Der Berlin-Faktor

Universe rang die Rebels im Viertelfinale mit 6:5 nieder.Wenige Tage noch, dann wird im German Bowl XL im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark der 40. Deutsche Meister im American Football gekrönt. Am 13. Oktober um 18 Uhr (FanZone am Stadion ab 14 Uhr) treffen Titelverteidiger Schwäbisch Hall Unicorns und Samsung Frankfurt Universe zum Finale aufeinander. Für die Schwäbisch Haller ist es die siebte Finalteilnahme binnen acht Jahren, für die Frankfurter die allererste.

Während Trainer und Spieler in den letzten Trainingseinheiten vor dem Spiel an ihren geheimen Plänen tüfteln, wie der Gegner auszuhebeln ist, blicken die Fans gespannt auf solche und andere Zahlen, um ihren Favoriten zu bestimmen. Statistiken gehören zum American Football wie das Salz zur Suppe. Da gibt es konventionelle, die die Leistungswerte der Saison beschreiben, historische Vergleichsmarken und - ja - auch völlig kuriose. Wie zum Beispiel bei German Bowls einen merkwürdigen "Berlin-Faktor".

Dazu später mehr, der erste Blick geht auf konventionelle Statistiken zu Yards, Tackles und Touchdowns: Neben der größeren Routine in Finalspielen spricht für die Unicorns hier auch ihre Ausgewogenheit in der Saison 2018. In keiner der wichtigsten Teamkategorien ist man in der GFL schlechter platziert als auf Rang fünf - dies zweimal ausgerechnet bei den Yards Raumgewinn sowohl aus Lauf- als auch aus Passspiel. Allerdings relativiert sich dies schnell, denn dem zum Trotz machten die Schwäbisch Haller mit 38,6 Punkten die meisten pro Spiel (Frankfurt: 33,1). Und auf diese kommt es am Ende ja schließlich an.

Grundlage für den Erfolg der Unicorns sind mit 32 Interceptions aus 16 Spielen die meisten der Liga sowie in der Folge mit pro Spiel 1,25 mehr Eroberungen gegnerischer Bälle als eigenen Ballverlusten auch die Spitzenposition bezüglich der Turnovers. Hier allerdings liegt Samsung Frankfurt Universe dicht dahinter (+0,94 pro Spiel). In punkto Defense sind die Frankfurter zudem sowohl nach Punkten als auch nach Yards das statistische Top-Team der Liga. Ein gravierendes Ungleichgewicht bei den Quarterback Sacks sollte für sie aber ein Warnzeichen sein. Während die Unicorns sowohl bei gesetzten als auch bei kassierten Quarterback Sacks Ligaspitze sind, hatte die Frankfurter Offensive Line Probleme ihren Quarterback zu schützen: 35 Mal musste der vor einem geplanten Pass unfreiwillig zu Boden, öfter widerfuhr dies 2018 nur den Spielmachern der Munich Cowboys.

Mit ihrem punktehungrigen Angriff sowie der aggressiven Verteidigung setzten die Unicorns ihre Siegesserie aus dem Vorjahr fort und haben so inzwischen 33 Spiele in Folge gewonnen. Mehr als je ein GFL-Team zuvor, und dies ist eine der historischen Marken, die beim 40. German Bowl im Mittelpunkt stehen könnten. Inzwischen haben ihre Statistiker ausgerechnet, dass man dadurch auch die längste Siegesserie des deutschen Basketballs von Alba Berlin (32, 2001 bis 2002) übertroffen hat. Nur noch von den Handballern des THW Kiel ist aus dem deutschen Teamsport eine längere Serie bekannt (40 Siege 2011 bis 2012).

Wollen sie diese Marke erreichen, müssten die Unicorns den ersten German Bowl zwischen zwei Süd-Mannschaften seit 1981 gewinnen. Mit sich bringt dies, dass sie ein drittes Mal in diesem Jahr gegen Samsung Frankfurt Universe bestehen müssten. Auch dies ist eine statistische Besonderheit im American Football. Üblicherweise gilt es als besonders schwer, ein- und dieselbe Mannschaft während einer Saison immer wieder zu bezwingen. Die Coaches lernen aus Niederlagen mehr über die Stärken und Schwächen des Gegners als aus Siegen. Für die jüngere Geschichte des German Bowls lässt sich dies aber nicht belegen. Das letzte Mal, dass eine Mannschaft nach zwei Punktspielniederlagen den Spieß im Finale umdrehte, war 2004, als die Berlin Adler gegen Braunschweig gewannen. In den Jahren 2010 und 2013 siegten Kiel und Braunschweig jeweils auch ein drittes Mal gegen Berlin und Dresden.

Aber dann ist da eben noch der Berlin-Faktor - und den haben die Frankfurter zweifellos auf ihrer Seite. Denn 37 Jahre ist es auch her, dass mit Ansbach zuletzt eine Mannschaft Deutscher Meister im American Football wurde, die nicht aus Berlin kam oder auf dem Weg zum Titel keinen Berliner Bundesligisten schlug, jedenfalls sofern eine Berliner Mannschaft im Oberhaus vertreten war. Auch die Schwäbisch Hall Unicorns bezwangen bei ihren ersten beiden Titeln 2011 und 2012 die Berlin Adler im Viertel- und im Halbfinale und im vergangenen Jahr vor ihrer dritten Meisterschaft die Berlin Rebels im Viertelfinale. Dieses Jahr trafen sie jedoch nicht auf die Rebels - stattdessen sicherte sich Samsung Frankfurt Universe im Viertelfinale mit einem hauchdünnen 6:5 den Sieg über den Berliner Bundesligisten, der offensichtlich eine Grundvoraussetzung ist, um Deutscher Meister im American Football werden zu können...

Auerbach - 08.10.2018

Universe rang die Rebels im Viertelfinale mit 6:5 nieder.

Universe rang die Rebels im Viertelfinale mit 6:5 nieder. (© Frank BAUMERT)

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