Der Sportwettenmarkt wird legalisiert

Künftig wird es Sportsbooks auch außerhalb von Nevada gebenDas Motto "Legalize it" gilt seit Montag nicht mehr nur für Cannabisprodukte, sondern jetzt auch für Sportwetten: In einem historischen Urteil, für das vor allem New Jersey lange Jahre gekämpft hatte, hat der oberste Gerichtshof der USA den Bundesstaaten erlaubt, unter bestimmten Bedingungen Sportwetten zu erlauben.

Die Entscheidung wird auch auf die NFL, die sich vordergründig immer gegen die Freigabe des Wettmarktes ausgesprochen hatte, gravierende Auswirkungen haben. Die NFL ist seit vielen Jahren die am meisten bewettete Liga in den USA und sucht auch weltweit ihresgleichen. Allerdings erklärte die Ligaleitung seit Jahren, gegen die Legalisierung des Marktes zu sein und klagte zusammen mit der Collegevereinigung NCAA, der Basketballliga NBA, der Eishockeyliga NHL und der Major League Baseball im Jahr 2014 gegen den damaligen Gouverneur von New Jersey, Chris Christie.

Eine Doppelmoral, da man auf der anderen Seite seit Jahren kein Problem damit hatte, dass die sogenannten Spreads und Handicaps des Wettmarkts Bestandteil einer jeden Vorschau waren, Teams Sponsorenverträge mit Casinos abschlossen und zu guter Letzt den Oakland Raiders mit überwältigender Mehrheit der Umzug in die Spielerstadt Las Vegas gewährt wurde.

Die Entscheidung des Supreme Courts fiel jetzt eindeutig aus: Mit 7:2 Stimmen stellten die obersten Bundesrichter fest, dass das bisherige Verbot namens Paspa (Professional and Amateur Sport Protection Act) nicht mit dem Gesetzen der USA im Einklang steht. Im Prinzip hatte der Kongress in diesem Paspa am 28.10.92 den Bundesstaaten vorgegeben, dass sie mit Ausnahme von Nevada keine Sportwetten erlauben dürfen. Dies verstößt eindeutig gegen die Bestimmungen dessen, was der Kongress den Bundesstaaten erlauben und verbieten kann.

Mit diesem historischen Richterspruch auf 49 Seiten endet zugleich das Verfahren gegen Chris Christie, ein Einspruch der Ligen dagegen ist nicht möglich. New Jersey, das im Vorfeld bereits Vorkehrungen getroffen hatte, wie ein Erlaubnisverfahren aussehen soll und diesbezüglich binnen weniger Wochen seinen Casinos (z.B. in Atlantic City) und Pferderennbahnen das Anbieten von Sportwetten (gegen Gebühren und mit Besteuerung selbstverständlich) genehmigen kann, ist eindeutig am weitesten.

Auch die Casinos hatten bereits in Erwartung eines positiven Urteils Personal angeheuert, das in den Startlöchern steht und laut Experten innerhalb von zwei Wochen funktionierende Sportsbooks, wie die Wettannahmestellen in den USA genannt werden, aus dem Boden stampfen kann.

Neben New Jersey sind noch Delaware, Connecticut, Iowa, Mississippi, New York, Pennsylvania und West Virginia an einer Umsetzung des Urteils und einem Genehmigungsverfahren interessiert. Spätestens, wenn die übrigen Bundesstaaten sehen, wie viel Einnahmen ein Bundesstaat mit der Genehmigung der Annahme von Sportwetten verdienen kann, werden wohl auch andere nachziehen.

Auf Seiten der Ligen sind die NBA und die Major League Baseball bereits aus dem Zusammenschluss ausgeschert und sprechen sich für möglichst einheitliche Regelungen und Gesetze für die Genehmigung aus. Die NBA hatte bereits vor Monaten angekündigt, eine einprozentige Abgabe zur "Erhaltung der Integrität" verlangen zu wollen, da ja auch Teamnamen und Logos von den Wettanbietern verwendet werden würden. Allerdings stellte sich schnell die Frage, wieso das dann bisher kein Thema gewesen war, da in Las Vegas ja bereits seit vielen Jahren auch auf die NBA gewettet werden kann.

Die NFL verhielt sich dagegen – genauso wie NCAA und NHL – bisher auffallend ruhig. Lediglich ein kurzes Statement war zu vernehmen: "Wir werden den Kongress noch einmal anrufen, dieses Mal, um ein Grundgerüst für die Legalisierung der Sportwetten zu vereinbaren."

Im wettverrückten England, in dem sich an jeder Ecke ein Buchmacher finden lässt, verstand man die Bedenken sowieso nie. Und die NFL wird spätestens dann, wenn zusätzliche Werbemillionen fließen, ihre Bedenken ebenfalls zu Grabe tragen.



Carsten Keller - 14.05.2018

Künftig wird es Sportsbooks auch außerhalb von Nevada geben

Künftig wird es Sportsbooks auch außerhalb von Nevada geben (© Carsten Keller)

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