Sooners im Glück, Hokies kalt erwischt

CB Parnell Motley #11 und CB Tre Norwood #13 bejubeln die Interception, die den Sieg für Oklahoma manifestierte.Mit Blick auf das "Big Picture" an der Spitze brachte der vierte Spieltag nichts Neues. Die ersten Vier der AP- und Coaches-Ranglisten (Alabama, Georgia, Clemson und Ohio State) kamen zu ungefährdeten Siegen. Immerhin gab es für zwei Top-Ten-Teams Drama pur, ein erstes kleines Favoritensterben im Mittelbau der Top 25 und eine handfeste Blamage. Für den Schocker des Spieltages hätte um ein Haar Army gesorgt, das beim Ranglisten-Fünften Oklahoma erst nach Verlängerung mit 21:28 verlor. Zugegeben, Oklahoma hätte das Spiel schon in der regulären Spielzeit für sich entscheiden können. So endete im vierten Viertel ein Angriff mit einem erfolglos ausgespielten vierten Versuch an Armys 1-Yard-Linie. Der Angriff davor war nach nur zwei Spielzügen von Army mit einer Interception beendet worden, und bei ablaufender Spielzeit vergaben die Sooners einen Field-Goal-Versuch aus nur 33 Yards Entfernung. Dennoch hätte man dem krassen Außenseiter den Erfolg gegönnt, allein schon, weil es beeindruckend war, wie Army mit seiner Triple Option Offense Oklahoma sein Spiel aufzwang - mit langem Ballbesitz die Abwehr des Gegners müde spielen und dessen Angriff zur Untätigkeit an der Seitenlinie zwingen. Am Ende war Army knapp drei Viertel der Spielzeit in Ballbesitz, und Oklahomas Angriff bestritt nur 40 Spielzüge."Es ist extrem schwer. Du kannst die Schnelligkeit und die Präzision, mit der sie ihr Spiel ausführen, nicht simulieren. Unsere Jungs sind große 330-Pfund-Typen. Unser Team ist für diese Art Spiel nicht gebaut", erklärte Defensive Coordinator Mike Stoops die Probleme seiner Abwehr.

Immerhin kamen die Sooners mit dem Schrecken davon, weil sie in der Verlängerung nur zwei Spielzüge brauchten, um das 28:21 vorzulegen, und Armys anschließenden Angriff im vierten Spielzug mit einer Interception in der Endzone beenden konnten. "Es war schwer heute, aber es ist dennoch ein Sieg", so Head Coach Lincoln Riley. Weniger Glück als Oklahoma hatte Virginia Tech, das vermeintlich zweitbeste Team der ACC hinter Clemson. Die Hokies verloren bei Old Dominion mit 35:49 - ein "Upset", der nicht nur deshalb aus dem Nichts kam, weil Old Dominion, beheimatet in Norfolk (Virginia), das erst seit 2009 am Spielbetrieb teilnimmt und erst seit 2014 in der höchsten Spielklasse antritt, ein weitgehend weißer Fleck auf der Football-Landkarte ist. Die Monarchs hatten ihre ersten drei Spiele verloren, unter anderen beim FBS-Neuling Liberty mit 10:52. Gegen einen solchen Gegner darf ein Power-Five-Team, das um den Titel in seiner Conference mitspielen will, nicht verlieren. Erklären lassen sich Spielverlauf und Ergebnis gleichwohl. Old Dominion hatte nichts zu verlieren, hat alles "reingehauen", was es zu bieten hatte, leistete sich keine Ballverluste und nur zwei Strafen und hat, als es gemerkt hat, wie schlecht der 28-Punkte-Favorit Virginia Tech drauf war, die Gunst der Stunde genutzt. Ohne die unfreiwillige Schützenhilfe durch den Gegner hätte aber wohl aller Kampfgest nicht gereicht, und so war für Virginia Techs Head Coach Justin Fuente der Hauptgrund für das Scheitern seines Team in den Köpfen der Spieler zu finden. "Ich habe den Spielern gesagt, dass sie mir viel besser gefallen haben, als uns alle gesagt haben, wie schwach wir sind. Als uns alle vor dem ersten Spiel (gegen Florida State) gesagt haben, dass wir keine Chance hätten, sind sie rausgegangen und haben sich den Hintern aufgerissen.Und dann sind wir zu selbsgefällig geworden und wurden heute auf den Boden zurückgebracht. Wir haben das bekommen, was wir verdient haben", so Fuente.

