Knapp am Favoritensterben vorbei?

TCU ist nach dem 44:31-Erfolg bei Oklahoma State ein Kandidat für den Conference-Titel in der Big Twelve.Für eine kurze Phase sah es am Samstagabend so aus, als könnte die Spitzengruppe der Top 25 ordentlich gerupft werden. Gleich sechs Teams aus den Top Ten hätte es erwischen können, am Ende aber verlor nur eines dieser sechs Teams, Oklahoma State mit der 31:44-Heimniederlage gegen TCU, und schaut man sich die Spiele genauer an, dann war das Potenzial eines großen Favoritensterbens weniger groß als es den Anschein hatte. Natürlich hatte jedes dieser sechs Spiele seine eigene Geschichte, aber abgesehen von Oklahoma State stand nur ein weiteres Team wirklich am Rande einer Niederlage. Penn State kam beim 21:19 bei Iowa nur dank eines Touchdowns bei auslaufender Spielzeit gerade noch mal davon. Und das war einigermaßen absurd. Penn State war doppelt so lange in Ballbesitz, holte mehr als doppelt so viele Yards wie der Gegner und hatte mit RB Saquon Barkley, der mehr als 300 Yards holte (211 mit Läufen, 94 mit Fängen), den überragenden Spieler. Iowa dagegen war in der Offensive fast völlig harmlos und nie länger als sechs Spielzüge in Ballbesitz - und ging trotzdem im vierten Viertel mit zwei Touchdowns in Führung (19:15). Der Grund: Penn State hatte es zuvor versäumt, die Überlegenheit in Punkte umzumünzen. Die Nittany Lions vergaben zwei Field-Goal-Versuche und kamen zweimal kurz vor der Endzone stehend (1-Yard-Linie und 3-Yard-Linie) nur zu kurzen Field Goals. So hätten zwei Big Plays beinahe den Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Den Touchdown zum 13:15 erzielte Iowa mit einem 70-Yard-Pass, den zum 19:15 drei Spielzüge nach einem geblockten Field-Goal-Versuch. "Wir waren in der Offensive nicht in der Lage, alles richtig umzusetzen und die Angriffe konsequent auszuspielen. Wir müssen vor allem in der Mitte zwischen den Tackles besser werden, um den Ball dann auch in die Endzone zu bringen", sagte Head Coach James Franklin zur größten Schwäche seines Teams an diesem Abend.

Die Spiele der anderen Favoriten, die mehr gefordert wurden als zuvor erwartet, liefen nach einer anderen Dramaturgie ab. In ihnen setze sich die größere Klasse der Favoriten am Ende durch. Typisch war das 34:7 von Clemson gegen Boston College. Am Ende des dritten Viertels stand es noch 7:7. In der Anfangsphase des vierten Viertels schloss Clemson einen längeren Angriff (zehn Spielzüge, 67 Yards) mit dem 14:7 ab und danach brach der Widerstand des Außenseiters ein. Es wirkte, als bräuchte der Meister nur mal kurz das Gaspedal durchtreten, um für klare Verhältnisse zu sorgen. Die nächsten drei Angriffe des letztjährigen National Champions brachten drei weitere Touchdowns, fertig war der Erfolg aus der Kategorie "standesgemäß". Letztlich holte Clemson 44 Prozent seiner Angriffsleistung im vierten Viertel. "Mein Gefühl war, dass wir sie im Laufe der Zeit müde spielen würden, und dann haben wir 27 Punkte in Folge erzielt. Am Ende musst du vier Viertel lang kämpfen und das haben unsere Jungs getan. Wir sind geduldig geblieben, versuchten, uns nicht frustrieren zu lassen", sagte Head Coach Dabo Swinney. Vergleichbar lief es bei Michigans 28:10-Sieg bei Purdue. Die Wolverines lagen bei Halbzeit überraschend hinten (7:10). Kurz vor Ende des dritten Viertels schlossen sie ihren nach Yards längsten Angriff (11 Spielzüge, 86 Yards) mit dem 14:10 ab. Es folgten zwei weitere Touchdowns bei den nächsten beiden Angriffen, und schon war das Thema Upset erledigt.

Bei USCs 30:20-Sieg bei California, das trotz der Niederlage den Aufschwung der ersten drei Spiele bestätigen konnte, brachten zwei Ballverluste (erst ein Fumble von QB Ross Bowers beim Quarterback Sack, dann eine Interception) kurz hintereinander den Favoriten auf Erfolgskurs. Sie führten zu den Touchdowns zum 23:13 und 30:13 der Trojans innerhalb von nur knapp zweieinhalb Minuten und damit war die Luft aus einer bis dahin hart umkämpften Partie schlagartig raus. "Ich denke, wir haben heute ziemlich gut begonnen, aber du darfst den Ball nicht verlieren. Es ist schwer, zu gewinnen, wenn du dem Gegner immer wieder den Ball schenkst. Wir haben zu oft versucht, Dinge zu erzwingen, die nicht gingen", sagte Bowers zur verpassten Überraschung.

