Big Plays entscheiden das Derby

„Hannover hat eine sehr gute Mannschaft. Ich war mir nie sicher, dass wir das Spiel gewinnen.“ Dieses Statement von Invaders-Coach Winston Huggins verrät schon viel über den Spielverlauf im Regionalliga-Derby zwischen Hildesheim und den Hannovers Spartans. Bei bestem Wetter und vor der Rekordkulisse von mehr als 1.000 Zuschauern wollte das Team aus der niedersächsischen Landeshauptstadt den Fehlstart gegen Osnabrück vergessen machen, sah sich aber einer mehr als ebenbürtigen und am Ende abgebrühteren Mannschaft aus der südlichen Nachbarschaft gegenüber.

Von Beginn an schafften es beide Teams, das Ei über den Platz zu bewegen, doch die entscheidenden letzten Zentimeter konnte niemand überwinden. So war es kein Wunder, dass die ersten und einzigen Punkte vor der Pause durch eine Einzelaktion zu Stande kamen: Spartans Quarterback Matt Crockett kassierte einen Hit über seine Blind Side, konnte den Ball nicht festhalten und D-Liner Jannes Peemöller von den Invaders trug das freigeschlagene Leder in die Endzone der Spartans.

Das 7:0 spiegelte den knappen Spielverlauf aber nur bedingt besser wieder als ein durchaus ebenfalls gerechtfertigtes Unentschieden. So meinte Spartans Head Coach Marko Hildebrandt schon zur Pause: „Meine Jungs müssen sich jetzt nur noch belohnen. Wir bewegen den Ball gut, marschieren über das Feld, doch legen kurz vor der Endzone noch eine merkwürdige Nervosität an den Tag.“ Wirklich in den Griff bekamen die Spartans diese Abschlussschwäche im zweiten Durchgang aber nicht. Der zwischenzeitliche Ausgleich zum 7:7 fiel durch eine Einzelaktion durch Prince Baffour, der bei einem ausgespielten vierten Versuch fast 40 Yards in die gegnerische Endzone marschierte.

Doch trotz der starken Leistung seines ehemaligen Mannschaftskollegen konnte sich Winston Huggins am Ende freuen: „Natürlich ist es für mich etwas besonderes hier zu gewinnen. Denn hier begann meine Karriere in Europa und ich habe immerhin drei Jahre hier gespielt.“ Letztendlich war es Quarterback Matt LeFever mit einem tiefen Pass auf Wide Receiver Christian Fette, der seinen Trainer jubeln ließ. Fette, der über das gesamte Spiel von der Secondary der Spartans nicht unter Kontrolle zu bringen war, fing den Touchdown-Pass zum insgesamt verdienten 14:7-Sieg für die Hildesheim Invaders.

Derweil konnte der neue Spartans Quarterback Matt Crockett kaum einen Pass an den Mann bringen. Entweder kamen seine Zuspiele einen Moment zu früh oder erreichten seine Receiver einen Sekundenbruchteil zu spät. Den größten Vorwurf machte sich der Spielgestalter der Hannoveraner dafür allerdings selbst: Kein anderer Spieler haderte mit dem Spielverlauf so wie er und versuchte so engagiert noch das Geschehen zu drehen. Doch wie so oft im Football ließ sich auch im Rudolf-Kalweit-Stadion nichts erzwingen und so mussten die Grün-Schwarzen Sekunden vor dem Ende ihre letzte Chance ad acta legen und die Invaders knieten die restliche Spielzeit ab.

So groß der Frust kurz nach dem Abpfiff in Kreisen der Spartans auch war, so zuversichtlich muss der Spielverlauf das Team von der Leine stimmen, wenn man einmal an die 0:31-Auftaktniederlage gegen die Osnabrück Tigers vor zwei Wochen zurückdenkt. Von der Schwäche in der Offensive Line war kaum noch etwas zu erkennen und die Abstimmung zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen funktionierte schon weitaus besser als zum Saisonauftakt. Trotzdem werden sich die Spartans keine Ruhepause gönnen dürfen, wenn sie am kommenden Sonntag bei den Göttingen Generals den kompletten Fehlstart in die Spielzeit 2010 verhindern wollen.

Garn - 02.05.2010

Trotz aller Rivalität ging es nach dem Derby freundschaftlich zu. (© Arash Mahramzadeh)