Die kurzfristige Absage des Vorrundenspieles in der Regionalliga Nord zwischen Hamburg Blue Devils und Hamburg Huskies hat erwartungsgemäß hohe Wellen vor und hinter den Kulissen geschlagen. Über das „Warum“ und die Nachbeben nach der Mitteilung stand uns der Huskies-Sportdirektor Thorsten Wulf zur Verfügung. Natürlich haben wir uns bemüht, auch eine Stellungsnahme der Hamburg Blue Devils zu erhalten. Leider wurde uns mitgeteilt, dass kein verantwortlicher Funktionär zur Verfügung stehen würde.
Football-aktuell.de: Die Hamburg Huskies haben erst am Samstagvormittag am Tag des Regionalligaspieles gegen die Blue Devils in Itzehoe ihre Spielabsage formuliert. War es nicht möglich, diese Mitteilung früher zu machen?
Thorsten Wulf:
Erst einmal gilt es festzustellen, dass wir die Absage sehr bedauern. Wir wissen, was es bedeutet, einen Gameday zu organisieren. Dass alle Fans dadurch in Mitleidenschaft geraten sind, ist mehr als nur bedauerlich, und es bleibt uns nichts anderes übrig, als sich dafür bei allen Beteiligten zu entschuldigen. Nachdem wir sowohl von den Blue Devils als auch vom Verband eine negative Antwort auf unseren Verlegungswunsch bekommen hatten, haben wir versucht, das Beste aus der für uns unglücklichen Situation zu machen und wollten mit den verbliebenen Spielern in Itzehoe antreten. Unser Equipment-Team wollte sich gerade von unserem Trainingsplatz aus auf den Weg machen, als es die schlechte Nachricht übermittelt bekam, dass wir kein spielfähiges Team zusammen bekommen würden und dass das Spiel nicht stattfinden könnte. Das Problem war hier auch, dass die letzten Krankmeldungen nicht zentral bei einer Person eintrafen.
Wir haben ja in der Woche schon angedeutet, dass wir zurzeit gesundheitlich am Stock gehen. Aber leider können wir nicht in die Zukunft sehen beziehungsweise erahnen, wie viele Spieler in der Nacht vom Freitag zum Samstag krank werden.
Football-aktuell.de: Wie viele Spieler sind denn nicht spielfähig? Wurden denn auch schon ärztliche Atteste von betroffenen Spielern bei den Huskies eingereicht, die nun innerhalb einer kurzen Frist bei der zuständigen Stelle eingereicht werden müssen?
Thorsten Wulf:
Zurzeit sind rund 40 Spieler angeschlagen, so zum Beispiel unsere drei Quarterbacks. Dustin laboriert noch an seinem nicht ganz verheilten Mittelfußbruch vom Hinspiel gegen die Devils, Björn Böhme hat Rückenprobleme und Mario Matic eine länger dauernde Knieverletzung. Von den aus Verletzungsgründen nicht spielfähigen Spielern haben wir bereits Atteste angefordert, die größtenteils auch bereits bei uns vorliegen und die jetzt so schnell wie möglich an den Ligaobmann weitergeleitet werden. Befremdlich finden wir allerdings, dass jetzt der Head Coach der Blue Devils scheinbar unsere Spieler einzeln anruft, um diese zu "verhören". Zumindest hat sich der erste Spieler bei uns gemeldet und darüber berichtet. Wir können die Enttäuschung und auch eine gewisse Wut durchaus verstehen, und nicht wenige Spieler bei uns hadern selber mit ihrem Schicksal, jedoch sollten gewisse Herren ihre Emotionen besser in den Griff bekommen, besonders dann, wenn diese Vorbildcharakter haben. Dass sich die Hamburg Huskies in den Foren und sozialen Netzwerken von den bekannten Hetzern "angegangen" werden, ist nichts Neues für uns, aber als Missgeburten oder asoziales Pack verunglimpft zu werden, sprengt den Rahmen und wirft kein besonders schönes Licht auf einige Personen.
