Jaguars schocken Steelers

Blake Bortles strafte alle seine Kritiker Lügen.Einen solchen Ausgang hatte man sich in Pittsburgh nicht vorstellen wollen. Auch im zweiten Treffen mit den Jacksonville Jaguars vor heimischer Kulisse zogen die Pittsburgh Steelers den kürzeren. In einem Spiel, in dem die Steelers Fehler an Fehler reihten, triumphierten die Jaguars mit 45:42. So viel Punkte hatten die Steelers erst einmal, in der Saison 1984 gegen die Miami Dolphins, in einem Playoffspiel kassiert.

Damals stand ein gewisser Dan Marino auf der Gegenseite. Diesmal war es "nur" Blake Bortles, der viel geschmähte und kritisierte Quarterback der Jaguars. Bortles spielte eine fehlerfreie Partie, vervollständigte 14 von 26 Pässen, warf keine Interception, verursachte keinen Fumble und erlief 35 Yards, zwei Mal davon reichte es für einen erneuten First Down. "Er wurde viel kritisiert. Aber heute hat er die Steelers dominiert", sagte Jaguars-S Barry Church nach der Partie. Nun, dominiert ist wohl zu viel gesagt, aber er zeigte genau die Leistung, die nötig war, um die Steelers an diesem Tag zu schlagen.

Die Entscheidung in dieser Partie war eigentlich schon zu Beginn des zweiten Viertels gefallen. Die Steelers präsentierten sich völlig desorientiert und lagen schnell mit 0:21 hinten. Von diesem Vorsprung zerrten die Jaguars bis zum Schlusspfiff. Schon mit der ersten Angriffsserie setzten die Jaguars ein Zeichen. RB Leonard Fournette beendete die erste Serie über 66 Yards mit einem Lauf über 1 Yard zum 7:0.

Zur Überraschung der Steelers, die ihre Verteidigung zum Schutz gegen den Lauf nach vorne gezogen hatten, setzten die Jaguars aber gleich zu Beginn eher auf ihr Passspiel. Pässe von Bortles über 21, 13 und 19 Yards trafen die Steelers sichtbar unvorbereitet und brachten die Jaguars in die Ausgangsposition für ihren ersten Touchdown.

Nach einer Interception von Roethlisberger an der eigenen 18-Yard-Linie benötigten die Jaguars nur einen Spielzug, um ihren zweiten Touchdown zu erzielen. Wieder war es Fournette, dem es gelang die gesamte Defense zu umkurven und damit seinen zweiten Touchdown zu markieren. Da waren die Zuschauer in Pittsburgh das erste Mal an diesem Tag hörbar geschockt.

Im Gegenzug zeigte nun die Offense der Steelers erstmals ihre Gefährlichkeit, zumindest bis zur 21-Yard-Linie der Jaguars. Dann folgte die erste diskussionswürdige Entscheidung der Steelers Coaches. Bei nur noch 30 fehlenden Zentimetern zum First Down wäre ein Quarterback Sneak die wohl einfachste Lösung gewesen. "Sie hatten Spieler in allen A und B-Gaps. Deshalb habe ich entschieden, einen anderen Weg zu wählen", beschrieb Steelers-Head-Coach Mike Tomlin später die Situation.

Stattdessen warf Ben Roethlisberger den Ball zum sechs Yards hinter der Line of Scrimmage stehenden RB Le'Veon Bell, der nun versuchen sollte, diese sechs Yards und zusätzlich die fehlenden 30 cm zu überwinden. Das Vorhaben scheiterte wie zu erwarten an der schnellen Defense der Jaguars. Die Jaguars nutzten diesen Wechsel des Angriffsrechtes für eine erneute Demonstration. Diesmal setzten die Jaguars verstärkt auf das Laufspiel, um die Steelers zu überwinden. Läufe unter anderem über 9, 11 und 8 Yards, zwei davon durch Bortles, brachten die Jaguars an die 4-Yard-Linie der Steelers, von der RB T.J. Yeldon zum 21:0 für die Jaguars erhöhte.

