacory Harris später stand es 36:24 für OSU und die Hurricanes schlichen mit gesenkten Häuptern vom Feld.

Im Vorfeld der Partie vom Wochenende gab es also genug Gesprächsstoff. Wohl wahr... Doch leider ging es dabei nicht um die oben geschilderten Themen. Denn waren die beiden Universitäten in der Saison 2002 noch sportlich auf den ersten beiden Plätzen zu finden, sind es in der Saison 2011 die beiden Top-Teams in Sachen Skandale. Von den acht großen Football-Programmen, die in den letzten gut anderthalb Jahren Negativschlagzeilen machten, standen sich nun die beiden Fälle gegenüber, denen am meisten Aufmerksamkeit geschenkt wird. Keine der gelben Flaggen, die die Schiedsrichter während des Spiels warfen, konnte eine so hohe Strafe nach sich ziehen, wie sie die NCAA in den nächsten Wochen gegen die beiden Colleges verhängen könnte.

Und so hatte das Spiel von Anfang an den Spitznamen „Ineligi-Bowl“ – der Bowl der gesperrten Spieler. Jacory Harris ist einer von fünf Spielern auf Seiten Miamis, die in der vergangenen Woche noch gesperrt waren, und der jetzt die Chance hat, seine Leistung aus dem Vorjahr vergessen zu machen. Drei seiner Mannschaftskollegen werden ihm dabei aber weiterhin nicht zur Seite stehen können, da ihre Sperren noch gelten. Bei den Buckeyes wurden fünf Spieler für die ersten fünf Saisonspieler gesperrt, darunter Star-Quarterback Terrell Pryor, der aufgrund dieser Sperre seine College-Karriere beendete und in der dritten Runde des Supplemental Drafts 2011 von den Oakland Raiders verpflichtet wurde. Schwerer wiegt aber der Verlust von Coach Jim Tressel, der es während des Skandals nicht ansatzweise schaffte die Wogen zu glätten und wegen seines unterirdischen Krisenmanagements den Hut nehmen musste.

So war es Interimscoach Luke Fickell, der seine Jungs im Sun Life Stadium von Miami erstmals fernab der Heimat aufs Feld schickte, um die bisher makellose Bilanz aufrecht zu erhalten. Nach vier Vierteln dürfte er sich gewünscht haben, wieder über umsonst gestochene Tattoos und unrechtmäßig veräußerte Memorabilia sprechen zu können. Jacory Harris fand im ersten Viertel zweimal seinen Receiver Allen Hurns für jeweils drei Yards und sechs Punkte in der Endzone. Sechs Punkte waren es für Ohio State dagegen am Ende insgesamt: Zwei Ausflüge in die Red Zone über die gesamte Spielzeit führten zu zwei Field Goals und einer verdienten 6:24 Niederlage. Keiner der Quarterbacks konnte etwas gegen die Defense der Hurricanes ausrichten. Nie zeigte das Team ansatzweise den Football, der die Buckeyes in den vergangenen Jahren zum Top-Team in der Big Ten machte. Zu keiner Zeit wirkte das Team aus Columbus wie eines, das es auch in diesem Jahr wieder in einen der großen Bowls schaffen könnte.

Im Gegenteil nach der ersten Auswärtsniederlage gegen ein nicht gesetztes Team seit dem 17. September 1988 (10:42 gegen Pittsburgh), drohen die Buckeyes zum ersten Mal seit fast sieben Jahren selbst nicht mehr zu diesen Top-25-Teams zu gehören. Das war zuletzt vor dem 28. November 2004 der Fall. Die Fans in Columbus müssen hoffen, dass die zu erwartende Strafe der NCAA das Programm nicht in eine noch tiefere Krise stürzen wird. Die aktuellen Sperren und Verletzungen deuten an, was passieren könnte, wenn das Recruiting des Colleges beschnitten werden würde. Dann bleibt in Zukunft bei Duellen mit Miami, Wisconsin oder sogar Michigan tatsächlich nur noch der Blick auf die ruhmreiche Tradition. Denn auch die möglichen Kandidaten auf den Trainerposten 2012 – darunter so prominente Namen wie Urban Meyer – werden ein Auge darauf haben, was in Columbus überhaupt möglich ist. In dieser Saison scheint vorerst klar zu sein: nicht allzu viel.

Garn - 18.09.2011

Jacory Harris

Jacory Harris (© Getty Images)

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