Belasteter Coach muss gehen

USC kämpft noch gegen die vor Kurzem von der NCAA verhängten Strafen gegen die Football-Abteilung, intern hat aber wohl die personelle Aufarbeitung dessen, was zur Bestrafung geführt hat, begonnen. USC trennt sich von Running Backs Coach Todd McNair, der im Untersuchungsbericht der NCAA zu den Vorgängen um USCs ehemaligen RB Reggie Bush schwer belastet worden war. McNair war seit der Veröffentlichung des Berichtes bereits beurlaubt. Die Universität gab lediglich bekannt, das McNairs Vertrag, der am 30. Juni ausgelaufen war, nicht erneuert wird. Auch Head Coach Lane Kiffin wollte gegenüber Journalisten nichts weiter zur Trennung von McNair sagen. Dieses indifferente Verhalten bestätigt all jene, die in der Quasi-Entlassung von McNair ein Schuldeingeständnis sehen. Der 44-Jährige, der in den 90er Jahren für die Kansas City Chiefs und Houston Oilers gespielt und seit 2004 dem Trainerstab der Trojans angehört hatte, gilt als sehr guter Positionscoach und sehr gut im Recruiting, dem Anwerben von High-School-Abgängern. Zudem hatte USC bei der Bekanntgabe, dass man gegen die Bestrafung durch die NCAA Widerspruch einlegen werde, ausdrücklich gesagt, dass man mit den Anschuldigungen gegen McNair nicht einverstanden sei. Das wirft jetzt zwangsläufig die Frage auf, warum man sich von einem fähigen Assistant Coach trennt, wenn der sich angeblich nichts hat zu Schulden kommen lassen.

Die NCAA hatte USCs Football-Abteilung wegen unerlaubter Zuwendungen an Reggie Bush und dessen Familie durch zwei Spielerberater, die Bush für die Zeit nach dessen College-Karriere als Klienten gewinnen wollten, bestraft. Nach den Ermittlungen der NCAA wäre Bush mindestens seit Dezember 2004 wegen dieser Verstöße gegen NCAA-Regeln nicht spielberechtigt gewesen. Die NCAA hält es für erwiesen, dass McNair von den dubiosen Kontakten der Familie Bush zu den beiden Spielerberatern wusste und dieses Wissen für sich behalten hat. USCs Footballer wurden am 10. Juni mit einer zweijährigen Bowl-Sperre und der Streichung von insgesamt 30 Football-Stipendien in den nächsten drei Jahren belegt. Außerdem werden USC alle seit Dezember 2004 mit Bush errungenen Siege aberkannt. Das würde auch den Erfolg im National Championship Game der Saison 2004 einschließen. USC will mit seinem Einspruch erreichen, dass die Strafen reduziert werden. Zwar gibt man zu, dass es zu Regelverstößen gekommen ist, zugleich vertritt man aber die Auffassung, dass die Strafen zu hoch seien - eine eigenwillige Auffassung, wenn man bedenkt, dass finanzielle Zuwendungen an Athleten zu den schwersten Regelverstößen überhaupt gehören und es im Fall von Bush um Zuwendungen im Gesamtwert von mehreren Hunderttausend Dollar gegangen sein soll.

Hoch - 04.07.2010

USCs Head Coach Lane Kiffin muss sich nach McNairs Entlassung einen neuen Running Backs Coach suchen. (© Getty Images)