Center Frederick mit ernster Diagnose

Kaum haben die Fans und Mitglieder der Dallas Cowboys die Sorgen um die Verletzung von Zack Martin überstanden, müssen sie die nächste Hiobsbotschaft verkraften – und die könnte wesentlich ernster sein: Center Travis Frederick leidet an einer seltenen Auto-Immunkrankheit namens Guillain-Barré Syndrom, die ihn für unbestimmte Zeit außer Gefecht setzen wird.

Der herausragende Center, wichtiger Bestandteil einer der besten – wenn nicht der absolut besten – O-Line der Liga, hatte seit Tagen über sogenannte "Stinger" geklagt. Damit werden beim Football üblicherweise blitzartig auftretende Schmerzen im Nacken- und / oder Rückenbereich bezeichnet. Er setzte das letzte Preseasonspiel daher aus und ließ sich stattdessen von einem Spezialisten für Wirbelsäulenverletzungen untersuchen.

Der stellte zunächst nichts Ungewöhnliches fest, aber nachdem die Beschwerden mit der verordneten Ruhe nicht besser wurden, holte sich Frederick eine zweite Arztmeinung ein, die letztendlich die Diagose erbrachte, dass er an dem sogenannten Guillain-Barré Snydrom leidet. Dabei handelt es sich um eine akute entzündliche Veränderung des peripheren Nervensystems – vor allem der Nervenwurzeln im Rückenmark (laut Wikipedia). Der Körper kämpft hier gegen seine eigenen Nervenenden.

Die Ursache ist noch nicht abschließend geklärt und der Heilungsverlauf kann von wenigen Stunden bis hin zu Monaten dauern. Mark Schlereth, ehemaliger Guard der Redskins und Broncos, erklärte nach Bekanntwerden der Diagnose Fredericks, dass er 1993/94 ebenfalls mehrere Monate an der Krankheit litt, aber anschließend wieder spielen (und noch zwei weitere Super Bowl Titel holen) konnte.

Jerry Jones erklärte, dass man sich "als Organisation erst einmal um die Gesundheit von Frederick, also die Gesundheit auf lange Sicht, und sein persönliches Wohlbefinden Sorgen mache im Gegensatz zur Überlegung, wie das Team betroffen ist oder die direkten Folgen für ihn als Spieler. Sein Wohlergehen ist die wichtigste Sache dabei."

Frederick selbst hatte die Diagnose getwittert und erklärte in seinem Statement, dass er bereits zwei Behandlungen in den letzten 48 Stunden erhalten hatte und es ihm jetzt bereits erheblich besser gehen würde. Die Erkrankung wäre zum Glück in einem frühen Stadium entdeckt worden. Eine (von zwei) Therapiemöglichkeit sieht tägliche Infusionen von Plasma über einen Zeitraum von zehn Tagen vor.

An Football wäre aber erst einmal nicht zu denken. Bei 20 Prozent der Patienten bleiben Spätfolgen zurück und bei 5 Prozent verlaufe die Krankheit sogar tödlich. Pro Jahr erkranken ungefähr 2 von 100.000 Personen an dem Syndrom.

Dr David Chao, ehemaliger Mannschaftsarzt der Chargers, twitterte, dass er die Wahrscheinlichkeit höher einschätzt, dass Frederick eine komplette Saison verpasst, als dass er für Woche 1 fit wird.

Frederick ist auf seiner Position konkurrenzlos gut und startete seit seinem Draft 2013 alle 80 Spiele der Dallas Cowboys. Sein Ersatz wäre Joe Looney, der seit März 2016 bei den Dallas Cowboys im Kader steht. Zuvor stand der Center, der am College bei Wake Forest gespielt hatte, im Kader der San Francisco 49ers; er spielte in insgesamt 59 Partien, startete jedoch nur 13 davon. Bei den Cowboys kam er bislang auf gerade einmal drei Starts in zwei Jahren. Allerdings überzeugte er bislang im Camp.

Womöglich sehen sich die Cowboys jedoch auch noch bei anderen Teams um, um einen Trade einzufädeln, wenn ein längerer Ausfall absehbar ist.

Sicher ist, dass ein längerer Ausfall Fredericks nicht einmal annähernd gleichwertig kompensiert werden kann. Aber man muss Jerry Jones beipflichten: Wichtig ist erst einmal, dass Frederick wieder gesund wird.

Carsten Keller - 23.08.2018

Travis Frederick leidet an einer seltenen Immunkrankheit (© Getty Images)