Die richtigen Pryor-itäten

Terrelle PryorBei der Entwicklung eines jungen Quarterbacks steht jeder College Trainer vor einer schwierigen Entscheidung: Tut er das Beste für sein Team und nutzt das vorhandene Talent so gut es geht aus? Oder sucht er den Kompromiss und tut das Beste für den Spieler, indem er ihn so gut wie möglich auf die Spielweise der NFL vorbereitet? Tim Tebow ist das prominenteste Beispiel für den ersten Fall: Ob er nun einer der besten oder der beste Collegefootballer aller Zeiten war, ist unerheblich, denn auch zwei Wochen vor dem NFL Draft 2010 weiß er noch nicht, wann er mit seinem Namen rechnen darf. Auf der anderen Seite sticht das Beispiel von Terrelle Pryor ins Auge. Ohio States Head Coach Jim Tressel baut ihn seit zwei Jahren zu einem echten Passgeber auf und vernachlässigt dabei die Tatsache, dass Pryor so ganz nebenbei der Schnellste im Team der Buckeyes ist und viel mehr selber laufen könnte.

Genau aus diesem Grund musste der Coach in der jüngeren Vergangenheit eine Menge Kritik einstecken. Denn so reibungslos, wie sich die Fans die Verwandlung vom High-School Football-/Basketball-Superstar in einen verlässlichen Passgeber vorgestellt hatten, lief es bei Weitem nicht. Doch genau aus diesem Grund wechselte Pryor erst nach Ohio! Er hätte sich 2008 jedes College aussuchen können, er hätte sich sogar eine andere Sportart aussuchen können. Aber der Ansatz von Jim Tressel überzeugte ihn letztendlich. Und der Rose Bowl zu Beginn dieses Jahres überzeugte dann auch die meisten seiner Kritiker: Es war das beste Spiel in Pryors College-Karriere, in dem er mit 23 vollständigen Pässen für 266 Yards bei 37 Versuchen bewies, dass er in der Pocket einiges gelernt hat. 72 Yards auf dem Boden machten ihn zudem zum besten Rusher der Buckeyes und brachten ihm zu Recht MVP-Ehren ein.

In der kommenden Saison muss Pryor nun aber beweisen, dass er die gestiegenen Erwartungen auch konstant erfüllen kann. Sein Trainer macht sich da aktuell keine Sorgen und diktierte nach den ersten Trainingseinheiten des Jahres in die Notizblöcke: "Die Leute fragen immer: 'Hat er den Schalter umgelegt?' oder 'Ist ihm ein Licht aufgegangen?' Ich denke, das ist die falsche Frage. Es muss heißen: 'Strahlt sein Licht immer heller?' Ja, das tut es. Und diese Entwicklung wird auch noch anhalten."

Dabei helfen sollte die Tatsache, dass Pryor auf eine Offense zurückgreifen kann, in der neun Starter aus dem letzten Jahr zurückkehren. Einzig Tight End Jake Ballard und Tackle Jim Cordle sind nicht mehr dabei. Pryor sollte sich also wohl fühlen und die zuletzt gezeigten guten Ansätze bestätigen können. Somit würde er auch sich selbst und seine Entscheidung für Ohio State bestätigen. Denn unter einem Coach, der auf bewegliche Quarterbacks setzt, hätte er es bislang sicherlich leichter gehabt. Rich Rodriguez wäre ein solcher Kandidat gewesen und tatsächlich war Michigan auch in der engeren Auswahl als sich Pryor für ein Programm entscheiden musste. Aber der Vorteil für den Moment wäre spätestens beim Draft ein Nachteil gewesen. Dann wären ihm die gleichen Fragen gestellt worden, denen sich Tim Tebow jetzt ausgesetzt sieht. Findet er sich in einer pro-style Offense zurecht? Muss er seine Wurfbewegung in der NFL anpassen?

Im Moment sieht es so aus, als müsste sich Terrelle Pryor all diese kritischen Stimmen in Zukunft nicht anhören müssen – eben weil er die richtigen Prioritäten gesetzt hat. Head Coach Jim Tressel hat für die anstehenden Trainingseinheiten die Parole ausgegeben: "Ich hoffe wir können jeden Tag Fortschritte machen." Was bei deutschen Fußballfans seit Jürgen Klinsmanns Engagement beim FC Bayern nur noch Kopfschütteln auslöst, hat beim jungen Quarterback aus der Nähe von Pittsburgh im Laufe der letzten zwei Jahre jedenfalls funktioniert. Die ambitionierten Pläne der Buckeyes, die in diesem Jahr wieder den Titel in der Big Ten anpeilen und bei einem BCS-Spiel, wenn möglich natürlich dem National Championship, dabei sein wollen, könnten also aufgehen.

Garn - 07.04.2010

Terrelle Pryor

Terrelle Pryor (© Getty Images)

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