Bowl-Auftakt ohne Pepp

Der Einstieg in die diesjährige Bowl-Saison war noch etwas - sagen wir mal - zäh. Wirklich spannend war keine der fünf Partien, auch wenn in zwei Spielen Teams nach klaren Rückständen noch bis auf einen Score herankamen. Und ausgerechnet die von der Ansetzung her attraktivste Partie wurde zum größten Flop. Während in vier der fünf Bowls mehrheitlich mittelmäßige Teams aus den Group of Five Conferences gegeneinander spielten, trafen im Las Vegas Bowl eines der besten Group-of-Five-Teams, der Mountain West Conference Champion Boise State, und ein Team aus einer der Power Five Conferences, Oregon aus der Pac-12, aufeinander. Eine im Grunde ideale Konstellation: Boise State ist immer heiß auf Duelle mit Power-Five-Teams, und Oregon, dessen Saison nach gutem Start (3-0) durch die Verletzung von QB Justin Herbert aus dem Tritt geraten war (1-4 in Spielen ohne ihn), hätte eigentlich motiviert genug sein müssen, die Spielzeit mit einem Bowl-Sieg gegen einen anspruchsvollen Gegner positiv abzuschließen.

Es kam aber ganz anders. Boise State gewann gegen einen indisponierten Gegner mit 38:28, und man muss dazu sagen nur mit 38:28. Hätten die Broncos ihre Chancen in der ersten Halbzeit konsequent genutzt und Oregon kurz vor Ende der ersten Halbzeit nicht zwei Touchdowns geschenkt (den ersten mit einem Fumble bei einem schlecht ausführten Trickspielzug, den zweiten mit einer Interception an der Goal Line der Ducks), hätten sie zur Halbzeit mit mehr als 30 Punkten Differenz führen können. Oregon wirkte unkonzentriert, so, als wären Spieler und Coaches im Kopf nicht wirklich bei diesem Spiel, und entsprechend fehlerhaft, taktisch wie individuell, spielte die Mannschaft auch. "Der Las Vegas Bowl bedeutete den Oregon Ducks nichts und das zeigte sich bei der Niederlage", überschrieb ein Kommentator der größten Tageszeitung von Oregon seinen Artikel zum Spiel und zeichnete in diesem dann das Bild einer zerissenen, abgelenkten Mannschaft, die dieses Spiel am liebsten nicht bestritten hätte.

Zugegeben, das ist hart ausgedrückt, aber in der Sache liegt besagter Kommentator angesichts dessen, was den Ducks seit dem Ende der Regular Season widerfahren ist, wohl nicht ganz falsch. Wenige Tage nach den letzten Regular-Season-Spielen Anfang Dezember verloren sie ihren Head Coach Willie Taggart, der nach nur einer Saison in Eugene zu Florida State wechselt. Auf Wunsch der Spieler wurde einer aus Taggarts Stab, Mario Cristobal, zum neuen Head Coach befördert, aber wie Cristobals Coaching-Stab im nächsten Jahr aussehen wird, ist noch völlig unklar. Und zwei Tage vor der Bowl-Begegnung gab es den nächsten Aufreger, der für weitere "Distractions" sorgte: Am Donnerstag gab man bekannt, dass der neben QB Justin Herbert wichtigste Angreifer, RB Royce Freeman, in Las Vegas nicht spielen würde. Der Grund dafür war nicht etwa eine Verletzung, sondern dass Freeman mit Blick auf seine sportliche Zukunft (NFL Draft im kommenden Frühjahr) keine Verletzung riskieren wollte. Nun ist Freeman zwar nicht der erste Spieler, der so handelt, aber seine Entscheidung war natürlich Diskussionsstoff. Und wenn stimmt, was in einem anderen Zeitungsartikel zu lesen war, dass nämlich die Mannschaft schon seit Wochen, also lange bevor die Öffentlichkeit darüber informiert wurde, wusste, dass Freeman in einem Bowl nicht spielen würde, dann gäbe das dem Vorgang einen ziemlich schäbigen Anstrich. Vor allem aber fehlte Freeman, der in "zivil" an der Seitenlinie dabei war, nach Aussage seines Teamkollegen Kani Benoit auf ausdrücklichen Wunsch der Mannschaft, seinem Team auf dem Platz an allen Ecken und Enden. Ohne ihn fand das Laufspiel der Ducks praktisch nicht statt, mit der Folge dass der Angriff nie länger in Ballbesitz blieb und erst in der Schlussphase des dritten Viertels überhaupt über die Mittellinie hinauskam. So hatte Oregon gegen einen Gegner, der Dank der Schwäche der Ducks besser aussah als er es war, keine Chance.

Der enttäuschende Auftritt von Oregon soll natürlich nicht überdecken, dass es an diesem ersten Bowl-Spieltag auch ein paar echte Leckerbissen zu sehen gab. Marshall zum Beispiel überrumpelte Colorado State beim 31:28-Sieg im New Mexico Bowl gleich mit drei spektakulären Big Plays, einem 76-Yard-Touchdown-Pass sowie Touchdown-Läufen von 68 und 90 Yards. Bei Troys 50:30-Sieg im New Orleans Bowl gegen North Texas brillierte QB Brandon Silvers mit vier Touchdown-Pässen, darunter einem über 59 Yards. Und die 221 Receiving Yards, mit denen Boise States WR Cedrick Wilson den Team-Rekord für Receiving Yards in einer Saison auf 1.511 verbesserte, sind trotz der schwachen Gesamtleistung von Oregon bemerkenswert. Darüber hinaus darf man natürlich erwarten, dass das Niveau der Spiele vor allem nach Weihnachten, wenn fast nur noch die Teams aus den Power Five Conferences im Einsatz sind und die Bilanzen der Bowl-Kontrahenten immer besser werden, steigt.

Hoch - 18.12.2017

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