Endlich wieder einen Titel für den Süden

Nach drei Turniersiegen in Folge ist die Dominanz der nordrhein-westfälischen „Greenmachine“ durch die Landesauswahl von Baden-Württemberg unterbrochen worden. Trotz Heimvorteil musste sich die Auswahl aus NRW mit 21:31 geschlagen geben. Nach drei vergeblichen Anläufen – allesamt gegen die „Greenmachine“ - ist es den Schwarz-Gelben aus dem Ländle endlich einmal gelungen, ihre Nemesis zu bezwingen. Von Beginn an konnten die Gäste aus dem Süden dem Spiel ihren Rhythmus geben, zwangen die Hausherren immer wieder zum Reagieren. Durch die Niederlage hat NRW den historischen Moment zwar verpasst, als erstes Team das Jugendländerturnier zum vierten Mal in Folge zu gewinnen, bange muss aber weder Sieger noch Besiegtem sein, schließlich haben beide Landesverbände die derzeit am besten funktionierenden Nachwuchsprogramme in Deutschland.

Entsprechend optimistisch gab sich NRW-Präsident Peter Springwald dann auch trotz der Niederlage. „Wir haben unser Ziel erreicht indem wir wieder ins Endspiel gekommen sind. Baden-Württemberg war heute einfach die bessere Mannschaft.“ Immerhin stand die Auswahl seines Landesverbandes zum sechsten Mal in Folge im Finale und konnte vier Turniere für sich entscheiden. Dass die vermeintliche Dominanz der Vorrunde nicht auch ins Finale übertragen werden konnte, lag vor allem daran, dass die Hausherren gegen einen sehr erfahrenen Gegner spielen mussten, der sich konsequent auf das Turnier – und vor allem auch den Gegner vorbereitet hatte.

RB Julian Zorz, der im Sommer noch zum MVP des Junior Bowls gewählt wurde, blieb gegen die Defense der Baden-Württemberger vergleichsweise schwach. Zudem bekam die Defense der Gastgeber das variable und präzise Spiel des späteren Siegers nie richtig unter Kontrolle. In den entscheidenden Momenten wurden dann die Tackles verpasst oder waren technisch einfach nicht sauber genug. Mit nur acht Spielern der Senior-Jahrganges hatte die „Greenmachine“ allerdings auch vergleichsweise nur wenige Akteure im Kader, die schon ausreichend Erfahrungen beim Jugendländerturnier hatten sammeln können.

Hinzu kam ein Gegner, der bis in die Haarspitzen motiviert war und endlich den Pokal wieder einmal in den Süden holen wollte. Der letzte Turniersieg einer Süd-Mannschaft stammt aus der Saison 2003, als just Baden-Württemberg die Vertretung Bayerns in die Schranken verwies. „Wir haben sehr viele Spieler beobachtet und dann wirklich die besten Spieler mitgenommen. Auf eine Blockbildung haben wir nicht geachtet“, sagte Baden-Württembergs Head Coach Dirk Hamacher. Dass die Offense dennoch fast ausschließlich aus Spielern der Schwäbisch Hall Unicorns sei dann mehr ein Ergebnis der Vorbereitung gewesen. Dem Spielfluss tat es aber gut, dass QB Marco Ehrenfried, der später dann auch verdientermaßen zum Offense-MVP des Turniersiegers gewählt wurde, seine aus der GFL-Juniors vertrauten Anspielstationen zur Verfügung hatte.

Die Defense der Hausherren, die in der Vorrunde noch keinen Punkt hinnehmen musste, bekam schön früh aufgezeigt, wo dann an diesem Tag doch die Grenzen waren. Weder gegen das Pass- noch das Laufspiel fand NRW ein probates Mittel. Und auch die Offense hatte gegen die sehr gut eingestellte Abwehr der Gäste ihre Mühe. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass die ersten Punkte nach einem Kickoff-Return erzielt wurden. Baden-Württemberg führte bis zu diesem Zeitpunkt allerdings schon mit 14:0 und sorgten ihrerseits mit einem Kickoff-Return-Touchdown für die passende Gegenantwort. Als dann auch in der zweiten Halbzeit bei den Gastgebern nicht so recht der Knoten platzen wollte und gelungene Aktionen in der Offense nicht konstant genug erspielt werden konnte, war Baden-Württemberg der Turniersieg nicht mehr zu nehmen.

In Baden-Württemberg will man den ersten Turniersieg seit 2003 nun dazu nutzen, um den Unterbau in den kommenden Jahren weiter auszubauen und ähnliche Strukturen schaffen wie in Nordrhein-Westfalen. Derzeit bieten nur zwei Mannschaften im Ländle bereits eine C-Jugend.

Hundt - 24.10.2010

Mit dem Sieg der Landesauswahl aus Baden-Württemberg hat endlich mal wieder ein Süd-Team einen Titel geholt (© Hundt)