Football-aktuell.de:
Curtis Cooper ist bekanntlich auch ein Coach bei den Elmshorn Pirates, die fast parallel ihr Oberligaspiel absolvierten. Existiert hier eine Parallele zu der Spielabsage?
Thorsten Wulf:
Eindeutig nein, denn nur das Fehlen eines einzigen Spielers führt nicht zu einer Absage unsererseits, auch wenn Curtis ohne Zweifel ein wichtiger Spieler für uns ist! Der gleichzeitige Termin beider Spiele ist übrigens durch die Spielverlegung der Devils vom 5. auf den 12. Juni zustande gekommen. Wäre es bei der angefragten Verlegung mit dem Kickoff um 18 Uhr geblieben, wäre auch hier eine Lösung möglich gewesen, aber nachdem wir zugestimmt hatten, wurde der Kickoff auf 16 Uhr vorverlegt. Grund hierfür war die "unerwartete" Fußball-WM. Dieses Vorgehen wurde im Team sehr befremdet zur Kenntnis genommen, auch weil alle Spieler der Blue Devils, die ebenfalls als Coach in Elmshorn tätig sind (Toure Butler, Jason Gondringer und Shurendy Concetion) bei den Blue Devils am Start gewesen wären.
Football-aktuell.de:
Wie wir hörten, haben sich die Huskies bereits in der Woche vor dem Spieltermin mit einem Antrag an den AFV Hamburg gewandt, das Spiel zu verlegen. Als Begründung wurden die verletzten Spieler der Herrenmannschaft und auch das GFL-J-Halbfinalspiel in Schwäbisch Hall genannt. Bekanntlich sind Herrenspieler auch als Coaches bei den Young Huskies involviert. Wie hatte eigentlich der Verband auf den Huskies-Antrag reagiert?
Football-aktuell.de:
Es ist richtig, dass die Huskies bereits lange vorher eine erneute Spielverlegung beantragt hatten. Aufgrund der langen Anreise nach Schwäbisch Hall zum Halbfinale in der Jugendbundesliga und den am Montag für einige Spieler anstehenden mündlichen Abiturprüfungen wären wir gerne am Freitag angereist und hätten am Samstag gespielt. Die gleichzeitige Durchführung von zwei Auswärtsspielen hätte uns in der Tat vor große logistische Probleme gestellt. Nachdem die Absage von Seiten des Verbandes feststand, mussten wir einen Kompromiss mit den Schwäbisch Hall Unicorns finden, der so aussah, dass wir am Sonntag um 12 Uhr mit der Jugend spielen und die Herren-Spieler nachfahren würden, wenngleich dieses alles andere als optimal war und auch viel Arbeit für die Jugendcoaches bedeutete, die dann letztlich erfolgreich die Eltern der betroffenen Schüler überreden mussten, ihr Einverständnis zu erteilen und um Verständnis für das bislang wichtigste Spiel der Hamburg Young Huskies baten.
In Vorgesprächen mit den Blue Devils hatten wir zwar bereits angekündigt, bei einer Verlegung die bereits entstandenen Kosten zu übernehmen, vorausgesetzt diese wären nachweisbar und realistisch. Wir stellen aber auch klar, dass wir bei Fantasiepreisen nicht mitmachen würden. Dieses wurde leider abgelehnt. Der Verband konnte zwar unsere Sorgen nachvollziehen und hatte uns auch seine Unterstützung zugesichert, hat sich aber leider entschieden, sich nicht zu entscheiden, sprich sich nicht einzumischen, obwohl er laut BSO die Möglichkeit dazu hat. Hierbei soll wohl auch die Drohung einer Schadenersatzklage gegen den Verband durch Herrn Dominik Seyler beigetragen haben.
