Atlanta, das neue Epizentrum

Atlanta hat sich zum Herz des College Footballs entwickelt. Sieben Millionen Menschen leben in Atlanta, sieben Profi Teams beherbergt diese Metropole des Südostens der USA und es hat vier Jahre gedauert, bis ein College Football Playoff Finale Station in der Hauptstadt von Georgia gemacht hat. Die Gründe für die Zeitverzögerung liegen auf der Hand, das "State of the Art" Mercedes Benz Stadion wurde nicht früher fertig gestellt, da die öffnungsfähige Dachkonstruktion den Konstrukteuren lange Zeit Kopfzerbrechen bereitete. Seit August sind diese Probleme Vergangenheit und damit ist die Stadt, die einst vom Winde verweht" wurde, nun endgültig zum Herzen des College Footballs geworden. Zunächst wurde vor vier Jahren die College Football Hall of Fame in Atlanta Downtown eröffnet und mit 26000 Hotelzimmern können auch größere Menschenmassen beherbergt werden. Den größten Flughafen der Welt (gemäß der abgefertigten Passagierzahlen), der Hartsfield-Jackson International Airport, kann die Region ja bereits sein einigen Jahren als ihr Eigentum nennen und dieser ist ein Garant dafür, dass während der herbstlichen Freitage die ansässigen Fans der 28 College Football Teams auch das richtige Gate zu ihren Flügen finden, um ihr Team zu Auswärtsspielen zu begleiten. Das Gleiche gilt natürlich auch für auswärtige Fans, die nach Atlanta fliegen, um ihr Team in Georgias Metropole beizustehen.

Damit schließt sich der Kreis der Geschichte. Georgia und Alabama spielen am 8. Januar 2018 dort ihr CFP Endspiel aus, wo nur vier Meilen weiter entfernt, im Piedmont Park, im Jahr 1892, erstmals Auburn und Georgia College Football spielten. Vor vier Wochen wurde diese Rivalry zum 122. Mal ausgetragen. Das brandneue Stadion ist aber auch nur zwei Meilen vom ältesten Campus Stadion innerhalb der FBS Klasse entfernt, dass heute Grant Field genannt wird und in den 50er Jahren heiße Schlachten gesehen hat. Genauso weit entfernt ist das Georgia State Stadium der Georgia State Panthers, die in dieser Saison sieben Siege und einen Bowl errangen und nur eine Meile ist das Mercedes Benz Stadium von der noch relativ neuen College Football Hall of Fame gebaut worden. Eine Meile ist aber auch das Stadion von den Colleges Morris Brown, Morehouse und Clark Atlanta entfernt, die als "Black Colleges" über eine reiche College Football Tradition verfügen, immer noch als Speerspitzen der Bürgerrechtsbewegung gelten und schon Seite an Seite mit Dr. Martin Luther King für die Chancengleichheit für alle Menschen dieser Welt eintraten.

Atlanta steht aber auch für eine große Anzahl von Football Geschichten. Fünf Jahre nach dem ersten Kickoff, am 3. Oktober 1897, nach einem Spiel zwischen Georgia und Virginia, verstarb Linebacker Richard von Gammon aufgrund einer Kopfverletzung. Sein Tod führte zu einem Gesetzentwurf im Bundesstaat, dass vorsah, American Football in den öffentlichen Hochschulen zu verbieten. Der damalige Gouverneur W. Y. Atkinson stoppte mit seinem Veto das Gesetz, da die Mutter des verstorbenen Sportlers Atkinson einen Brief schrieb und darum bat, "den Tod ihres Sohnes nicht dafür zu benutzen, das Liebste, was ihr Sohn besaß, zu vernichten."

