Die Spitze wurde ordentlich aufgemischt

Über fehlende Abwechslung können sich die College-Football-Fans derzeit nicht beklagen. Auch am zweiten Spieltag im Crunchtime-Monat November gab es wieder wilde Spiele, spektakuläre Favoritenstürze und daraus resultierend mögliche Playoff-Konstellationen, die vor wenigen Wochen noch als zu verwegen abgetan worden wären. Ein National Championship Game, in dem sich zwei Teams mit je zwei Niederlagen auf dem Konto gegenüberstehen? Blödsinn. Ein Finale Wisconsin gegen Miami? In your dreams! Oder doch nicht? Die Ergebnisse dieses Spieltages, an dem zwei der ersten Drei der Rangliste des Playoff Selection Committees Niederlagen kassierten, machen beide Konstellation möglich, allerdings auch noch eine Reihe anderer ähnlich ungewöhnlicher.

Die beiden großen unmittelbaren Gewinner des Spieltages waren Miami und Wisconsin, zwei Teams mit einem ähnlichen Werdegang und dem gleichen Problem. Beide gingen ungeschlagen in den Spieltag und bei Beiden gab es dennoch Zweifel über ihre tatsächliche Stärke, weil sie bislang noch gegen keinen hochkarätigen Gegner gespielt und gewonnen hatten. Am Samstag zeigten Beide mit unerwartet klaren Siege gegen ihre hochwertigsten Gegner, dass sie durchaus würdige Playoff-Kandidaten sind. Dabei beeindruckte vor allem Miami. Die Hurricanes fegten den Ranglisten-Dritten Notre Dame mit 41:8 regelrecht vom Platz. Zugegeben, auch in diesem Spiel fehlte Miami in der Offensive das Kaliber, das andere Playoff-Kanditaten wie Alabama, Clemson oder Oklahoma Woche für Woche zeigen, aber der Angriff machte endlich einmal keine gravierenden Fehler, und die Abwehr spielte umso spektakulärer. Vor allem gegenüber ihrer Schnelligkeit wirkte der in den letzten Wochen so starke Angriff der Fighting Irish regelrecht behäbig. Vorausgesetzt, sie leisten sich in den letzten beiden Punktspielen gegen Virginia und bei Pittsburgh keinen Aussetzer mehr, spielen die Hurricanes Anfang Dezember im ACC Championship Game gegen Clemson um den Einzug in die Playoffs. Die Teilnahme am Conference-Finale hatte durch Virginias Niederlage bei Louisville bereits vor dem eigenen Sieg festgestanden. Clemson hatte seine erwartete Teilnahme am ACC-Finale mit einem 31:14-Heimsieg gegen Florida State klargemacht.

Wisconsin setzte sich am Samstag souverän mit 38:14 gegen Iowa durch, was angesichts der nicht immer überzeugenden Auftritte in den letzten Wochen und Iowas 55:24-Demütigung von Ohio State eine Woche zuvor dann doch überraschte. Mit dem Sieg haben die Badgers zumindest erst einmal vorzeitig den Einzug ins Big Ten Championship Game geschafft. Auch bei den Badgers bleiben die Mängel in er Offensive (bei ihnen im Passspiel), die Zweifel daran nähren, ob sie wirklich das Zeug zum ganz großen Wurf haben, aber auch sie besitzen eine erstklassige Abwehr. Eine Woche nach der Gala-Vorstellung gegen Ohio State (487 Total Yards) gelang Iowas Angriff gegen die Badgers nun wirklich gar nichts: fünf First Downs, 66 Total Yards, im Schnitt 1,3 Yards pro Spielzug. Die Frage ist, ob diese Leistung schon jetzt reicht, um in der Playoff-Rangliste auf einen der ersten vier Plätze vorzurücken. Wisconsin war in der Rangliste vom letzten Dienstag nur Achter. Drei der vor ihnen platzierten Teams - Georgia, Notre Dame und TCU - haben am Samstag verloren, aber die übrigen vier (Alabama, Clemson, Oklahoma und Miami) werden wohl vor ihnen platziert bleiben. Das ist zumindest im Falle von Clemson nicht ganz fair, weil die Tigers gegen ein Team verloren haben, das am Ende wahrscheinlich eine negative Bilanz aufweisen wird (Syracuse), aber das schmälert die Playoff-Chancen der Badgers nicht. Sie selbst müssen nach derzeitigem Stand ohnehin alle restlichen Spiele (gegen Michigan, bei Minnesota und das Big Ten Championship Game) gewinnen, und das sollte dann reichen, weil Clemson und Miami im ACC-Finale gegeneinander spielen und der Verlierer dieses Spiels vermutlich hinter einen ungeschlagenen Big Ten Champion Wisconsin zurückfallen würde.
Das eingangs erwähnte Szenario eines National Championship Games mit zwei Teams, die je zweimal verloren haben, hat Auburn möglich gemacht. Die Tigers, die in der ersten Saisonhälfte gegen Clemson und LSU verloren hatten, sind nach dem 40:17-Sieg gegen den bisherigen Spitzenreiter der Rangliste des Playoff Selection Committees, Georgia, mehr als nur ein Playoff-Longshot. Die Tigers lagen in der Playoff-Rangliste vor diesem Spieltag zwar nur auf Platz zehn, aber das wird sich in der neuen Rangliste deutlich verändern. Drei der vor ihnen platzierten Teams - Notre Dame, TCU und Washington - werden sie wegen deren Niederlagen hinter sich lassen. Ende November können sie dann Alabama im direkten Duell aus dem Weg räumen und ins SEC Championship Game einziehen, und wenn man dort am ersten Dezember-Wochenende erneut gegen Georgia gewänne, wäre ihnen ein Platz unter den Top-Vier der Rangliste sicher. Zu schaffen ist das. Das Spiel am Samstag gegen Georgia hat nicht nur gezeigt, dass man mit seiner Offensivstärke auch eine Top-Defense aushebeln kann, ebenso bemerkenswert war, wie die Abwehr der Tigers das sonst so starke Laufspiel von Georgia stoppte. Und mit Alabama kann es Auburn auch aufnehmen. Der Lokalrivale gewann am Samstag bei Mississippi State verdient, aber auch etwas glücklich mit 31:24, aber nach dem verletzungsbedingten Ausfall einiger Stammspieler in der Abwehr ist die Mannschaft anfälliger als noch vor ein paar Wochen. In Starkville verhinderten nur zwei offensive Big Plays, ein 63-Yard-Pass und ein 61-Yard-Lauf, die die beiden ersten Touchdowns vorbereiteten, dass der Rekordmeister in den ersten drei Vierteln deutlicher in Rückstand geriet. Mit einem starken vierten Viertel (26 Spielzüge gegenüber nur neun von Mississippi State) drehte man die Partie dann noch. Das in der Offensive gegenüber Mississippi State deutlich potentere Auburn würde sich bei einen ähnlichen Spielverlauf wohl frühzeitig einen größeren Vorsprung erspielen.

