Wer fordert die Top Five?

Nick Saban und Co.: Wer kann die Großen wirklich stoppen?Die gute Nachricht: Es sind erst drei Spieltage durch und das heißt, dass noch viel passieren kann und wird. Die schlechte: Den fünf Haupt-Kandidaten für die vier Playoff-Plätze - Alabama, Georgia, Clemson, Ohio State und Oklahoma - gehen schon jetzt die Herausforderer aus, nicht nur, weil die Fünf so deutlich besser sind als die potenzielle Konkurrenz, sondern vor allem, weil bis jetzt ausgerechnet die Teams schwächeln, denen man vor der Saison am ehesten zugetraut hätte, in die Phalanx der Top Five einzubrechen. Miami, Washington, Michigan und Michigan State hatten schon an den ersten beiden Spieltagen ihre ersten Niederlagen kassiert, am Samstag kamen mit Auburn, das mit 21:22 gegen das überraschend gut gestartete LSU verlor, und Wisconsin, das auf eigenem Platz von BYU überrumpelt wurde (21:24), zwei weitere Teams aus dem erweiterten Kreis der Playoff-Kandidaten hinzu. Und neue Herausforderer drängen sich bis jetzt nicht auf.

Zugegeben, Georgia und Oklahoma wurden bis jetzt noch gar nicht richtig gefordert, Clemson kam beim Sieg bei Texas A & M am zweiten Spieltag erst spät und nur kurzfristig etwas in Bedrängnis, und Alabama spielt eher mit als gegen seine Gegner, wie der 62:7-Sieg bei Mississippi am Samstag einmal mehr zeigte. Selbst die frühe Führung für Mississippi durch einen 75-Yard-Touchdown-Pass nach nur elf Sekunden prallte am Titelverteidiger einfach so ab. Nur 70 Sekunden später hatte der Meister mit einem 43-Yard-Touchdown-Lauf wieder alles auf Anfang gestellt, und danach fing sich Mississippi bis zur Halbzeitpause alle drei bis vier Minuten weitere Touchdowns ein. Stoppen kann sich Alabama zurzeit offenbar nur selbst - gegen Mississippi in Form eines Fumbles in der Feldmitte und eines vergebenen Field-Goal-Versuchs, Beides im ersten Viertel. Da konnte selbst der sonst so kritische Head Coach Nick Saban nichts mehr monieren. "Ich denke, ich muss uns in allen Bereichen gute Noten ausstellen. Ich bin zufrieden", sagte er nach dem Sieg unter anderem.

Bei Ohio State liegt der Fall etwas anders. Die Buckeyes hätten am Samstag gegen TCU tatsächlich verlieren können. Die Horned Frogs waren dem Favoriten taktisch und individuell mindestens ebenbürtig. Dass Ohio State das Blatt nach zwischenzeitlichem 13:21-Rückstand noch wenden und als 40:28-Sieger vom Platz gehen konnte, lag auch an einigen schweren Fehlern von TCU. So resultierten 14 Punkte für Ohio State aus Ballverlusten der Horned Frogs: der Touchdown zum 10:0 für die Buckeyes im ersten Viertel durch eine Fumble-Eroberung in der Endzone, der zum 26:21 im dritten Viertel mit einem 28-Yard-Interception-Return. Darüber hinaus vergab TCU im ersten Viertel einen Field-Goal-Versuch aus nur 31 Yards Entfernung. In der Summe waren das 17 Punkte (14 für Ohio State, die nicht hätten sein müssen und drei weniger als möglich für TCU), die am Ende für TCU den Unterschied ausmachten zwischen geglücktem "Upset" und respektabler Niederlage.

Zugleich war dieser Spielverlauf aber auch ein Beleg für die Klasse von Ohio State. Zum einen war der erste Defensiv-Touchdown der Buckeyes nicht wirklich ein Fehler von TCU sondern das Ergebnis einer Klasse-Aktion von Ohio States bestem Verteidiger, DE Nick Bosa, und zum anderen drehte Ohio State das Spiel in einer Phase, in der eben dieser Nick Bosa, das Herz von Ohio States Abwehr, verletzungsbedingt nicht mehr dabei war. Ohio State kann also auch ohne einen seiner Besten und gegen einen Gegner mit einer Top-Defense gewinnen - nicht gerade ermutigend auch für die stärkeren Gegner im Restprogramm der Buckeyes (Penn State, Michigan, Michigan State). Ein kleiner Lichtblick mit Blick auf die eingangs gestellte Frage: TCU hat gezeigt, dass es trotz der Niederlage im weiteren Saisonverlauf der wichtigste Verfolger der Top Five werden könnte - wenn es kein weiteres Spiel mehr verliert, was dann auch bedeuten würde, dass man einen weiteren aus diesem Quintet, Oklahoma (am 20. Oktober zu Gast in Fort Worth), geschlagen hätte.

Was der dritte Spieltag sonst noch brachte:

Die Pac-12 Conference blickt am kommenden Samstag gespannt nach Eugene, wo Stanford zu Gast ist bei Oregon. Beide Teams galten vor der Saison als schwächer als der Conference-Favorit Washingon, jetzt aber ist der Sieger dieser Partie der größte Hoffnungsträger der Pac-12 in Sachen Playoff-Teilnahme, weil die Conference insgesamt in den ersten Wochen dieser Saison keine allzu gute Figur machte. Washington ist zwar trotz der Auftaktniederlage gegen Auburn zunächst weiterhin das "Team to beat" in der Pac-12, aber der 21:7-Sieg bei Utah am Samstag hat die Zweifel daran, dass die Huskies das Zeug zum Playoff-Teilnehmer haben, eher noch genährt, weil Utah genügend Chancen hatte, den Favoriten zu schlagen, aber diese mit oft dilettantischen Fehlern vergeigte. Und die South Division bietet zurzeit ein Bild des Jammers. USC kassierte mit dem 14:37 bei Texas die zweite Niederlage in Folge und ist damit nicht mal mehr ein "Long shot" mit Blick auf die Playoffs, Arizona States Mini-Höhenflug nach dem überraschenden Sieg gegen Michigan State wurde mit der 21:28-Niederlage bei San Diego State gleich wieder beendet, und vom Rest der Division wurde ohnehin nicht viel erwartet.

Wisconsins Pleite gegen BYU, die erste Heimniederlage der Badgers gegen ein Team von außerhalb der Big Ten seit fast auf den Tag genau 15 Jahren, ist nicht nur ein schwerer Schlag für deren Playoff-Hoffnungen, sondern hat auch Folgen für die Big Ten insgesamt, weil damit nach den Niederlagen von Michigan und Michigan State an den ersten beiden Spieltagen schon zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison nur noch zwei der potenziell besten Teams der Conference ungeschlagen sind - ihr Aushängeschild Ohio State und Penn State. Und dabei haben die kräftezehrenden Duelle untereinander noch nicht einmal begonnen. Ohio State und Penn State treffen am 29. September aufeinander. Für den Verlierer könnte die Niederlage der Anfang vom Ende der Playoff-Ambitionen sein. Aber selbst der Sieger hätte noch einen weiten Weg in Richtung Playoffs vor sich. Im letzten Jahr waren beide Teams nach ihrem direkten Duell (das übrigens Ohio State gewann) so platt, dass sie in der folgenden Woche verloren (Ohio State bei Iowa, Penn State bei Michigan State) und sich mit der jeweils zweiten Niederlage aus dem Rennen um die Playoff-Plätze verabschiedeten. Damit war die Big Ten zum ersten Mal nicht in den Playoffs vertreten, und das könnte sich dieses Jahr wiederholen.

Willie Taggart (Florida State), Scott Frost (Nebraska) und Chip Kelly (UCLA) galten vor der Saison als die interessantesten neuen Head Coaches, und von allen wurde erwartet, dass sie ihre zuletzt arg schwächelnden Teams relativ schnell wieder in die Erfolgsspur würden bringen können. Die Zwischenbilanz nach drei Spieltagen ist verheerend. Frost kassierte mit Nebraska gegen Troy (19:24) die zweite Niederlage im zweiten Spiel, Kelly mit UCLA gegen Fresno State (14:38) die dritte im dritten Spiel. Den einzigen Sieg holte Taggart - am zweiten Spieltag ein mühevolles 36:26 gegen das FCS-Team Samford. Dass die Aufgabe für Frost und Kelly schwerer werden könnte, konnte man erwarten, aber bei Florida State war der Tenor ein anderer. Zu viel Talent für Bilanzen wie die im letzten Jahr und viel Aufbruchstimmung dank Taggart würden den dreimaligen National Champion wieder auf Kurs bringen, glaubten viele. Umso erschreckender war der Auftritt des Teams bei der 7:30-Klatsche bei Syracuse. Gegen einen zugegebenermaßen hoch motivierten Außenseiter, der die Gunst der Stunde unbedingt nutzen wollte, taumelten die Seminoles, so der Eindruck von außen, fast widerstandslos der Niederlage entgegen. Eine Erklärung hatte Taggart kurz nach dem Spiel dafür nicht. Was bleibt, ist im Moment der Wille, das Ruder schnellstmöglich herumzureißen. "Es gibt hier eine hohe Erwartungshaltung und hohe Standards. Denen werden wir bis jetzt nicht gerecht. Aber bitte geben Sie dieses Team nicht auf. Wir werden uns den Hintern aufreißen, um wieder zurückzukommen", so Taggart. Die nächsten beiden Gegner bis zum Derby bei Miami, Northern Illinois und Louisville, bieten eigentlich die Gelegenheit, sich etwas freizuspielen. Aber das hatte man nach der Auftaktniederlage gegen Virginia Tech mit Blick auf die folgenden Partien gegen Samford und Syracuse auch gedacht.

Troy betrieb am Samstag mal wieder Image-Werbung für die Sun Belt Conference, eine der beiden schwächsten Conferences der FBS. Das Team aus Alabama sorgte mit dem 24:19 bei Nebraska zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres für einen Achtungserfolg gegen einen Power-Five-Gegner mit großem Namen. Im September 2017 hatten die Trojans LSU in Baton Rouge mit 24:21 geschlagen. "Wir haben gute Spieler und eine gute Mannschaft, wenn man sich anschaut, was wir über die letzten drei Jahre erreicht haben. Unsere Jungs haben definitiv erwartet, dass sie hier ebenbürtig und in der Lage sein würden, das Spiel im vierten Viertel für sich zu entscheiden, und das haben sie geschafft", sagte Head Coach Neal Brown zum Auftritt seines Teams unter anderem.

Hoch - 18.09.2018

Nick Saban und Co.: Wer kann die Großen wirklich stoppen?

Nick Saban und Co.: Wer kann die Großen wirklich stoppen? (© Getty Images)

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