Eng ist auch Atlanta mit Georgia Tech verbunden. Der erste Coach wurde von den Yellow Jackets erst 1904 verpflichtet. Dieser sollte es aber in sich haben. John Heisman trainierte zunächst Clemson und wurde von der Universität nach Georgia geholt. Zwischen 1914 bis 1918 gewannen die gelben Jacken 33 Spiele ohne eines zu verlieren. Dazu gehörte auch das sagenhafte 22:0 gegen Cumberland und die National Championship 1917. Nach der 1919er Saison brach Heisman die Herzen der Tech Anhänger, als er von Penn State abgeworben wurde. In den nächsten 47 Jahren stellte Georgia Tech nur noch zwei Football Head Coaches ein: Bill Alexander und Bobby Dodd. Alexanders bestes Team gewann 1929 gegen California den Rose Bowl mit 8:7. In Erinnerung ist aber vor allem Roy Riegels geblieben, der eine tragische Figur in diesem Rose Bowl spielte. Der Center der Golden Bears nahm in der Mitte des zweiten Viertels einen Fumble an der gegnerischen 30 Yards Line auf. Durch das dabei auftretende Gedränge verlor er jedoch die Orientierung beim Versuch, einem gegnerischen Spieler auszuweichen. Anschließend lief er 69 Yards in Richtung der eigenen Endzone in der Annahme, einen Touchdown erzielen zu können. Ihm folgte sein Mitspieler Benny Lom, der vergeblich versuchte, ihn auf seinen Fehler aufmerksam zu machen und ihn erst kurz vor der Endzone der Golden Bears erreichte, sowie mehrere Spieler der Yellow Jackets, die ihn schließlich mit einem Tackle an der 1-Yard-Linie zu Fall brachten. Die California Golden Bears entschieden sich angesichts der entstandenen Spielsituation für einen Puntversuch durch Benny Lom, der durch die Georgia Tech Yellow Jackets geblockt wurde und zu einem Safety, der zwei Punkte wert war, für Georgia Tech führte. Roy Riegels wurde von seinen Mitspielern getröstet und während der Pause überzeugt, trotz des Fehlers weiter am Spiel teilzunehmen. Georgia Tech siegte letztlich mit einem Endstand von 8:7 und gewannen damit auch die nationale Meisterschaft. Robert E. Lee Dodd, Alexanders bester Assistant Coach übernahm das Ruder 1945. Im Jahr 1952 beendete sein Team die Saison hinter Michigan State als die Nummer Zwei des Landes. 1964 wurde Georgia Tech aus der SEC genommen, da Dodd nicht die liberale Politik der Stipendien Vergabe mochte. Für die nächsten 20 Jahre wurde Tech immer unwichtiger für den College Football. Erst 1990 sollte Bobby Ross, Georgia Tech zu neuen Ehren führen.

Atlanta ist heute vor allem die Stadt der Georgia Bulldogs. 1892 wurde das Team der Georgia University gegründet und war ein Gründungsmitglied der Southern Intercollegiate Athletic Association. Bis 1921 verblieb Georgia in der SIAA und gründete mit zwölf anderen Teams die Southern Conference.1932 war es wieder Zeit für einen Wechsel und trat der SEC bei. Bis heute hat Georgia 13 SEC Meisterschaften gewonnen, Nur Alabama gewann mehr Championships.

Atlanta ist somit peu a peu das Epizentrum des College Football geworden. In Atlanta fühlen sich ACC genauso wie SEC Team zu Hause und in der Stadt toben in diesen Tagen Alumni Partys fast aller Power 5 Colleges und Universitäten und Paul Johnson, der aktuelle Head Coach von Georgia Tech ist stolz darauf, dass auf den Grundstücken seiner Nachbarn die Flaggen von Michigan, Michigan State und Tennesse genauso vertreten sind, wie die von Alabama, Kentucky und Georgia Tech.

Atlanta ist aber auch ein Recruiting Center für College Football Spieler. Im Atlanta Marriot Buckhead Hotel logieren die meisten der Power 5 Coaches und sprechen mit vielen jungen Talenten. "Ich sage immer zu den High School Spielern, wenn Du ein guter Spieler bist und gesehen werden willst, gehe einfach in dieses Hotel. Dorthin steigt jeder Coach und ab und Du wirst von irgend jemanden schon gesehen werden", meint auch Georgias Head Coach Kirby Smart. Das Ergebnis gibt ihn Recht. Von 65 Power 5 Colleges haben 54 Spieler aus Atlanta verpflichtet und auch die Qualität der Spieler hat sich signifikant vergrößert. Von 1942 bis 1997 hat Atlanta nur 14 All-Americans "produziert". In den letzten 20 Jahren waren es bereits 24 Spieler, die diese Ehrenbezeichnung erhielten. Alleine drei All Americans, die in Atlanta aufwuchsen, wurden 2017 ernannt: Defensive End Bradley Chubb (North Carolina State), Wide Receiver Michael Gallup (Colorado State) und Offensive Tackle Orlando Brown (Oklahoma).

Atlanta ist immer mehr zu einer Kreuzung des College Footballs geworden und noch lange nicht satt. Die viergrößte Messestadt der USA hat innerhalb von 18 Wochen fünf Football Matches mit mehr als 76000 zahlenden Zuschauern betreut. Dazu kommen die ungezählten Sportfans, die sich in der Stadt aufhielten und keine Eintrittskarten besaßen. Rund 50 Millionen zusätzliche Steuereinnahmen flossen alleine in dieser Zeit in die Stadtkassen von Atlanta. Der Unterschied liegt somit auf der Hand. Während die deutsche Bevölkerung der großen Städte große Sportspiele in ihrer jeweiligen Stadt mehrheitlich ablehnt, kann der Ausrichter der Olympischen Spiele von 1996, von Sportevents gar nicht genug bekommen.

Schlüter - 06.01.2018

Atlanta hat sich zum Herz des College Footballs entwickelt.

Atlanta hat sich zum Herz des College Footballs entwickelt. (© Mit freundlicher Genehmigung des Atlanta Convention & Visitors Bureau)

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