In der Kombination mit Notre Dames Niederlage in Miami und Washingtons Niederlage bei Stanford am Freitagabend eröffnet Auburns Sieg gegen Georgia eine Reihe neuer Konstellationen und dabei kommt ein Team wieder ins Spiel, das eine Woche zuvor seine Playoff-Chancen verspielt zu haben schien: Ohio State. Nach diesem Spieltag ist klar, dass Notre Dame bei der Vergabe der Playoff-Plätze keine Rolle mehr spielt. So gut wie klar ist auch, dass der Pac-12 Champion nicht in den Playoffs spielen wird, weil dieser mindestens zwei Niederlagen auf dem Konto haben wird und das "Resumee" aller Kandidaten deutlich schlechter ist als das der Playoff-Anwärter aus den anderen Power Five Conferences. USC (Niederlagen bei Washington State und Notre Dame) qualifizierte sich am Samstag mit einem 38:24 bei Colorado für das Pac-12-Finale. In der North Division haben noch drei Teams Chancen: Washington (Niederlagen bei Arizona State und Stanford), Washington State (Niederlagen bei California und Arizona) und Stanford (Niederlagen bei USC, San Diego State und Washington State). Sollte Auburn tatsächlich SEC Champion werden, würde das die Chance deutlich verringern, dass die SEC mit zwei Teams in den Playoffs vertreten wäre (möglich wäre es immer noch). Sollten sich am Ende die Champions von ACC, SEC, Big Twelve und Big Ten für die Playoffs qualifizieren, dann wäre, wie gesagt, auch Ohio State wieder im Spiel. Die Buckeyes haben am Samstag ihren Frust über die Iowa-Pleite an Michigan State eindrucksvoll ausgelassen (48:3-Sieg) und können mit Siegen gegen Illinois und bei Michigan aus eigener Kraft ins Big Ten Championship Game einziehen, und dort wären sie keinesfalls Außenseiter.

Man darf gespannt sein, ob diese Gedankenspiele den kommenden Spieltag überdauern werden, oder ob weitere Paukenschläge gleich wieder alles über den Haufen werfen. Potenziell wird das kommende Wochenende nicht allzu dramatisch werden. Es gibt lediglich ein direktes Duell zweier Top-25-Teams, Wisconsin gegen Michigan, und das Upset-Potenzial in den Spielen der anderen unmittelbaren Playoff-Kandidaten ist eher gering. Die Partie Wisconsin gegen Michigan ist natürlich das "Marquee Matchup" und hat nicht nur wegen der Playoff-Chancen von Wisconsin Bedeutung. Sollte Michigan in Madison verlieren und Ohio State seine Pflichtaufgabe gegen Illinois lösen, würde Ohio State vorzeitig ins Big Ten Championship Game einziehen. Sollte Michigan gewinnen, könnte es mit einem Sieg gegen die Buckeyes eine Woche später selbst ins Big-Ten-Endspiel einziehen.

Hoch - 13.11.2017

Leser-Bewertung dieses Beitrags:

zur mobilen Ansichtmehr News Collegewww.ncaafootball.comSpielplan/Tabellen CollegeLeague Map College
RegistrierenKennwort vergessen?

Login:

Kennwort:

dauerhaft: