Dicke Luft bei den Ulm Sparrows

Ein Foto aus alten Zeiten: die Ulm Sparrows vor zwanzig Jahren im Spiel gegen die Lahr BengalsWenn es in den letzten Jahren etwas über die Ulm Sparrows zu berichten gab, dann in der Regel nur, um der unheimlichen Serie von Niederlagen eine weitere Niederlage hinzufügen zu müssen. Dabei hätten die "Spatzen" eigentlich alles, was ein Team braucht um erfolgreich Football spielen zu können: die Ulmer kommen nie zu spät, ob sie nun in Wiesbaden, Mannheim oder Koblenz antreten müssen, oder auch nur in Ravensburg oder Biberach - und das jetzt schon seit 25 Jahren. Wieviele Teams gibt es wohl, die das von sich behaupten können? Die Sparrows haben Biss, kämpfen um jeden Zentimeter Boden, treten bei jedem Spiel an, auch wenn die Situation noch so trost- und hoffnungslos erscheint. Diese Tugenden sind es, die den "Sparrows" im Spielbetrieb und im AFVD schon so manchen Respekt eingebracht haben. Sie waren auch der Grund dafür, warum sich die Ulmer Footballer vier Jahre - teils mit sehr großem Erfolg - in der zweithöchsten Spielklasse Deutschlands trotz immer stärker werdender Konkurrenz behaupten konnten. Woran liegt es also, dass die Spatzen nun schon 20 Jahre in den beiden untersten Ligen der Bundesrepublik jedes Jahr aufs Neue um ihr Überleben kämpfen müssen?

Kurze Rede - langer Sinn, es sind die Spieler, oder vielmehr die fehlenden Spieler, denn die laufen den schon fast grundsätzlich notorisch unterbesetzten Ulm Sparrows nun schon seit Jahren immer wieder weg. Die Jugend, einst der ganze Stolz der Spatzen, ist schon seit dem Abstieg aus der zweithöchsten deutschen Spielklasse faktisch nur noch auf dem Papier präsent. Die Ulm Sparrows haben sich über die Jahre zu einem "Farm"-Team entwickelt und fristen seither ein sehr tristes Dasein in der Verbandsliga Baden-Württemberg (zwei Jahre zuvor sogar noch in der Landesliga Baden-Württemberg).

Untrennbar mit dem Namen der Ulm Sparrows verbunden ist der Name der Familie Kubessa, ohne die der Verein mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon gar nicht mehr existieren würde. Der Familie Kubessa zur Seite stehen als Freunde und Vorstände Jochen Knorr, der inzwischen der letzte verbliebene ehemalige Spieler der Ulmer aus der glorreichen Zeit in der 2. Bundesliga/Mitte ist, und der Trainer Andreas Gräfe, der aufgrund seiner geringen Körpergröße bei Freund und Feind wohl die meiste Aufmerksamkeit genießt und Gegner immer wieder vor teils unlösbare Aufgaben stellt. Sie sind es, die dem Verein stets immer wieder gerettet haben, indem sie sich spielfertig angezogen haben, damit der Verein oftmals überhaupt antreten durfte. Sie alle sind durch ihren Einsatz dafür verantwortlich, dass es die Ulmer überhaupt noch weiter gibt.

Seit Jahren stellt sich Footballern aller Coleur die Frage, warum muss es in Ulm und Neu-Ulm eigentlich zwei Mannschaften geben, die sich gegenseitig ständig die Spieler wegnehmen und von denen ohnehin nur noch ganz wenig "Eingeweihte" vorhanden sind, die da wissen könnten, worum es bei dem Streit ging, der die Barracudas und die Sparrows im Streite entzweite und damit zu unerbittlichen Konkurrenten werden ließ. Wäre es nicht besser, beide Teams komplett aufzulösen und ein gemeinsames Team mit völlig neuem Namen aufzubauen? Dies widerum läßt sich wohl kaum bewerkstelligen, weil die "Einen" sich weigern in Baden-Württemberg zu spielen, und die "Anderen" sich vehement dagegen sträuben, dasselbe in Bayern zu tun.

Seit geraumer Zeit herrscht in Ulm nun extrem dicke Luft. Die Trainingsbeteiligung ist auf ein absolutes Mininmum gesunken, die erste Mannschaft probt scheinbar den Aufstand und geht auf Konfrontationskurs mit dem ersten Vorstand Mario Kubessa, der nach dem unerwartetem Tod seines Vaters Helmut Kubessa, selbst das Amt übernommen hat. Jeder, der schon mal mit den Kubessas oder dem Verein zu tun hatte, weiß aus Erfahrung, dass die Zusammenarbeit nicht immer ganz einfach war und wohl immer noch ist, weil die Familie Kubessa sehr spezifische eigene Vorstellungen hat, wie ein Verein zu führen ist.

Derzeit macht zudem in Insiderkreisen noch ein anderes Gerücht die Runde. Angeblich sollen die Vorstände der Sparrows über Jahre hinweg mit den Spielerpässen "getrickst" haben, um die notwendige Anzahl von Aktiven für die jeweilige Liga überhaupt vorweisen zu können. Dies ist im Zusammenhang mit der Aussage des Sparrows-Vorstandes, "ein 25 jähriges Jubiläum feiert man nicht in der Landesliga" durchaus glaubhaft, wenn auch zurzeit unbewiesen. Im Moment findet das Training jedenfalls wohl nur sporadisch statt und die Sparrows verfügen nach wie vor über einen sehr schmalen Kader. Der einstige Traditionsverein muss so weiter mit dem Rücken zur Wand um sein Überleben kämpfen.

Luley - 03.11.2009

Ein Foto aus alten Zeiten: die Ulm Sparrows vor zwanzig Jahren im Spiel gegen die Lahr Bengals

Ein Foto aus alten Zeiten: die Ulm Sparrows vor zwanzig Jahren im Spiel gegen die Lahr Bengals (© Peters)

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