Playoffs: Grand ohne Drei?

Die Playoff-Hoffnungen der Big Ten Conference ruhen nach den Pleiten von Ohio State und Penn State auf den Wisconsin Badgers.Werden die Playoffs in dieser Saison, um mal einen Begriff aus der Skat-Sprache auszuleihen, ein Grand ohne Drei? Weil es nun mal nur vier Plätze in den Playoffs gibt und die Power Five Conferences den Anspruch haben (und auch haben müssen), dabeizusein, stellt sich jede Saison die Frage, wen es erwischt, wer beim Saisonhöhepunkt nur zuschauen darf. In diesem Jahr droht aber sogar das Szenario, dass gleich drei Power Five Conferences außen vor bleiben, weil zum einen die SEC mit gleich zwei Teams, Alabama und Georgia, unter den ersten Vier der Playoff-Rangliste vertreten sein könnte und zum anderen das keiner Conference angehörende Notre Dame ganz vorn mitmischt. Diese Drei belegten in der Reihenfolge Georgia, Alabama, Notre Dame die ersten drei Plätze der ersten Rangliste des Playoff Selection Committees, die am letzten Dienstag veröffentlicht wurde (nach deutscher Zeit in der Nacht zu Mittwoch), und lösten ihre Aufgaben am ersten Spieltag im November souverän. Spitzenreiter Georgia schlug South Carolina mit 24:10, Alabama besiegte LSU mit dem gleichen Ergebnis, und Notre Dame beherrschte Wake Forest beim 48:37 klarer als es das Ergebnis ausdrückt. Daneben lieferte dieser Spieltag aber ein paar Ergebnisse, die die Situation hinter den Top Drei gehörig verändern werden.

Mit Blick auf die Chancen, ihren Champion bis in die Playoffs durchzubringen, war die Big Ten Conference mit Ohio States 24:55-Debakel bei Iowa und Penn States zweiter Niederlage in Folge, 24:27 bei Michigan State, der große Verlierer des Spieltages. Die beiden Teams, die vor der Saison als die stärksten der Conference galten, sind damit raus aus dem Kampf um die Playoff-Plätze. Gewiss, die Big Ten hat mit Wisconsin noch ein ungeschlagenes Team, aber selbst wenn die Badgers ungeschlagen bleiben und Conference Champion werden sollten, könnte es nicht reichen. In der ersten Playoff-Rangliste belegen sie nur Platz neun, weil ihr bisheriges Programm zu leicht war (keine Top-25-Gegner) und Zweifel daran nährt, ob sie wirklich das Zeug zum Titelanwärter haben. Die vor ihnen platzierten und stärker eingeschätzten Ohio State und Penn State werden in der neuen Rangliste natürlich einige Plätze hinter die Badgers zurückfallen, aber vor Wisconsin platziert waren auch noch Clemson, Oklahoma und TCU, und zwei dieser Drei - Clemson und der Sieger des direkten Duells Oklahoma gegen TCU am kommenden Spieltag - könnten diesen Vorsprung in der Gunst des Playoff Selection Committees durchaus bis zum Ende behaupten. Hinzu kommt, dass ein Sieg im Big Ten Championship Game durch die jeweils bereits zwei Niederlagen der vier möglichen Gegner (Ohio State, Penn State, Michigan State und Michigan) nicht mehr die gleiche Wertigkeit hätte wie einer gegen einen Playoff-Kandidaten mit nur einer Niederlage auf dem Konto. Zunächst einmal müssen die Badgers aber ihre drei restlichen Punktspiele gegen Iowa (am Samstag), Michigan (eine Woche später) und Minnesota (am letzten November-Wochenende) gewinnen. Sollte Wisconsin eines dieser Spiele verlieren, wäre die Big Ten in den Playoffs so gut wie sicher nicht dabei.

Das bemerkenswerteste Ergebnis des letzten Samstags hatte fraglos die Big Twelve Conference geliefert mit Oklahomas 62:52-Sieg bei Oklahoma State. 114 Punkte, 164 Spielzüge, 1.426 Yards - ob solche schier unglaublichen Zahlen ein Beleg für offensive Qualität oder eher einer für eklatante Schwächen in der Defensive sind, muss jeder Betrachter für sich entscheiden. Das Verrückteste daran ist, dass dieses Ergebnis im Kampf um den Einzug ins Conference Championship Game kaum etwas verändert hat. Selbst Oklahoma State gehört immer noch zu den gleich fünf Teams, die Chancen auf das Erreichen des Endspiels haben (neben den Cowboys noch Oklahoma, TCU, West Virginia und Iowa State). Nur in Sachen nationale Playoffs ist Oklahoma State kein Thema mehr. Die Hoffnungen der Big Twelve, in den Playoffs vertreten zu sein, ruhen jetzt darauf, dass der Sieger des Oklahoma-TCU-Spiels anschließend auch seine restlichen Spiele gewinnt. Angesichts der derzeitigen Leistungsdichte in der Conference ist es aber gut möglich, dass ein Team mit zwei Niederlagen Big Twelve Champion wird und das würde wohl nicht für den Einzug in die Playoffs reichen.