Bei Oklahomas 49:41 in Waco beim noch sieglosen Baylor lag die Sache wieder ganz anders. Die Sooners traten anfangs auf, als wollten sie die Gastgeber überrennen. Der Offense genügten sieben Spielzüge, um früh mit 21:7 zu führen. Mitte des zweiten Viertels lagen sie gar mit 18 Punkten vorn (28:10). Danach ließ das Team nach, fing sich zwei lange Touchdown-Pässe ein, kam unmittelbar nach der Halbzeit ins Schwimmen und geriet sogar in Rückstand (28:31). Die Reaktion darauf erinnerte an die Situation im Spiel von Clemson gegen Boston College. Oklahoma schloss die folgenden drei Angriffe nach Baylors Field Goal zum 31:28 mit Touchdowns ab und lag so nach etwas mehr als fünf Minuten des letzten Viertels wieder mit 18 Punkten vorn, und dieses Mal reichte das, auch wenn Baylor kurz vor Schluss noch einmal herankam. Die wesentlichen Gründe für diesen Spielverlauf waren für Head Coach Lincoln Riley eine Reihe spektakulärer Angriffsaktionen des Gegners und eigene Fehler in der Abwehr. "Unsere Passverteidigung war heute über das gesamte Spiel zu unbeständig. Mal war der Pass Rush nicht gut genug, mal waren es Deckungsfehler der Defensive Backs. Manchmal hatte ich das Gefühl, die Jungs waren zu sehr darauf aus, Big Plays zu machen, und vergaßen dabei ihre Zuordnung", so Rileys Analyse.

Am Ende blieb, wie schon erwähnt, mit Oklahoma State nur ein Top-Ten-Team auf der Strecke. An der Niederlage der Cowboys gegen TCU überraschte die Höhe und dass sie, von der kurzzeitigen 7:6-Führung abgesehen, immer einem größeren Rückstand hinterher liefen, aber die Horned Frogs sind auchvon einem anderen Kaliber als die Gegner der vier anderen. Mit eigener Ballkontrolle im Angriff und einer sehr guten Deckungsarbeit der Defensive Backs bremsten sie das gewohnte Offensiv-Feuerwerk der Cowboys aus. TCUs Erfolg in Stillwater verschiebt die Kräfteverhältnisse in der Big Twelve Conference vorerst etwas, weil aber sieben der zehn Teams gut genug sind, um zumindest den zweiten Platz zu erreichen, ist das Rennen um den Einzug ins Conference Championship Game völlig offen und dabei mischt auch Oklahoma State trotz der Niederlage weiter mit.

Von den übrigen Ergebnissen sind zwei besonders erwähnenswert: Georgias 31:3 gegen Mississippi State im neben Oklahoma gegen TCU zweiten Duell zweier Top-25-Teams, und Florida States 21:27-Heimniederlage gegen North Carolina State. Die Souveränität, mit der Georgia das überraschend gut in die Saison gestartete Mississippi State schlug, war beeindruckend. Eine bärenstarke Abwehr und ein Überangebot an sehr guten Running Backs machen Georgia zurzeit zum größten potenziellen Herausforderer von Alabama in der SEC, auch wenn natürlich noch einige schwere Spiele vor den Bulldogs liegen (z.B. gegen Florida Ende Oktober und bei Auburn Mitte November).

Florida State dagegen hat sich mit der zweiten Niederlage im zweiten Spiel aus dem Kreis der möglichen Herausforderer von Top-Favorit Alabama gespielt. Die Geschichte der Seminoles in den ersten Wochen dieser Saison ist zugegebenermaßen fast schon tragisch. Auftaktniederlage im direkten Duell mit Alabama, in diesem Spiel QB Deondre Francois mit einer Verletzung verloren, dann eine dreiwöchige Spielpause, weil die Partie gegen Louisiana-Monroe ganz abgesetzt und das Spiel gegen Miami verlegt wurden - am Samstag war die Mannschaft jedenfalls in allen Bereichen meilenweit von dem entfernt, was man ihr vor der Saison zugetraut hatte. Was am Auftritt der Seminoles gegen North Carolina State am meisten enttäuschte, war das Fehlen eines wirklichen Aufbäumens im Angesicht einer besonders schwierigen Situation und dass niemand da war, der das Team mit einer Leistungssteigerung hätte mitreißen können. Die großen Ziele - Conference-Titel und Erreichen der Playoffs - sind nach dem ersten 0-2-Start seit 1989 jedenfalls vom Tisch. Jetzt müssen überhaupt erst einmal Siege her. "Du darfst im Leben nie den Kopf hängen lassen. Unglücklicherweise läuft es manchmal so. Wir werden weiter hart arbeiten. Wir werden weiter kämpfen. Wir werden versuchen, alle restlichen Spiele zu gewinnen. Das ist unser Ziel", sagte RB Jacques Patrick zur derzeitigen Stimmung der Mannschaft. Der nächste Gegner am Samstag ist Wake Forest, ein Team, das die Seminoles normalerweise sicher schlagen müssten. Aber normal war bei ihnen in dieser Saison bislang noch nichts.

Hoch - 25.09.2017

TCU ist nach dem 44:31-Erfolg bei Oklahoma State ein Kandidat für den Conference-Titel in der Big Twelve.

TCU ist nach dem 44:31-Erfolg bei Oklahoma State ein Kandidat für den Conference-Titel in der Big Twelve. (© Getty Images)

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