Football-aktuell.de: Fühlen sich die Huskies durch diesen Beschluss des Verbandes fair behandelt und ausreichend unterstützt? Es ist schließlich schon ein paar Jahre her, dass ein Hamburger Jugendteam das deutsche Halbfinale erreicht hat.
Thorsten Wulf:
Es war 1999, um genau zu sein, und ist also elf Jahre her. Wir denken, dass bei einem so seltenen Ereignis und der Anerkennung, die dem Hamburger Jugendfootball damit zuteil wird, die Unterstützung seitens des Verbandes ruhig etwas deutlicher zum Tragen kommen könnte. Man muss dann leider doch feststellen, dass es eine gewisse Unwucht in der Entscheidungsfreudigkeit des Verbandes gibt. Hierzu gibt es zwei für die Blue Devils erfreuliche Beispiele. Die erste war im letzten Jahr, als sich der Verband nicht zu schade war, andere Landesverbände davon zu überzeugen, die HBD in die Regionalliga Nord zu platzieren. Die zweite war in diesem Jahr, als auch hier wieder eine Sonderregelung zwischen dem Hamburger und schleswig-holsteinischen Landesverband geschaffen wurde, die den HBD ermöglichte, in diesem Jahr alle Spiele in Itzehoe auszutragen. Wie gesagt, gut für die HBD und tolle Beispiele, was alles möglich ist, wenn ein Verband sich für seine Mitglieder in den "Ring" wirft. Wir hätten uns auch sehr gefreut.
Football-aktuell.de: Wie stehen die Huskies zu dem jüngst von der BILD veröffentlichten Artikel? Was sagen die Huskies zu den erhobenen Vorwürfen?
Thorsten Wulf:
Na ja, es ist mal wieder der typische populistische Stil der BILD, der sich nur auf Informationen der HBD beruft und nicht recherchiert wurde. Unter anderem wird ein Spieler der HBD kurzerhand zu einem der Huskies gemacht. So etwas kann natürlich in einem eilig geführten Telefonat vom Journalisten schon mal durcheinander gebracht werden. Aber darüber hinaus werfen sich auch andere Fragen auf, die wir für sehr bedenklich halten. Die erste Frage ist die, dass die BILD angeblich weiß, dass wir 72 Spieler haben. Woher kommen diese Informationen? Diese, übrigens falsche Ziffer, beruht auf dem Stand einer alten Liste, unterliegt dem Datenschutz und kann nur vom Verband zur Verfügung gestellt werden. Also verlässt der Verband wieder den neutralen Ring und liefert der BILD Fakten zu dieser Situation? Dieses wäre mehr als bedenklich. Der zweite Punkt ist der angeblich entstandene Schaden in Höhe von 20.000 Euro.
Football-aktuell.de: Werden die Huskies für eine eventuelle neue Terminierung des Rückspieles zur Verfügung stehen?
Thorsten Wulf:
Die Spieler und Trainer der Huskies haben sich sehr auf das Rückspiel gegen den Lokalrivalen gefreut, um sich für die knappe Niederlage im ersten Spiel revanchieren zu können. Selbstverständlich wollen wir auch den Fans beider Teams diese spannende Begegnung nicht verwehren. Es geht ja darum, festzustellen, wer sportlich gesehen die Nummer 1 in Hamburgs Football ist. Auch glauben wir, dass dieses Spiel sogar an Endspielcharakter noch dazugewinnen würde und sich die finanziellen Einnahmen der Blue Devils dadurch eher noch erhöhen könnten. Und wenn es eng mit Terminen wird, kann man ja mal über ein "Friday-Night-Game", wie es an den US-High-Schools normal ist, nachdenken. Wir bieten hiermit unsere Sportanlage/Infrastruktur an, um dieses Spiel nachzuholen. Alle hieraus resultierenden Einnahmen stehen natürlich den HBD zu!
Schlüter - 15.06.2010
Die Huskies mussten sich am letzten Wochenende eine "Auszeit" nehmen. (© Schlüter)
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