Für die ACC lief der letzten Spieltag nach Maß. Das Top-Spiel North Carolina State gegen Clemson war bis zum Schluss offen und endete mit einem 38:31-Erfolg für den letztjährigen National Champion Clemson, der als Vierter der Playoff-Rangliste in diesen Spieltag gegangen war. Anschließend gewann Miami das vorentscheidende Coastal-Division-Duell gegen Virginia Tech mit 28:10 und ist damit weiter ungeschlagen. Sowohl Clemson als auch Miami sind zwar rechnerisch noch nicht im Championship Game der ACC, sollten dieses aber erreichen. Clemson wird den letzten Schritt wahrscheinlich am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Florida State machen, Miami braucht dafür noch einen Sieg aus den beiden letzten ACC-Spielen gegen Virginia und Pittsburgh. Ideal aus Sicht der Conference wäre es, wenn Beide zuvor nicht mehr verlieren würden. In diesem Fall wäre der Sieger des Championship Games so gut wie sicher in den Playoffs. Clemson sollte keines seiner letzten drei Spiele verlieren, für Miami dagegen wird das deutlich schwerer, denn der nächste Gegner am Samstag ist Notre Dame. Die Fighting Irish sind klarer Favorit. Miami leistet sich in seinen Spielen immer wieder teils haarsträubende Fehler. Das war auch gegen Virginia Tech so, aber dank einer starken Leistung der Abwehr und ein paar Big Plays im Angriff rächten sich diese Fehler nicht. Gegen Notre Dame werden die Hurricanes eine nahezu fehlerfreie Leistung zeigen müssen, wenn sie die Überraschung schaffen wollen.

Für Notre Dame hat die Partie in Miami Playoff-Charakter. Ein Sieg wäre wahrscheinlich der entscheidende Schritt Richtung Playoffs, bei einer Niederlage wäre man allerdings raus aus dem Rennen um die Playoff-Plätze, weil man bereits einmal verloren hat (19:20 gegen Georgia). Nach dem Gastspiel in Miami spielen die Fighting Irish noch zu Hause gegen Navy und abschließend bei Stanford. Das Spiel bei Stanford wäre normalerweise noch ein richtig schweres, aber seit der Knöchelverletzung von Running-Back-Star Bryce Love läuft in Stanfords Angriff so gut wie nichts mehr. Bei der Niederlage bei Washington State spielte Love zwar und erzielte mit einem 52-Yard-Lauf sogar einen Touchdown, aber mit seinen 15 weiteren Läufen holte er gerade mal 17 Yards. Mit einem nicht hundertprozentig fitten Love wird Stanford gegen Notre Dame chancenlos sein.

In der SEC fiel am Samstag die erste definitive Entscheidung in den Power Five Conferences und die hat auch Auswirkungen auf mögliche Playoff-Szenarien. Der eigene Sieg gegen South Carolina und die Niederlage von Kentucky gegen Mississippi später am Abend brachten Georgia vorzeitig den Einzug ins SEC Championship Game ein. Die Bulldogs können damit etwas entspannter in die Partie bei Auburn am kommenden Samstag gehen. Selbst wenn man bei den Tigers verlieren würde, könnte man mit einem Sieg im SEC Championship Game gegen Alabama oder erneut Auburn den Einzug in die Playoffs immer noch schaffen. Aus Sicht der Conference wäre es natürlich besser, wenn sich in ihrem Endspiel zwei ungeschlagene Teams (Alabama und Georgia) gegenüberstehen würden. In diesem Fall könnte es sogar so kommen, dass Beide anschließend die Playoffs erreichen.

Am schwierigsten ist der Weg in die Playoffs für den Champion der Pac-12 Conference. Ihr bestes Team, Washington, war in der ersten Playoff-Rangliste nur Zwölfter und trotz der Niederlagen dreier vor ihnen platzierter Teams (Ohio State, Penn State, Oklahoma State) werden die Huskies nach ihrem 38:3-Erfolg gegen Oregon nicht entscheidend vorankommen. Ihre restlichen Punktspiele - am Freitag bei Stanford, anschließend gegen Utah und Washington State - werden die Huskies wahrscheinlich gewinnen. Ein großes Handicap ist aber, dass sie in diesem Fall im Pac-12 Championship Game auf einen Gegner mit mindestens zwei Niederlagen (vermutlich auf USC) treffen würden, und ein Sieg gegen einen solchen Gegner würde die eigene Gesamtleistung nicht genug aufwerten, um damit an anderen Teams mit einer Niederlage vorbeizukommen.

Hoch - 06.11.2017

Die Playoff-Hoffnungen der Big Ten Conference ruhen nach den Pleiten von Ohio State und Penn State auf den Wisconsin Badgers.

Die Playoff-Hoffnungen der Big Ten Conference ruhen nach den Pleiten von Ohio State und Penn State auf den Wisconsin Badgers. (© Getty Images)

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