Quarterback-Wechsel: Oft nötig, aber auch riskant

Mit dem Wechsel seinesStamm-Quarterbacks lag Notre Dames Head Coach Brian Kelly goldrichtig.Während der Saison denStamm-Quarterback zu wechseln, ist für Coaches nicht nur eine schwere Entscheidung, sondern auch eine zweischneidige - das zeigte sich am letzten Spieltag im Monat September einmal mehr. Bei zwei prominenten Teams, Clemson und Notre Dame, machten die Head Coaches diesen Schritt, und während dieser bei einem Team genau das zu sein scheint, was es brauchte, könnte er für das andere Team zum Boomerang werden. Für Notre Dame hat sich der Wechsel des Angriffsführers bislang auf jeden Fall ausgezahlt. Die Fighting Irish hatten schon nach dem mühevollen Sieg gegen Vanderbilt am dritten Spieltag Ian Book, der das Team am Ende der letzten Saison zum Bowl-Sieg geführt hatte, zur neuen Nummer eins gemacht, weil der Angriff unter der Führung von Brandon Wimbush trotz der Siege im Passspiel viel zu schwach war.

Die Zahlen sind eindeutig: Wimbush war bei den knappen Siegen gegen Michigan (24:17), Ball State (24:16) und Vanderbilt (22:17) mit gerade mal 55,3 Prozent seiner Pässe erfolgreich, warf einen Touchdown-Pass, aber vier Interceptions. Book kam bei den Erfolgen gegen Wake Forest (56:27) und Stanford (38:21) auf eine Erfolgsquote von 73,1 Prozent, warf sechs Touchdown-Pässe und keine Interception. Und insgesamt kam Notre Dames Offensive in den beiden Spielen mit Book als "Starter" auf mehr Yards (1.116) als in den drei Partien mit Wimbush (1.096). Head Coach Brian Kelly hatte nach dem Sieg gegen Wake Forest zur Quarterback-Situation gesagt, dass er in der Nacht vor der Entscheidung, Book zur neuen Nummer eins zu machen, nicht gut geschlafen hatte und betont, dass seine Offensive mit Book das Niveau erreicht hätte, zu dem sie fähig ist - ohne zu sagen, dass das mit Wimbush nicht der Fall gewesen war.

Dank des Aufschwungs mit Book als Quarterback sind die Fighting Irish jetzt auf jeden Fall ein echter Playoff-Anwärter. Der Weg in die KO-Runde ist natürlich noch lang und beinhaltet mit Auswärtsspielen gegen Virginia Tech (an diesem Samstag), das bis jetzt überraschend starke Syracuse (17. November) und USC (24. November) noch genügend gefährliche Partien, aber nach dem überzeugenden Auftritt gegen Stanford wird Notre Dame, solange es nicht irgendwann verliert, in alle restlichen Regular-Season-Spiele als Favorit gehen.

Bei Clemson war die Quarterback-Situation etwas anders. Kelly Bryant, seit letzter Saison die klare Nummer eins, spielte, gemessen an der einzigen der ersten vier Partien, die als Maßstab taugte, dem 28:26 bei Texas A & M, nicht schlechter als zuvor auch. Dennoch hatte sich schon in der Offseason eine Quarterback-Kontroverse abgezeichnet, weil das Team mit College-Neuling Tyler Lawrence ein Top-Talent an Land gezogen hat, das der bessere Passer ist. Lawrence bekam denn auch in den ersten Spielen viele Einsätze, und weil seine Zahlen bei denen deutlich besser aussahen als die von Bryant (neun Touchdown-Pässe und zwei Interceptions gegenüber zwei Touchdown-Pässen und einer Interception), eskalierte die Situation nach dem Sieg bei Georgia Tech. Als Head Coach Dabo Swinney Anfang letzter Woche Bryant mitteilte, dass Lawrence als Nummer eins ins nächste Spiel gegen Syracuse gehen würde, fühlte sich Bryant degradiert. Gegenüber einer Tageszeitung sagte er öffentlich, dass er diese Entscheidung als "eine Art Schlag ins Gesicht" empfinde, weil er nichts getan hätte, was diesen Schritt rechtfertigen würde - und er verließ das Team.

Swinney verteidigte seine Entscheidung natürlich. "Als Coach musst du manchmal im Interesse des Teams schwere Entscheidungen treffen. Das hier war so eine Entscheidung und ich würde sie jedes Mal wieder so treffen, weil ich glaube, dass es die richtige für das Team ist", sagte Swinney dazu unter anderem. Swinney hob außerdem hervor, dass Bryant nichts falsch gemacht hätte, auch weiterhin für die Mannschaft wichtig gewesen wäre und viele Einsatzzeiten bekommen hätte, sagte zugleich aber auch, dass die ersten vier Spiele gezeigt hätten, dass ein Wechsel von Bryant zu Lawrence der richtige Schritt wäre. Das mag langfristig gesehen tatsächlich so sein, kurzfristig ging die Entscheidung für Swinney erst einmal nach hinten los. Lawrence begann gegen Syracuse solide, nicht weniger aber auch nicht mehr, schied gegen Ende der ersten Halbzeit aber verletzt aus. Bryant stand nicht mehr zur Verfügung, also musste ein weiterer unerfahrener Mann, Chase Brice, ran. Die Folge: Das Angriffsspiel verlor an Schwung und Clemson geriet zu Beginn des vierten Viertels mit 13:23 in Rückstand. Am Ende riss Clemson das Spiel mit einem lehrbuchreifen letzten Angriff (13 Spielzüge, 94 Yards, fünfeinhalb Minuten verbrauchte Spielzeit) zum 27:23 noch aus dem Feuer, aber die Frage ist, wie es weitergeht, wenn Lawrence länger ausfallen sollte - oder auch, wenn sich Lawrence nicht so entwickeln sollte, wie es die Coaches erwarten. Das Restprogramm der Tigers ist zugegebenermaßen alles andere als schwer. Die beiden potenziell schwersten Gegner sind North Carolina State und der Lokalrivale South Carolina, und gegen Beide spielt man zu Hause. Gut möglich, dass Clemson so oder so mit einer 12-0-Bilanz ins ACC Championship Game einziehen wird. Sollte Clemson aber, ganz gleich, ob mit oder ohne Lawrence, den Einzug in die nationalen Playoffs verpassen, wird man über Swinneys Umgang mit der Quarterback-Situation viel diskutieren und seine Entscheidung, Lawrence nach nur vier Spielen gegen mehrheitlich schwächere Gegner, zum neuen Quarterback Nummer eins zu machen, als übereilt und ungeschickt kritisieren.

Hoch - 02.10.2018

Mit dem Wechsel seinesStamm-Quarterbacks lag Notre Dames Head Coach Brian Kelly goldrichtig.

Mit dem Wechsel seinesStamm-Quarterbacks lag Notre Dames Head Coach Brian Kelly goldrichtig. (© Getty Images)

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