Auf den Boden zurückgeholt wurden am Samstag auch ein paar andere Teams, wenn auch nicht so spektakulär wie Virginia Tech. Mississippi State verlor bei Kentucky mit 7:28 und präsentierte sich dabei ausgesprochen schlampig, was sich unter anderem an den 16 Strafen gegen die Bulldogs zeigte, Oklahoma State wurde bei der 17:41-Heimniederlage gegen Texas Tech regelrecht vorgeführt und TCU hatte offenbar die in der Vorwoche mögliche aber verpasste Überraschung gegen Ohio State noch nicht raus aus den Köpfen und verlor bei Texas mit 16:31. Zwei Touchowns für Texas nach eigenen Ballverlusten im dritten Viertel sowie ein weiterer im Anschluss an einen vergebenen Field-Goal-Versuch im vierten Viertel brachen den Horned Frogs, die gegen Ohio State trotz der Niederlage wie ein Team mit berechtigten Playoff-Ambitionen ausgesehen hatten, dabei das Genick. Das Gemeinsame an diesen drei Ergebnissen ist, dass sie die Situation in zwei der Power Five Conferences interessanter und unberechenbarer macht. Kentucky scheint in der East Division der SEC zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt wieder wirklich konkurrenzfähig zu sein, auch wenn es an Georgia nicht vorbeikommen wird, und in der Big Twelve wird der Kampf um die ersten beiden Plätze und damit um die Qualifikation für das Conference Championship Game wohl deutlich spannender als erwartet.

Das sportliche Highlight dieses Spieltages in der Kombination aus Spannung und spielerischem Niveau war die Partie Oregon gegen Stanford, die Stanford nach Verlängerung mit 38:31 gewann. Das Spiel war in mehrfacher Hinsicht ein Lehrstück in Sachen Football. Erst machte Oregon vor, dass das Beherrschen der Line of Scrimmage und das Vermeiden von Ballverlusten in Kombination ein nahezu sicheres Erfolgsrezept sind, dann aber zeigte sich, wie ein einziger schwerer Fehler einen eigentlich schon erledigten Gegner wieder aufbauen und das Spiel komplett kippen lassen kann. Das Spiel war vom Ergebnis her fast drei Viertel lang einseitig, weil Oregon bis kurz vor Ende des dritten Viertels mit 24:7 führte, aber langweilig war es trotzdem nicht, weil Oregon so gut spielte, dass es Spaß machte, dem zuzusehen. Und als Stanford durch einen Ballverlust des Gegners zu neuen Leben erweckt wurde, spielte es endlich auch auf dem Niveau, das man von Anfang an vom Siebten der Top-25-Rangliste erwartet hatte. Am Ende war Stanford, das erfahrenere der beiden Teams, etwas nervenstärker und abgezockter und hatte sich so den Sieg doch noch verdient. Zugleich konnte einem Oregon ein bisschen Leid tun. Zumindest aber zeigten die Ducks, dass ihr aktueller Kader das Zeug dazu hat, wieder Anschluss an die erfolgreichen Jahre zu Beginn dieses Jahrzehnts (Teilnahme an den National Championship Games der Spielzeiten 2010 und 2014) zu finden. Und noch eines zeigte dieses Spiel: Washington, das beim 27:20 gegen Arizona State erneut nicht wirklich überzeugte, ist nicht mehr der Favorit in der Pac-12 Conference. Sowohl Stanford als auch Oregon sind gemessen am Niveau ihres direkten Duells zurzeit die besseren Mannschaften.

Hoch - 25.09.2018

CB Parnell Motley #11 und CB Tre Norwood #13 bejubeln die Interception, die den Sieg für Oklahoma manifestierte.

CB Parnell Motley #11 und CB Tre Norwood #13 bejubeln die Interception, die den Sieg für Oklahoma manifestierte. (© Getty Images)

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