Angesichts der fast schon hilflosen Abwehrversuche der Steelers beschlich wohl die ersten Fans der Steelers der Gedanke, dass dies hier wohl erneut schiefgehen könnte. Die Steelers verkürzten zwar diesen Vorsprung in der Folgezeit immer wieder mit teils spektakulären Aktionen, aber die Jaguars hatten immer eine Antwort parat, wenn es darauf ankam.

Zumindest einmal waren die Steelers ganz nah dran, das Spiel zu drehen. Beim Stand von 7:28, LB Telvin Smith hatte einen Fumble von Roethlisberger bis in die Endzone der Steelers zurückgetragen, verkürzten die Steelers mit der letzten Angriffsserie der ersten Halbzeit und der ersten in der zweiten Halbzeit auf 21:28. Und als FS Robert Golden anschließend einen Punt der Jaguars blockte und die Steelers an der 48-Yard-Linie in Ballbesitz kam, schien es, als ob die Steelers ihrer Favoritenrolle endlich gerecht werden könnten.

Doch erneut scheiterten die Steelers am vierten Angriffsversuch und nur einem Yard fehlender Distanz. Wieder entschieden sich die Steelers für einen ungewöhnlichen Spielzug, diesmal einen Pass auf WR JuJu Smith-Schuster, der unvollständig blieb. Die folgende Angriffsserie der Jaguars beendet Fournette mit seinem dritten Touchdownlauf zum 35:21. Jeden nun folgenden Touchdown der Steelers konterten die Jaguars erfolgreich und ziehen damit verdient in ihr erstes AFC Championship Game seit 1999 ein.

"Sie haben keinen Respekt gezeigt. Sie haben die ganze Woche nur über das Spiel gegen die Patriots gesprochen. Sie hatten das Spiel gegen uns offenbar schon abgehakt. Das ergab keinen Sinn und hat uns zusätzlich motiviert", sagte Jaguars-S Barry Church.

Ob die Steelers die Jaguars nun unterschätzt hatten oder nicht, mit ihren Play-Action-Pässen und Bootlegs narrten die Jaguars die Defense der Steelers ein ums andere Mal. Die Steelers schienen in Defense und Offense nicht auf die Jaguars vorbereitet zu sein. Und nach dem sehr schnellen und deutlichen Rückstand werden wohl auch die ersten Zweifel am so sicher geglaubten Erfolg bei den Steelers aufgekommen sein.

Jaguars Calais Campbell hatte noch in der Woche vor der Partie gesagt, das er nur gewinnen will, notfalls auch mit 45:42, nun dem tatsächlichen Endstand. "Das war schon ein verrücktes Spiel. Wir sind Kämpfer und wollen gewinnen. Als wir gelesen hatten, dass die Steelers schon über ein mögliches Spiel gegen die Patriots schreiben, fühlten wir uns nicht respektiert. Das hat uns natürlich noch zusätzlich motiviert", legte er noch einmal nach.

DE Yannick Ngakoue äußerte sich ähnlich und zeigt, wie sehr sich die Jaguars in diese Partie verbissen hatten: "Die Steelers haben die ganze Woche irgendetwas von sich gegeben. Wir haben uns dazu nicht geäußert. Wirklich gute Spieler reden nicht so viel. Sie warten bis das Spiel ansteht und geben die Antwort auf dem Platz."

Und noch einmal Barry Church: "Sie haben geglaubt, es kann kein zweites Mal passieren. Sie waren sicher, sie können kein zweites Mal gegen uns verlieren. Nun ist es aber doch passiert."

Und was sagen die Steelers dazu? Guard David DeCastro wurde sehr deutlich: "Sie waren motiviert und verärgert. Das hat man gespürt. Sie wollten uns etwas beweisen und haben es auch getan. Wir haben 9:30 im Oktober verloren, dabei richtig schlecht gegen sie gespielt und wir reden nur über ein mögliches Spiel gegen New England? Das war dumm. So etwas macht man nicht. Man gibt seinem Kontrahenten nicht noch extra Motivation. Sie sind ein gutes Team und haben es heute wieder bewiesen. Ich liebe meine Teamkameraden, aber so etwas möchte ich nicht noch einmal erleben."

Korber - 15.01.2018

Blake Bortles strafte alle seine Kritiker Lügen.

Blake Bortles strafte alle seine Kritiker Lügen. (© Getty Images)

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