Shootout in St. Pölten

Oft braucht es mehr als einen Drachen um Germaine Race (#22, Invaders) zu stoppen.500 Zuschauer, Spielzeit 3 Stunden 5 Minuten, insgesamt 1076 Offensive Yards und 118 Punkte, trotzdem geht der Sieger nur mit 8 Punkten Vorsprung vom Platz. Manche Spiele lassen sich gut in Worte fassen, andere werden erst durch die Statistik wirklich begreiflich. Eindeutig in die zweite Kategorie fällt die gestrige Partie der St. Pölten Invaders gegen die Danube Dragons. Dabei begann alles nach Plan: Die Drachen erstickten den Angriff der Invaders im Keim, um gleich mit dem ersten eigenen Spielzug zu punkten. "Jaja", sagten die Experten der SidELine (ESEL), "dass war zu erwarten, die Invaders werden heute genauso planiert wie letzte Woche auf der Hohen Warte..." Alleine die Invaders wollen davon nichts wissen und halten bis zum Pausenstand von 35:25 gut mit.

"Jaja", sagten die ESEL, "in der zweiten Halbzeit wird den Invaders die Luft ausgehen, außerdem haben die Dragons jetzt sicher eine gewaschene Kabinenpredigt hinter sich, da wird es gleich aus einem ganz anderen Ton gehen..." Doch wieder hielten die Gastgeber nichts von der Expertenmeinung und entschieden das dritte Viertel mit 16:14 für sich, während das letzte Viertel mit 14:14 unentschieden blieb. "Jaja", sagten die ESEL, "dass ist eben Football und an jedem verdammten Sonntag,.."

Je nach dem von welcher Seite des Balls man die Partie betrachtet, ist das Ergebnis entweder sensationell oder desaströs. Die Offense brilliert auf beiden Seiten - bei den Dragons zeigen wieder Andrej Kliman und Thomas Haider ihre Stärke, aber auch Michael Janik, Stefan Scharinger, Daniel Dallinger und Eric Marty tragen sich in die Liste der Scorer ein. Lediglich Pasha Asiladab bleiben Touchdown-Ehren verwehrt, weil ihm der Ball im letzten Moment aus den Händen springt. Die Invaders setzen - logischerweise - auf Germaine Race, bringen aber auch Neues: QB Vincent Gay besinnt sich darauf, dass man den Ball nicht nur tragen sondern auch werfen darf und findet in Daniel Gloimüller (2 Touchdowns) und Markus Schindele (1 Touchdown) dankbare Abnehmer. Sogar den verletzungsbedingten Ausfall von Germaine Race im letzten Viertel können die Roten wegstecken. Letztlich müssen die Invaders die traurige Erfahrung machen, dass 55 Punkte und 460 Yards nicht automatisch den Sieg bedeuten.

Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten - wobei man sich die Frage stellen muss, ob etwas nicht vorhandenes überhaupt einen Schatten wirft. Die Defense war bei beiden Teams - höflich ausgedrückt - indisponiert. Auf Seiten der Invaders agierte man streckenweise nach dem Motto: "Wenn wir den Gegner scoren lassen, bekommen wir den Ball rascher zurück" - die Gastgeber können sich weder auf Pass- noch auf Laufspiel der Drachen einstellen, vor allem Andrej Kliman spaziert mehrmals völlig unberührt durch die Reihen der Roten. Doch auch die Drachen haben ihre liebe Mühe den Gegner zu stoppen, weder den Läufen von Germaine Race noch den - offenbar überraschenden - Würfen von Vincent Gay hat man etwas entgegen zu setzen. Sich 55 Punkte beim Spiel gegen den Aufsteiger einzufangen wirft kein gutes Licht auf die Verteidigung, NFL-Running Back hin oder her. Vielleicht war aber auch alles ein groß angelegtes Täuschungsmanöver der Drachen, um die Thonon Black Panthers für das EFL-Spiel am kommenden Samstag in Sicherheit zu wiegen...

Kratky - 11.04.2010

Oft braucht es mehr als einen Drachen um Germaine Race (#22, Invaders) zu stoppen.

Oft braucht es mehr als einen Drachen um Germaine Race (#22, Invaders) zu stoppen. (© Kratky)

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